Lange Wartezeiten, fehlende Hausbesuchskapazitäten, unbesetzte Stellen und eine immer weiter steigende Arbeitsbelastung für Physiotherapeuten in der ambulanten Versorgung. Alle diese Punkte gefährden aktuell die physiotherapeutische Patientenversorgung in Deutschland.

2.077 Kolleginnen und Kollegen haben eine Woche lang im Juli 2018 an der ersten Befragung zum Wartezeitenbarometer Physiotherapie teilgenommen. Durchgeführt haben die einwöchige Onlinebefragung der Deutsche Verband für Physiotherapie (ZVK) und der Verband Physikalische Therapie (VPT). Aus allen Bundesländern sind Angaben zu Wartezeiten auf Termine und zur Suche von Mitarbeitern eingegangen. Das Ergebnis untermauert den Fachkräftemangel in der Physiotherapie – denn: Ein zeitnaher Beginn der Physiotherapie ist flächendeckend nicht gewährleistet.

Ergebnisse lassen Alarmglocken schlagen

Bei 51,7 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Praxen warten Patienten drei Wochen und länger auf einen Termin für Physiotherapie. Ist ein Patient auf einen Hausbesuch eines Therapeuten angewiesen, muss er in 66,3 Prozent der Praxen vier Wochen und länger auf den ersten Behandlungstermin zu Hause warten. Diese Zahlen sind alarmierend.

Fachkräftemangel – Praxisinhaber versuchen, Abhilfe zu schaffen

72,7 Prozent der teilnehmenden Praxen waren im Juli 2018 auf der Suche nach neuen Mitarbeitern. Knapp 44 Prozent der Praxisinhaber haben Vollzeitstellen zu vergeben. Dieses Ergebnis deckt sich mit den aktuellen Arbeitsmarktdaten der Bundesagentur für Arbeit: Die Zahl der arbeitslosen Physiotherapeuten ist im Juni 2018 im Vergleich zum Vorjahresmonat um weitere 5,8 Prozent gesunken.

Das Wartezeitenbarometer Physiotherapie soll fehlende Kapazitäten in der Physiotherapie aufzeigen. Gegenüber der Politik, den Krankenkassen und in der Öffentlichkeit belegen wir mit Zahlen den zunehmenden Fachkräftemangel in der Physiotherapie. Dieser hat nachweislich Auswirkungen auf die physiotherapeutische Versorgung der Menschen in Deutschland. Das kann die Politik nicht hinnehmen.

„Gemeinsam mit der Politik haben wir den festen Willen, den sinkenden Schülerzahlen, der Abwanderung aus dem Beruf und dem rasant zunehmenden Fachkräftemangel in der Physiotherapie entgegenzuwirken“, betont Andrea Rädlein.

Konkret fordern wir von der Politik:

  • eine dauerhafte finanzielle Aufwertung unseres Berufs!
  • eine Modernisierung der Ausbildung!
  • bundesweite Schulgeldfreiheit!
  • eine Steigerung der beruflichen Autonomie und den Direktzugang des Patienten zum Physiotherapeuten!
  • Abbau von Bürokratie in der Therapie
  • Einbeziehung der Physiotherapeuten in die Gesundheitstelematik!

Über die Gespräche mit der Politik hinaus, beziehen die Verbände ab August auch Patienten und Angehörige in unsere berufspolitische Arbeit ein. Denn es geht um ihre physiotherapeutische Versorgung und den Anspruch, zeitnah erforderliche Therapien zu erhalten.

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