Am 24. November 2017 fand das Abschlusstreffen des 24-monatigen Basisvorhabens Arbeitswelt 4.0 „Finden, Binden, Qualifizieren – ein Branchenkonzept zur nachhaltigen Sicherung des Arbeitskräftepotentials durch Arbeitsgestaltung und Kompetenzentwicklung unter Berücksichtigung der komplexen Anforderungen durch Industrie 4.0“ im Sächsischen Textilforschungsinstitut (STFI) e.V. statt. An der Veranstaltung nahmen Teilnehmer aus Unternehmen, Bildungsinstituten und Forschungseinrichtungen teil.

Die fortschreitende Digitalisierung, die zunehmende Vernetzung und die Interaktion von Mensch und Maschine stellen immer komplexere Anforderungen an Unternehmen und ihre Mitarbeiter. Daher war es Ziel des Vorhabens, die Anforderungen zu analysieren und ein Modell für die zukünftige Arbeitswelt zu entwickeln. Als Verbundpartner waren der Lehrstuhl für Arbeitswissenschaft und Arbeitsgestaltung der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (Koordinator), das Sächsisches Textilforschungsinstitut e. V. (STFI), der Verband der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e. V. (vti) sowie das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO beteiligt.

Das Vorhaben gliederte sich in drei fachliche Bereiche: FINDEN von Fach- und Führungskräften mit dem Schwerpunkt Branchen- und Arbeitgeberattraktivität, BINDEN von Mitarbeitern durch gesundheits- und lernförderliche Arbeitsbedingungen über innovative technische und organisatorische Arbeitsgestaltung sowie QUALIFIZIEREN im Sinne von Weiterbildungskonzepten für eine berufsbegleitende Kompetenzentwicklung flankierend zu technischen Entwicklungen der Industrie 4.0.

Im Bereich FINDEN wurde zunächst eine Status-quo-Analyse der textilen Arbeitswelt durchgeführt und Aspekte wie Altersstrukturen, Personallage, Fehltage sowie Rekrutierungswege betrachtet. Außerdem wurde die Branchen- und Arbeitsgeberattraktivität untersucht. Hier hat beispielsweise eine Befragung auf einer Fachmesse ergeben, dass B2C-Marken wie Bruno Banani deutlich bekannter sind als renommierte Unternehmen der TechTEX-Branche. Diese müssten deutlich mehr Anstrengungen im Marketing unternehmen, um eine Attraktivität als Arbeitgeber aufzubauen.
Die Analysen waren Grundlage für die Entwicklung eines Kurz-Check-Ups zur Ermittlung der Arbeitgeberattraktivität kleiner und mittelständischer Unternehmen der Branche und den Start der Stellenbörse des vti, über die bis November 2017 bereits 138 Mitarbeiter vermittelt werden konnten.

Zum Thema BINDEN wurde die optimale Arbeitsgestaltung als wesentliches Element zur Bindung von Arbeitskräften betont. So entwickelte das Fraunhofer IAO einen „textilen Filter“ um aus zahlreichen Best Practice Beispielen anderer Branchen Empfehlungen zur Optimierung der Arbeitsprozesse in der traditionsreichen Textilbranche abzuleiten. Im dritten Vorhabenteil QUALIFIZIEREN beschäftigten sich die Wissenschaftler mit der Entwicklung eines Weiterbildungskonzeptes, der Seminarreihe STOFFWECHSEL und eines Weiterbildungskatalogs. Basis hierfür war die ausführliche Analyse des Weiterbildungsbedarfs, u. a. durch die Abstimmung und Diskussion auf einem Personalleiterforum.

Die Ausführungen der Verbundkoordinatorin Dr. Sonja Schmicker von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg verdeutlichten, dass auch in der Arbeitswelt 4.0 der Mensch im Mittelpunkt steht. Er wird zum „Dirigenten“ – entwickelt und lenkt die Technik, körperliche Tätigkeiten werden ersetzt oder erleichtert. Um die KMU der Textilbranche bei diesem Wandel zu unterstützen, sollen die Vorhabenergebnisse im geplanten TourAtlas nutzenorientiert aufbereitet und präsentiert werden. Dieser wird voraussichtlich noch Ende des Jahres erscheinen.

Über das Forschungsprojekt futureTEX
Das Projekt futureTEX ist ein Gewinner im Programm „Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Bis 2021 arbeiten wissenschaftliche Einrichtungen, Unternehmen und Verbände an der Entwicklung wesentlicher Bausteine eines Zukunftsmodells für Traditionsbranchen. Das Projektkonsortium futureTEX verfolgt das Ziel, die führende Position bei der Umsetzung der vierten industriellen Revolution im Textilmaschinenbau und in der Textilindustrie zu erringen und damit beispielhaft bis 2030 das modernste textilindustrielle Wertschöpfungsnetzwerk Europas aufzubauen. Mit der Entwicklung eines Zukunftsmodells werden die Forschungsschwerpunkte Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft, kundenintegrierte flexible Wertschöpfungsketten, textile Zukunftsprodukte, Wissens- und Innovationsmanagement sowie Arbeitsorganisation und Nachwuchssicherung gemeinschaftlich mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft bearbeitet. Vier Basisvorhaben – Smart Factory, Mass Customization, Open Innovation und Arbeitswelt 4.0 – bilden die Grundlage der weiteren Arbeit. Das Projekt futureTEX ist Preisträger im Wettbewerb „Ausgezeichneter Ort“ im Land der Ideen 2016.
 

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