Die autologe hämatopoetische Stammzelltransplantation (aHSZT) eröffnet einen neuen Behandlungsansatz für Menschen mit Multipler Sklerose (MS), deren Erkrankung trotz verlaufsmodifizierender Therapien fortschreitet. Seit Mitte der 1990er-Jahre wird die Methode mit zunehmendem Interesse als Option für Patienten mit hochaktiver, schubförmig verlaufender MS, bei denen herkömmliche Behandlungsstrategien keine ausreichende Krankheitskontrolle erzielen, klinisch untersucht1,2. 

Die aHSZT zielt darauf ab, das Immunsystem “zurückzusetzen”, um die Entzündungsaktivität im zentralen Nervensystem zu stoppen. Besonders profitieren können jüngere Patienten unter 50 Jahren, deren Erkrankung weniger als zehn bis fünfzehn Jahre besteht und die einen leichten bis mittelschweren Behinderungsgrad aufweisen (EDSS < 6 innerhalb von fünf Jahren nach Diagnose). Auch bei chronisch fortschreitenden Verlaufsformen kann die Therapie in Einzelfällen in Betracht gezogen werden.

Erste Registerdaten zeigen positive Tendenzen

Eine erste Auswertung aus dem MS-Register (www.msregister.de) der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) liefert nun aktuelle Einblicke zur Anwendung der aHSZT in Deutschland. Analysiert wurden erste Daten von 27 Patienten, die nach einer Stammzelltransplantation nach einem Abgleich mit dem Deutschen Register für Stammzelltransplantationen (DRST)1 im MS-Register dokumentiert sind, im Vergleich zu rund 51.000 MS-Erkrankten ohne diesen Eingriff. Die Auswertung zeigt: Personen mit aHSZT sind im Durchschnitt jünger, leben kürzer mit der Erkrankung, weisen aber häufiger einen höheren Behinderungsgrad auf. Nach der Transplantation wurde bei keiner der erfassten Personen eine Wiederaufnahme einer verlaufsmodifizierenden Therapie dokumentiert.

Kleine Fallzahl, aber wichtige Erkenntnisse

Auch wenn die Zahl der bislang dokumentierten Fälle klein ist, liefern die Daten wertvolle Hinweise auf den Nutzen und die Grenzen der Methode. So zeigen einzelne Verläufe eine Stabilisierung oder sogar Verbesserung des Behinderungsgrades, andere hingegen weiterhin eine Zunahme der Beeinträchtigung. „Bei hochentzündlicher MS mit Schüben und Kernspinaktivität trotz Immuntherapie kann die aHSZT ein Befreiungsschlag sein“, sagt Professor Dr. Christoph Heesen vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Info

Die Erfassung der Daten erfolgt im Rahmen der RECLAIM-Studie1, einer bundesweiten Initiative zur systematischen Auswertung aller aHSZT-Behandlungen in Deutschland. Langzeitdaten sollen helfen, Wirksamkeit, Sicherheit und Kostenübernahme fundiert zu bewerten.

Quelle: MS-Register der DMSG

Abbildungen: Copyright MS-Register

Quellen:

  1.  Bayas A, Berthele A, Blank N, Dreger P, Faissner S, Friese MA, u. a. Autologous haematopoietic stem cell transplantation for multiple sclerosis: a position paper and registry outline. Ther Adv Neurol Disord. Januar 2023;16:17562864231180730.  
  2. Task Force aHSZT des KKNMS in Zusammenarbeit mit DGN, BDN, BVDN, DMSG, DAG-HSZT. Empfehlungen zum Einsatz der aHSCT bei Multipler Sklerose in Deutschland [Internet]. 2025 [zitiert 24. Oktober 2025]. Verfügbar unter: www.kompetenznetz-multiplesklerose.de/…
Über den Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft Bundesverband e.V.

Hintergrund:
Der DMSG-Bundesverband e.V., 1952/1953 als Zusammenschluss medizinischer Fachleute gegründet, vertritt die Belange Multiple Sklerose Erkrankter und organisiert deren sozialmedizinische Nachsorge.

Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft mit Bundesverband, 16 Landesverbänden und derzeit mehr als 750 örtlichen Kontaktgruppen ist eine starke Gemeinschaft von MS-Erkrankten, ihren Angehörigen, mehr als 3380 engagierten ehrenamtlichen Helfern und 220 hauptberuflichen Mitarbeitern. Insgesamt hat die DMSG 42.000 Mitglieder.

Mit ihren umfangreichen Dienstleistungen und Angeboten ist sie heute Selbsthilfe- und Fachverband zugleich, aber auch die Interessenvertretung MS-Erkrankter in Deutschland. Schirmherr des DMSG-Bundesverbandes ist Christian Wulff, Bundespräsident a.D.

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark), die zu Störungen der Bewegungen, der Sinnesempfindungen und auch zur Beeinträchtigung von Sinnesorganen führt. In Deutschland leiden nach Zahlen des Bundesversicherungsamtes mehr als 240.000 Menschen an MS. Trotz intensiver Forschungen ist die Ursache der Krankheit nicht genau bekannt.

MS ist keine Erbkrankheit, allerdings spielt offenbar eine genetische Veranlagung eine Rolle. Zudem wird angenommen, dass Infekte in Kindheit und früher Jugend für die spätere Krankheitsentwicklung bedeutsam sind. Welche anderen Faktoren zum Auftreten der MS beitragen, ist ungewiss. Die Krankheit kann jedoch heute im Frühstadium günstig beeinflusst werden. Deutschlandweit sind schätzungsweise 280.000 Menschen an Multipler Sklerose erkrankt, weltweit etwa 2,8 Mio. Menschen.

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