Seit 90 Jahren steht der Sachsenring in der Region für Faszination und eine hohe Identifikation mit dem Motorsport, für traditionsreiche Rennen und eine gute Rennatmosphäre. Das zeigt sich auch in einer besonderen Verbundenheit der Bevölkerung mit dem Sachsenring. Nun wurden auch die wirtschaftlichen und touristischen Effekte, die konkret mit dem Motorrad Grand Prix Deutschland für die Region entstehen, wissenschaftlich untersucht. Im Auftrag des Zweckverbandes „Am Sachsenring“ wurde im Juli 2017 in Kooperation der Professur Marketing und Handelsbetriebslehre der Technischen Universität Chemnitz mit dem Steinbeis-Transferzentrum Marketing und der Sachsenring-Rennstrecken-Management GmbH eine Befragung der Besucher des Motorrad Grand Prix Deutschland am Sachsenring durchgeführt. Die Studie belegt die starken wirtschaftlichen und touristischen Effekte der Großveranstaltung auf dem Sachsenring für die Regionen Zwickau und Chemnitz und damit für den gesamten Freistaat Sachsen. 

Im Zeitraum vom 3. bis 17. Juli 2017 wurden ausschließlich die Besucher zu ihrer Zufriedenheit, ihrem Reise- und Übernachtungs- sowie Ausgabeverhalten im Rahmen der Veranstaltung sowie zu Bekanntheit und Image der Veranstaltungsregion online befragt. Die Befragung erreichte eine sehr hohe Resonanz, über 4.000 Teilnehmer füllten den Online-Fragebogen aus. 

Der Motorrad Grand Prix Deutschland konnte in diesem Jahr zwar mehr als 160.000 Besucher verzeichnen. Dennoch lagen diese Zahlen deutlich unter den Besucherzahlen der Vorjahre. Die Terminverschiebung der Veranstaltung kann dafür als Hauptursache gesehen werden. 42,1 Prozent der Besucher kamen aus Sachsen, aber auch aus Bayern, Thüringen und Baden-Württemberg sowie aus dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland kamen zahlreiche Besucher. Jeder 6. Besucher besuchte die Veranstaltung in diesem Jahr zum ersten Mal. Das zeigt, dass es auch erfolgreich gelang, neue Besucher für die Veranstaltung und die Veranstaltungsregion zu gewinnen. 

Der Motorrad Grand Prix Deutschland erreichte bei den Besuchern eine hohe Zufriedenheit. Sehr zufrieden sind die Besucher insbesondere mit der Spannung der Rennen sowie der Rennatmosphäre. Auch die Freundlichkeit des Personals sowie Service und Organisation erreichen gute Zufriedenheitswerte. 

Deutlich wurde in der Studie vor allem die hohe wirtschaftliche Bedeutung des Motorrad Grand Prix Deutschland. Durch die Veranstaltung konnten 19 Millionen Euro an reinen Besucherausgaben generiert werden. Händler innerhalb des Veranstaltungsgeländes, aber auch Übernachtungsbetriebe, Gastronomen, Tankstellen und Supermärkte profitierten stark von der Veranstaltung. Durchschnittlich gab ein Übernachtungsgast insgesamt 500 Euro für den Besuch der Veranstaltung aus, Gäste aus dem Ausland sogar 750 Euro. 

In den 19 Millionen Euro Besucherausgaben sind insgesamt 9,6 Millionen Euro enthalten, die durch Besucher von außerhalb in der Region generiert wurden und die als „neues“ Geld in der Region Zwickau und Chemnitz verbleiben. 

Das heißt, durch die Veranstaltung ist es vor allem auch gelungen, auswärtige Besucher mit einer hohen Ausgabebereitschaft in die Region zu ziehen. Berücksichtigt man weiter Ausgaben von Unternehmen, 

Sponsoren und sonstigen Akteuren sowie Ausgaben des Veranstalters für die Organisation und Dienstleistungen, so entstanden veranstaltungsbedingte Ausgaben in Höhe von knapp 28 Millionen Euro, die insgesamt im Rahmen des Motorrad Grand Prix umgesetzt wurden. 

Insgesamt ist jedoch zu beachten, dass ausschließlich Besucher der Veranstaltung befragt wurden. Somit blieben Ausgaben von Journalisten, Teams und Fahrern, Offiziellen und Mitarbeitern, z.B. der Dorna, in der Studie unberücksichtigt. Es ist davon auszugehen, dass durch diese Personengruppe vor allem im Bereich der Übernachtungs- und Gastronomiebetriebe erhebliche zusätzliche Gelder von außen in die Region fließen. 

Berechnet man die Indikatoren auf die durchschnittlichen Besucherzahlen der vergangenen 5 Jahre (2012-2016), so könnten Besucherausgaben in Höhe von 23 Millionen Euro erzielt werden. Davon verbleiben 11,3 Millionen Euro als „neues“ Geld in der Region. Damit zeigt sich besonders, dass vor allem eine Erhöhung der Besucherzahlen deutliche wirtschaftliche Impulse für die Veranstaltungsregion entfalten kann. 

Zudem weist die Studie den Sachsenring auch als einen für die Region bedeutenden Bekanntheits- und Imagefaktor aus. Einerseits zeigte sich, dass der Motorrad Grand Prix genutzt werden kann, um das Image der Region positiv zu beeinflussen. Beispielsweise könnten Eigenschaften wie „Internationalität“ und „Weltoffenheit“, die mit dem Grand Prix stärker verbunden werden als mit der Veranstaltungsregion, glaubwürdig kommuniziert werden und das Image der Region stärken. Andererseits entsteht durch die Veranstaltung eine starke touristische Anziehungskraft für auswärtige Besucher. So zeigen die Ergebnisse, dass eine hohe Wiederbesuchs- und Weiterempfehlungsabsicht in Bezug auf den Motorrad Grand Prix vorliegt, die Region selbst aber unabhängig vom Motorrad Grand Prix kaum eine touristische Anziehungskraft hat. Durch die Veranstaltung besteht somit für die Veranstaltungsregion die große Chance, sich auswärtigen Besuchern vorzustellen. Durch eine enge Kooperation der touristischen Akteure können mit der Veranstaltung künftig touristische Potenziale besser genutzt werden. 

Insbesondere Museen und kulturelle Einrichtungen aber auch Übernachtungsbetriebe und Gastronomen der Veranstaltungsregion profitieren davon. In Bezug auf die Sehenswürdigkeiten erreichen das Karl-May-Haus, der Stausee Oberwald sowie die Mini-Welt eine hohe Bekanntheit unter den Besuchern des Motorrad Grand Prix. Schlösser, Museen und Kunstsammlungen sind dagegen deutlich weniger bekannt. Deshalb erscheint es sinnvoll, künftig den Motorrad Grand Prix stärker mit einer aktiven touristischen Vermarktung der Veranstaltungsregion zu verknüpfen. Insbesondere sollte eine Verlängerung des Aufenthalts auswärtiger Besucher im Zusammenhang mit dem Motorrad Grand Prix angestrebt werden, um touristische Impulse in der Veranstaltungsregion weiter auszubauen. 

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