PROMs – kurz für Patient-Reported Outcome Measures – sind standardisierte Befragungen, in denen Patientinnen und Patienten ihre gesundheitliche Situation selbst einschätzen. Im Fokus steht die subjektiv empfundene funktionale, mentale und kognitive Leistungsfähigkeit im Zusammenhang mit einer akutmedizinischen oder medizinisch rehabilitativen Behandlung. Das Ziel: ein realistisches, direkt aus Patientensicht gewonnenes Bild über den Behandlungserfolg. Im Rahmen eines von Scharl moderierten Webinars von Health Care Bayern e. V. erhielten Vertreter bayerischer Rehakliniken praxisnahe Einblicke in das Thema.
Was sind PROMs?
Jens Deerberg-Wittram, Leiter des Fachbereichs „IQM AG Patientenperspektive“ an der Charité Berlin, gab in seinem Vortrag eine Einführung in das Konzept. Er betonte: „Es ist erstaunlich, was man erfährt, wenn man die Patienten selbst fragt. Ein Beispiel: Während Ärzte bei der Frage nach Komplikationen nach Kniegelenksersatz auf eine Rate von 1–2 % kommen, berichten Patientinnen und Patienten in PROMs-Befragungen über Werte von 35–40%.“ Diese Ergebnisse unterstrichen den Wert PROMs-basierter Erhebungen als zusätzliches Qualitätsinstrument. In anderen Ländern seien sie bereits fest im Versorgungsalltag verankert – und auch in Deutschland gebe es zunehmend validierte, standardisierte Erhebungsinstrumente.
Dr. Ralf Bürgy, Mitglied des Verwaltungsrats des Instituts für Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen in Berlin und Leiter der Facharbeitsgruppe Rehabilitation bei 4QD, zeigte den vielfältigen Nutzen PROMs-basierter Qualitätsvergleiche auf. Er betonte: „Die Bewertung erfolgreicher Behandlung muss sich am wahrgenommenen Nutzen für die Patienten orientieren – wo, wenn nicht in der Rehabilitation, ist das von zentraler Bedeutung?“
Patienten profitieren mehrfach
PROMs machen Qualitätsunterschiede zwischen Einrichtungen sichtbar und ermöglichen es Patienten, fundierte Entscheidungen bei der Wahl ihrer Rehaklinik zu treffen. Auf Portalen wie www.qualitaetskliniken.de – mit über 300 teilnehmenden Kliniken und 4,8 Millionen Nutzeranfragen im Jahr 2023 – können sich Patienten gezielt informieren. Darüber hinaus stärken PROMs die Teilhabe der Patienten, indem sie diesen ermöglichen, ihre individuellen gesundheitlichen Veränderungen systematisch mitzuteilen.
Wichtige Impulse für Reha-Einrichtungen
PROMs liefern den Reha-Kliniken selbst wertvolle Hinweise zur Optimierung ihrer Versorgungsqualität. Öffentliche Bewertungen fördern Wettbewerb und motivieren Einrichtungen mit Verbesserungspotenzial zur gezielten Weiterentwicklung. Laut Jens Deerberg-Wittram zeigen PROMs etwa in Großbritannien seit 2009 messbare Effekte auf die Ergebnisqualität.
Ein Gewinn für die Deutsche Rentenversicherung
Auch für die Deutsche Rentenversicherung, die über Rehabilitationsleistungen entscheidet, eröffnen PROMs neue Steuerungsinstrumente. Qualitativ fundierte Daten helfen bei der Auswahl geeigneter Einrichtungen und der gezielten Belegungssteuerung.
Ergänzungen hierzu kamen vom dritten Referenten: Dr. Harald Berger von der Deutschen Rentenversicherung Nordbayern. Seine Institution betreibt bereits seit 1997 ein umfassendes Qualitätssicherungsprogramm – mit der Patientenbefragung als einem von fünf zentralen Bausteinen. Jährlich werden rund 120.000 Fragebögen ausgewertet, deren Ergebnisse allen 1.200 Reha-Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden. Die DRV veröffentlicht ihre Qualitätsdaten und Vergleichsergebnisse zudem auf der Website www.Meine-Rehabilitation.de
Künftig soll mit der sogenannten „Reha-Toolbox“ ein modulares Instrumentarium zur Dokumentation und Vergleichbarkeit des Erfolgs ambulanter und stationärer Rehabilitationsleistungen in Deutschland zur Verfügung stehen, das auch PROMs integriert.
Stefan Scharl resümiert: „Die Initiative zur PROMs-basierten Qualitätserhebung wächst auch in Deutschland kontinuierlich. Die Reha-Branche steht damit an der Schwelle zu einem Paradigmenwechsel in der Qualitätsbewertung: weg von reinen Strukturbewertungen – hin zu einer fundierten, patientenzentrierten Ergebnismessung.
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