Der neue Koalitionsvertrag enthält wichtige Impulse für den Kita-Bereich – doch aus Sicht des größten privaten Hamburger Kita-Trägers KMK kinderzimmer mit 37 Einrichtungen fehlt es an der strukturellen Verankerung frühkindlicher Bildung im Bildungssystem. „Die Krippen- und Kita-Jahre legen das Fundament für die gesamte Bildungsbiografie eines Kindes und haben weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft. Daher ist es dringend notwendig, dass Kitas als gleichwertiger Teil des Bildungssystems anerkannt werden – nicht nur als Betreuungseinrichtung“, sagt Anja Zettel, die zusammen mit Kathrin Stojakovic KMK kinderzimmer leitet. „Das Kapitel 4.1 im neuen Koalitionsvertrag enthält gute Zielsetzungen, etwa das Qualitätsentwicklungsgesetz (QEG), Sprachstandserhebungen und neue Ansätze zur Fachkräftegewinnung, aber trotz dieser Fortschritte sehen wir gravierende Lücken in der strukturellen Umsetzung“ – und warnen vor einem Missverhältnis zwischen guter Absicht und fehlender Umsetzungsperspektive. „Die Geschichte vom Frosch, der in langsam wärmer werdendem Wasser sitzt und es nicht bemerkt, bis es zu spät ist – sie beschreibt ziemlich treffend, was in der frühkindlichen Bildung passiert ist: schleichende Überlastung, strukturelle Schieflagen, gute Absichten, aber zu wenig Bewegung“, so Anja Zettel. Während die Bereiche Schule und Hochschule im Kapitel „Bildung“ des Koalitionsvertrags prominent behandelt werden, ist der frühkindliche Bereich nach wie vor im familienpolitischen Kapitel als Nebenschauplatz verortet. Diese Trennung zeigt, dass Kitas weiterhin nicht als eigenständiger Bildungsort wahrgenommen werden.

KMK kinderzimmer benennt folgende wesentliche Lücken im Koalitionsvertrag, die dringend geschlossen werden müssen, um eine gleichwertige Bildungsgerechtigkeit für alle Kinder und die Zukunftsfähigkeit des Kita-Systems zu gewährleisten:

1. Kitas werden nicht als Teil der Bildungslandschaft anerkannt

Der Koalitionsvertrag behandelt frühkindliche Bildung im familienpolitischen Kontext, während Schulen und Hochschulen im Bildungsbereich (Kapitel 2.4) im Mittelpunkt stehen. Frühkindliche Bildung wird weiterhin nicht als eigenständiger Bildungsort anerkannt.

Empfehlung: Frühkindliche Bildung muss als gleichwertiger Teil einer holistischen Bildungsbiografie im Bildungsbereich des Koalitionsvertrags sichtbar gemacht werden.

2. Ganztagsanspruch für Kita-Kinder fehlt

Der Koalitionsvertrag sieht einen Ganztagsanspruch für Grundschulkinder vor, aber für Kita-Kinder fehlt dieser. Gerade für Kinder aus sozial benachteiligten Familien, die besonders auf umfassende Förderung angewiesen sind, wäre der Ganztagsanspruch in der Kita ein wichtiger Schritt in Richtung Chancengleichheit.

Empfehlung: Einführung eines generellen Anspruchs auf acht statt fünf Stunden tägliche Betreuung für Kinder aus bildungsbenachteiligten Haushalten, geringem sozioökonomischem Status oder besonderem Förderbedarf – unabhängig von der Erwerbstätigkeit der Eltern. Längere Betreuungszeiten ermöglichen eine intensivere sprachliche, soziale und kognitive Förderung der Kinder und die frühzeitige Förderung beugt späteren Bildungsdefiziten in der Schule vor. Zudem werden Eltern entlastet, insbesondere wenn sie sich beruflich oder sprachlich integrieren möchten.

3. Multiprofessionelle Teams und Fachkarrieren bleiben unzureichend adressiert

Der Vertrag erwähnt Fachkräfte und deren Ausbildung, aber die Entwicklung von multiprofessionellen Teams und strukturierten Fachkarrieren in Kitas bleibt unberücksichtigt. Gerade in Zeiten zunehmender Inklusion und sozialer Herausforderungen sind interdisziplinäre Teams erforderlich.

Empfehlung: Finanzielle Förderung für Kita-Träger zur Anstellung von zusätzlichen Fachkräften wie Coaches, Sozialarbeiter:innen, Sprachförderkräften und Psycholog:innen direkt in Kindertagesstätten und Unterstützung von interdisziplinären Fortbildungen für Kita-Teams, um die Zusammenarbeit zwischen Pädagog:innen und zusätzlichen Fachkräften zu stärken. Kinder mit besonderen Bedürfnissen benötigen spezialisierte Betreuung und psychosoziale Unterstützung direkt in der Kita kann frühzeitig helfen, Entwicklungsrückstände zu vermeiden. Solche Teams können eine ganzheitliche Unterstützung bieten und sind auch für das pädagogische Personal wertvolle und entlastende Ansprechpartner.

4. Digitalisierung bleibt ein Randthema

Während die Digitalisierung im Schulbereich vorangetrieben wird, bleibt der Kita-Bereich  weitgehend außen vor. Der Koalitionsvertrag enthält keine klare Digitalstrategie für Kitas, obwohl digitale Infrastruktur, Kommunikation mit Eltern und pädagogische Arbeit dringend benötigt werden.

Empfehlung: Einführung eines zentralen digitalen Kita-Verwaltungsportals, um Anträge für Fördermittel, Betreuungsplätze oder Zuschüsse digital zu stellen und zu verwalten. Darüber hinaus helfen standardisierte digitale Melde- und Abrechnungsverfahren für Kitaträger, um Bearbeitungszeiten zu reduzieren. Die Digitalisierung reduziert Papierarbeit und Bearbeitungszeiten und entlastet somit Eltern und Träger durch eine transparente und effiziente Infrastruktur. Der Zugang zu Betreuungsplätzen und Fördermitteln wird transparent und fair.

5. Fehlende Verknüpfung des Sprachstandmonitorings mit dem Bildungsmonitoring

Der Koalitionsvertrag kündigt eine verpflichtende Sprachstands- und Entwicklungsdiagnostik für alle Vierjährigen an – ein sinnvoller Schritt. Allerdings bleibt unklar, wie und ob diese Erhebung systematisch mit dem geplanten Bildungsmonitoring und der Schüler-ID (Kapitel 2.4) verknüpft werden soll. Damit droht eine Fragmentierung von Bildungsdaten und Förderinformationen – und das birgt die Gefahr, dass Förderketten an Schnittstellen abreißen.

Empfehlung: Eine wirksame Sprachförderung braucht eine systematische Verzahnung mit dem Bildungsmonitoring. Die Erhebung des Sprachstandes sollte nicht isoliert, sondern als Teil eines durchgängigen Bildungsdatenmodells mit klarer Zuständigkeit und Datenschutzführung gedacht werden. An diesem Beispiel zeigt sich, wie wichtig eine holistische Betrachtung und vorausschauendes Vernetzen der Bildungsorte ist.

6. Fehlende strukturelle Gleichstellung privat-gewerblicher Träger

Privat-gewerbliche Träger sichern vielerorts das Platzangebot – insbesondere in wachsenden Städten mit hohem Betreuungsbedarf. Sie arbeiten unter denselben gesetzlichen Rahmenbedingungen wie freie oder kommunale Träger, erfüllen dieselben Qualitätsstandards und finanzieren sich – wie alle – fast ausschließlich aus öffentlichen Mitteln.Dennoch werden sie im Koalitionsvertrag 2025 im Kontext Kita nicht erwähnt und so weiterhin in vielen Förderprogrammen strukturell benachteiligt: sei es bei der digitalen Infrastruktur, bei Modellprojekten oder bei der Mitwirkung an bildungspolitischen Strategien.

Empfehlung: Eine ernsthafte Qualitätsoffensive in der frühkindlichen Bildung erfordert die Gleichstellung aller Trägerformen – unabhängig von ihrer Rechtsform. Das umfasst die faire Einbindung in Förderprogramme, die Anerkennung im bildungspolitischen Diskurs und die strukturelle Beteiligung an der Weiterentwicklung des Systems. Wer Vielfalt im Trägerfeld politisch will, muss strukturelle Fairness aktiv gestalten.

Frühkindliche Bildung ernst nehmen – Paradigmenwechsel jetzt einleiten

Unsere Einschätzung beruht nicht auf Undankbarkeit – im Gegenteil: Wir erkennen die positiven Signale des Koalitionsvertrags ausdrücklich an. Aber genau deshalb spüren wir Verantwortung, jetzt nicht in vorschnelle Zufriedenheit zu verfallen. Denn kleine Schritte sind wichtig – doch sie entfalten erst dann nachhaltige Wirkung, wenn sie Teil einer klaren, verbindlichen Vision sind. „Es klingt gut, wenn Familien in den Mittelpunkt gestellt werden – aber dieser Mittelpunkt braucht Ressourcen, Verlässlichkeit und politisches Rückgrat“, begründen die Geschäftsführerinnen ihre Haltung. „Unsere Forderungen sind kein Luxus – sie sind notwendig, um das deutsche Bildungssystem tragfähig, gerecht und zukunftsfähig zu gestalten. Wir brauchen jetzt einen Paradigmenwechsel – hin zu einer frühkindlichen Bildungspolitik, die Kitas nicht nur verwaltet, sondern als elementaren Bestandteil der Bildungslandschaft gestaltet. Eine Politik, die Erzieher:innen nicht nur erwähnt, sondern systematisch stärkt, fördert und anerkennt.“, betont Geschäftsführerin Kathrin Stojakovic.

Über KMK kinderzimmer

KMK kinderzimmer ist ein wachsender privater Kitaträger und betreibt mit rund 700 Mitarbeitenden Kindertagesstätten in Hamburg. Derzeit werden rund 3.000 Kinder in den über 30 Einrichtungen des 2011 gegründeten Anbieters für frühkindliche Bildung betreut. Das Ziel von kinderzimmer ist es, jedem Kind von heute den besten Zugang zu frühkindlicher Bildung zu bieten – für die chancengerechtere Gesellschaft von morgen. Das Angebot des Kitaträgers reicht von Krippen- und Elementargruppen bis hin zu Vorschulklassen. Das pädagogische Konzept setzt dabei auf bindungsorientierte, kindzentrierte Pädagogik und spielerisches Lernen im Alltag. Im kinderzimmer finden nicht nur Kinder einen sicheren Hafen für ihre Entwicklung und Entfaltung, sondern auch Eltern einen verlässlichen Partner, der hochwertige familienergänzende Betreuung mit flexiblen Öffnungszeiten und ohne feste Schließzeiten bietet. Das kinderzimmer ist ein eigenständiges Unternehmen im Portfolio der Franz Haniel & Cie. GmbH, dem Mehrheitseigner. Haniel verfolgt das Ziel, als ein führender Purpose-getriebener Investor Wert für Generationen zu schaffen und richtet sein Portfolio dazu entlang klarer Performance- und Nachhaltigkeitskriterien aus. Weitere Informationen zum Unternehmen: www.kita-kinderzimmer.de

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