Es hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass Antiviren-Software allein keinen ausreichenden Schutz vor Malware bietet. Das liegt zum einen daran, dass kriminelle Programmierer sehr schnell arbeiten und immer neue Schädlinge entwickeln oder bereits bekannte Malware so modifizieren, dass sie von den Antivirenprogrammen nicht mehr identifiziert werden kann. Zwar reagieren auch die Hersteller der Schutzprogramme auf diese Entwicklungen. Trotzdem entstehen kurze Zeitfenster, in denen sich die Viren und Trojaner verbreiten können. Zum anderen müssen sich die lokalen Kopien der Viren-Software auf den einzelnen Computern die neuen Informationen erst einmal holen. Kurz: Es muss ein Update durchgeführt werden, damit die neuste Malware erkannt wird. Ein dritter Faktor wurde bislang jedoch weitgehend unterschätzt, denn viele der Schädlinge verfügen über legitime digitale Unterschriften oder Zertifikate, mit deren Hilfe sie Schutzmaßnahmen umgehen können.

Wie weit der Missbrauch der Unterschriften und Zertifikate geht, haben jetzt Forscher der Universität von Maryland untersucht. Ihre Ergebnisse präsentierten sie auf der ACM Conference of Computer and Communications Security (CCS) in Dallas. Bei 189 Malware-Proben wurden legitime Zertifikate gefunden. Damit können Hacker viele Schutzmechanismen austricksen, indem sie ihre Schadprogramme als harmlose Software ausgeben. Doch wie kann es sein, dass Malware Zertifikate erhält, die ihr Unbedenklichkeit bescheinigen?

In einigen seltenen Fällen, haben die Aussteller der Zertifikate offenbar schlampig gearbeitet. Sie haben zu wenig Sorgfalt bei der Verifizierung walten lassen und sind scheinbar einem Identitätsschwindel aufgesessen, bei dem sich die Hacker als große und seriöse Unternehmen ausgegeben haben. In anderen Fällen wurden Zertifikate einfach übertragen, mit denen bereits eine völlig andere Software legitimiert wurde. Hier ist davon auszugehen, dass die ursprünglichen Besitzer keine Kontrolle mehr über ihre Zertifizierungsschlüssel haben. Ein dritter Faktor betrifft die digitalen Unterschriften. Hier existiert keine zentrale Datenbank, die von den Herstellern von Sicherheitssoftware genutzt werden könnte. Das macht es Kriminellen natürlich einfacher, solche Unterschriften zu fälschen.

Schließlich untersuchten die Forscher, wie wirksam Schutz-Software gegen illegitime Zertifikate ist. Ihr Ergebnis macht leider wenig Hoffnung: Keines der Programme konnte alle präparierten Schädlinge erkennen. Wer sich also beim Schutz des Computers auf eine rein technische Absicherung verlässt, muss sich nicht wundern, wenn er plötzlich doch einen Virus oder einen Trojaner auf dem Computer hat.

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