Der Unternehmerdialog hat im Vogelsbergkreis bereits Tradition, 2015 wurde er – auf Anregung aus der Wirtschaft – erstmals ins Leben gerufen. Unter der Regie der Wirtschaftsförderung trafen sich Unternehmer seitdem einmal im Jahr, um sich über die verschiedensten Themen auszutauschen. Parallel lud auch die KVA einmal im Jahr zu einer Arbeitgeberveranstaltung ein, beide Formate wurden nun erstmals zusammengeführt. Weitere Neuerung in diesem Jahr: Erstmals fand der Unternehmerdialog in den Räumen einer Firma statt – und zwar bei Votronic in Lauterbach.
„Sie kommen als Unternehmer zusammen in Zeiten, die nicht ganz so leicht sind.“ Mit diesen Worten begrüßte Landrat und Wirtschaftsdezernent Dr. Jens Mischak die Gäste und verwies in diesem Zusammenhang beispielhaft auf die Quartalszahlen in der Automobilbranche. „Es hat nun im dritten Jahr in Folge kein Wirtschaftswachstum gegeben“, so der Landrat, der immer mehr den Eindruck gewinnt, „dass wir zwar in der Analyse gut sind“, dass es aber bei der Problemlösung hapert. Man brauche mehr Deregulierung, „wir müssen unbürokratischer, schneller und besser werden in Deutschland – und das geht auch uns hier im Vogelsberg an“. Handwerk und Industrie – diese Stimmung werde ihm immer wieder vermittelt – warteten darauf, dass den Ankündigungen der Bundesregierung nun auch Taten folgten. „Als gut sehen wir das Sondervermögen an, das zur Verfügung gestellt werden soll, es ist wichtig, dass die Milliarden nicht verpuffen, wenn das Ganze nachhaltig sein soll, brauchen wir auch private Investitionen“, mahnte der Landrat. Die Auflage des Sondervermögens „ist ein erster Schritt, den wir begrüßen, dann aber müssen weitere Schritte folgen, um die strukturellen Fragen zu lösen“.
Aus dem Sondervermögen Infrastruktur würden in den nächsten zwölf Jahren insgesamt wohl 27 Millionen Euro in den Vogelsbergkreis fließen, pro Jahr seien das 2,3 Millionen. „Mit der Summe kann Schuldezernent Krug eine einzige Schule bauen, aber es wird nicht nur eine Schule sein, die wir in dieser Zeit bauen müssen…“, machte Landrat Dr. Mischak deutlich. Hinzu komme, dass der Bereich Jugend und Soziales mittlerweile zwei Drittel des Gesamthaushaltes des Kreises ausmache. „Wir können so nicht weitermachen, bislang konnten wir diese Ausgaben kompensieren, das geht nicht mehr, wenn diese Summe weiter steigt, wird uns das auffressen“, fand der Landrat sehr deutlich Worte. Viele Fragen müssten gelöst werden, die Erwartungshaltung sei hoch verbunden mit der Hoffnung, „dass diese Bundesregierung es schaffen wird“.
Dass der Vogelsbergkreis im Kleinen vieles schafft, das machte Wirtschaftsdezernent Mischak am Ende am Beispiel „Ausbildungsbotschafter“, einem Projekt, das gemeinsam mit der Kreishandwerkerschaft umgesetzt wird, deutlich: „Es zeichnet uns aus, dass wir viele Dinge gemeinsam schultern und somit erfolgreich umsetzen.“
Zuvor hatte Hausherr Dieter Sojak die Gäste begrüßt und die Firmengeschichte von Votronic kurz vorgestellt. Die Firma, die er als „echte deutsche Werkstatt“ bezeichnete, stellt unter anderem mobile Netz- und Ladegeräte, Geräte-Kombinationen, Sinus-Wechselrichter, Solarstromtechnik, Messe- und Anzeigegeräte und Füllstands-Messsysteme her. Ein Großteil der Geräte aus Lauterbach kommt im Bereich Camping vor, ist also zum Beispiel in Wohnmobilen eingebaut, man findet die Geräte zudem in Rettungswagen und in Feuerwehr-Fahrzeugen.
Joshua Donath und Patrick Schiller machten sich 2019 mit einem Ingenieurbüro und Handwerksbetrieb in der Energietechnik selbstständig. Die D+Z GmbH & Co. KG ist im Bereich der erneuerbaren Erzeugungsanlagen und im Infrastrukturbau tätig, sie berät zu energetischen Sanierung und übernimmt Projektentwicklung und Projektleitungen. Die Ingenieursleitungen umfassen, so skizzierten die beiden Geschäftsführer, unter anderem Hochstromverteilungen oder leistungsstarke Netzanschlüsse, im Bereich Handwerk werden PV-Anlagen und Wärmepumpen errichtet oder elektrische Anlagen saniert.
Wenn der Rheinhafen in Bonn erweitert wird, wenn dort eine Spundwand eingebaut werden muss, dann kommt sie von der Firma terra infrastructure. Diese Firma, die einen Sitz in Alsfeld hat, stellte Alexander Wagner, der Leiter der Maschinentechnik, beim Unternehmerdialog vor. Anschaulich zeigte er Beispiele aus der Profiltechnik, aus dem Grabenverbau und der Maschinentechnik. Die Firma hat in mehr als 50 Ländern erfolgreich ihre Projekte umgesetzt, weltweit werden mehr als 1000 Kunden, jährlich mehr als 5000 Baustellen betreut. 420 Mitarbeiter sind weltweit beschäftigt, in Alsfeld sind es 100, davon neun Auszubildende.
Und schließlich war noch Moritz Schäfer an der Reihe, der seinen Demeterhof Schwalmtal und Ökosaat Hessen vorstellte. Betriebsschwerpunkte sind Milchviehhaltung, Ackerbau mit besonderen Druschfrüchten und Saatgutvermehrung, Direktvermarktung sowie Lohnaufbereitung von Druschfrüchten aller Art. Angefangen hat Schäfer mit 50 Kühen, heute sind es 100 plus Nachzucht mit Ammenhaltung, wie Schäfer erläuterte. Insgesamt bewirtschaftet die Familie eine Fläche von 285 Hektar, 185 davon sind Ackerfläche. Angebaut werden rund 20 verschiedene Kulturen.
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