• Prognose fällt für 2022 trotz des Kriegsausbruchs in der Ukraine aktuell noch optimistisch aus
Die Unternehmensberatungen in Deutschland bewerten die Auswirkungen von Putins Angriffskrieg auf ihre Geschäftssituation zurzeit als noch gering ein. Die Wachstumsprognose für das Jahr 2022 bleibt gemäß den Ergebnissen einer Blitzumfrage, die der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) nach Kriegsausbruch durchgeführt hat, mit einem Plus von 10,5 Prozent weiter auf hohem Niveau. Der Prognosewert im Rahmen der alljährlichen Branchenstudienbefragung, die in der Zeit zwischen Anfang Januar und Anfang Februar erfolgt ist, hatte um 0,8 Prozentpunkte niedriger gelegen. Im Geschäftsjahr 2021 war die Consultingbranche wieder gut durchgestartet. Der Gesamtumsatz konnte auf 38,1 Milliarden Euro gesteigert (2020: 34,6 Mrd. Euro) und die Verluste des Corona-Pandemie-Jahres 2020 in einem Nachholeffekt und mit einem Marktwachstum von + 10,3 Prozent aufgeholt werden. Dies belegen die Ergebnisse der heute veröffentlichten Branchenstudie Facts & Figures zum Beratungsmarkt 2022. Deutliche Geschäftsimpulse erwarten die Marktteilnehmer im laufenden Jahr besonders aus den Kundenbranchen Gesundheitswesen, Chemie/Pharma sowie dem Öffentlichen Sektor. BDU-Präsident Ralf Strehlau: „Der Angriffskrieg Putins in der Ukraine, die Anstrengungen für mehr Nachhaltigkeit, aber auch die weiterlaufende Corona-Pandemie wirken sich zwangsläufig auf das Wirtschaftsgeschehen aus. Die hieraus resultierende Notwendigkeit für Unternehmen und Organisationen zu Anpassungen erweist sich regelmäßig als Treiber für die Consultingbranche. Denn: Aus Veränderung entsteht oft ein höherer Beratungsbedarf.“
Mit einem erwarteten Umsatzplus von 13,5 Prozent zählt die Chemie- und Pharmabranche für die Marktteilnehmer im laufenden Jahr zu den wichtigsten Wachstumstreibern im Consulting. Im vergangenen Jahr gehörte diese Branche noch zu den drei wachstumsschwächsten Nachfragebranchen. Weiterhin erwarten die Consultants besonders starke Impuls für ihr Beratungsgeschäft aus dem Gesundheitswesen (+11,5 %), dem Öffentlichen Sektor (+11,5 %) sowie der größten Kundenbranche, dem Versicherungsgewerbe (+11,5 %). Mit dem Maschinenbau (+8,0 %) sowie dem Verkehrs- und Gastgewerbe (+8,5 %) bilden zwei Branchen, die bereits in den letzten beiden Jahren besonders zu kämpfen hatten, die Schlusslichter im Hinblick auf die Geschäftschancen für Consultants im Geschäftsjahr 2022.
2022: Auswirkungen durch den Kriegsausbruch zurzeit nur eingeschränkt absehbar
Strehlau: „Wie stark die Wirtschaft oder zumindest Teile davon hier in Deutschland durch die Kriegsauswirkungen mittel- und langfristig betroffen sein werden, lässt sich zurzeit nur schwerlich absehen. Es hängt unter anderem stark davon ab, wie lange der Krieg dauert. Wir sehen im Moment, dass Kundenbranchen zum Teil schon sehr betroffen sind, beispielsweise Energieversorger, IT-Servicedienstleister, Holzproduzenten, Landwirtschaft oder Fahrzeugbau. Putins Angriffskrieg behindert oder verändert weltweite Lieferketten bereits jetzt. Und das zusätzlich zu den noch nicht ganz verkrafteten Pandemie-Einschränkungen. Hinzu kommt: Deutsche Unternehmen mit stärkerem Russland-Geschäft müssen nicht unerhebliche Umsatzausfälle verkraften und diese möglichst schnell durch alternative Absatzmärkte kompensieren.“
2021: Prognose vom Jahresbeginn sogar übertroffen
Mit einem Marktwachstum von plus 10,3 Prozent im Jahr 2021 konnte die bereits optimistische Prognose vom Jahresanfang (+9,0 %) sogar noch übertroffen werden. Kleinere Consultingunternehmen unter 1 Million Euro Jahresumsatz steigerten ihren Umsatz um durchschnittlich 7,1 Prozent, mittelgroße um 14,9 Prozent und größere über 50 Millionen Euro Jahresumsatz um 10,3 Prozent. Mit einem Umsatzvolumen von rund 16,7 Milliarden Euro und einem Marktanteil von knapp 44 Prozent verzeichneten die Organisations- und Prozessberatung im Jahr 2021 mit einem Umsatzplus von 11 Prozent neben der HR-Beratung (+ 11,5 Prozent) die höchsten Wachstumsraten im Markt. Hier waren es insbesondere Projekte im Bereich Vertrieb (+ 15,0 %) sowie Beschaffung und Supply Chain Management (+13,5 %) bzw. im Bereich HR Themen wie Management Diagnostik / Führungskräfteentwicklung (+ 14,0 %) und Employer Branding (+ 12,5 %), die zu dieser Entwicklung maßgeblich beigetragen haben.
2021: Anteil von Mitarbeiterinnen in allen Hierarchieebenen gestiegen
Durch die Corona-Pandemie verstärkt, haben flexiblere Arbeitsformen und die Zunahme von Remotearbeit in den meisten Unternehmen zu einem veränderten Arbeitsumfeld für Mitarbeitende in der Consultingbranche geführt. Im Zuge dieser Veränderungen ist der Anteil weiblicher Mitarbeitender im Jahr 2021 um vier Prozentpunkte auf 39 Prozent angestiegen. Bei den in Beratungsprojekten tätigen Mitarbeitenden liegt der Frauenanteil bei 29 Prozent, auf Leitungsebene bei 15 Prozent. Trotz aller Anstrengungen und Initiativen hinkt die Unternehmensberaterbranche allerdings weiter den angestrebten Recruiting-Zielen hinterher.
Pressemitteilung unter: www.bdu.de/news/
Marktstudie bestellen unter: https://www.bdu.de/mediathek/publikationen/marktstudien/
Weitere Kennzahlen: 2021 waren in Deutschland rund 162.000 Unternehmensberaterinnen und -berater beschäftigt. Die Zahl aller Mitarbeitenden lag insgesamt bei rund 219.000. Etwa 175 Consultingfirmen erzielten mehr als 50 Millionen Euro Jahresumsatz. Rund 3.400 Unternehmensberatungen zählen zu der Größenklasse mit 1 – 50 Millionen Euro Umsatz. Rund 22.500 Marktteilnehmer erzielen einen Jahresumsatz von unter 1 Million Euro. Der Umsatzanteil der Top 10 im Markt liegt bei etwa 23 Prozent.
Studienmethodik: An der auch in diesem Jahr wieder online durchgeführten BDU-Marktstudie „Facts & Figures zum Beratungsmarkt 2022“ haben sich von Anfang Januar bis Anfang Februar 2022 rund 400 Beratungsgesellschaften aller Größenordnungen aus der gesamten Consultingbranche mit einem Gesamtumsatz von rund 3,2 Mrd. € beteiligt. Das BDU-Geschäftsklima basiert auf einer regelmäßig durchgeführten Gesamtmarktbefragung analog der Befragungssystematik des ifo-Wirtschaftsinstituts. Durchschnittlich fließen dabei rund 600 Antworten aus Consultingunternehmen in die jeweilige Auswertung ein. Die Unternehmen werden gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die kommenden sechs Monate mitzuteilen.
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