Im Rahmen der 13. Blechexpo und 6. Schweisstec 2017 lud der Verband der Deutschen Werkzeug- und Formenbauer nach Stuttgart zur Premiere eines Arbeitskreises, der speziell die Standardisierung der Prozesse im Bereich Umformung und Stanzen vorantreiben soll.

Während sich die beiden internationalen Fachmessen Blechexpo und Schweisstec zwischen dem 7. und 11. November in Stuttgart auf Rekordkurs befanden, tüftelten die VDWF-Verantwortlichen zusammen mit einer Handvoll Ausstellern am Verbands-Gemeinschaftsstand und in Kooperation mit dem Technologieverbund Protec daran, „Gleiches mit Gleichem vergleichen zu können“, wie es Verbands-Geschäftsführer Ralf Dürrwächter augenzwinkernd ausdrückte. Die Bildung des Arbeitskreises speziell für den Stanz- und Umform-Werkzeugbau soll dazu beitragen, dass sich die Unternehmen der Branche – vorerst in halbjährlichem Turnus – zusammensetzen, um mit Blick auf ihre jeweils eigenen Bedürfnissen und Anforderungen geeignete Strategien für die Standardisierung auszuarbeiten.

In den folgenden Arbeitstreffen werden dann vor allem die Standards rund um Betriebsmittel und eine definierte Fachterminologie diskutiert, aber diesbezüglich auch Möglichkeiten erörtert, das Thema in die Branche hinein zu kommunizieren. „Wir müssen mit den Gesprächen ein Bewusstsein für die Chancen innerhalb der Branche schaffen“, sagt Dürrwächter, dem es ein Anliegen ist, ohne Scheu gemeinsam die Normierung – die im Spritzguss-Formenbau bereits üblich sei und die Basis einer effektiven Organisation darstelle – auch im Bereich Stanzen und Umformen umzusetzen.

Statements von Teilnehmern des Auftakt-Arbeitskreises

Markus Hesse, Geschäftsführer Heru Werkzeugbau, Lennestadt;
Mitinitiator des Arbeitskreises

„Die Standardisierung im Stanz- und Umformbereich ist – wenn man es mal mit dem Formenbau vergleicht – längst überfällig. So etwas Komplexes wie einen Heißkanal dazuzukaufen, wie im Formenbau üblich, ist im Stanzwerkzeugbau undenkbar. Zudem ist speziell in der Automobilindustrie gefordert, zunehmend auch bei weißer Ware, dass Betriebsmittel auf Anforderungen aus dem Werkzeug, der Stückzahl oder dem Material heraus angepasst ausgelegt sind. Beim Porsche Panamera werden 30.000, beim VW Golf 1,8 Millionen Stück pro Jahr produziert. Hier muss man unterschiedliche Standards konfigurieren können. Trotz der Individualisierung soll es aber ein Standard bleiben … Dieser Anspruch ist das Neue hier beim Arbeitskreis. Und auch, dass neben den Werkzeugmachern ebenfalls Kunden und Stanzunternehmen mit internem Werkzeugbau zu den Terminen eingeladen sind. Wir wollen uns dann beispielsweise über Dinge wie Distanzierung und Stapelung von Werkzeugen unterhalten, die bisher jeder auf seine eigene Art und Weise umsetzt.

Und ich möchte auch festhalten, dass der Arbeitskreis kein Versuch ist, sondern ich mir sicher bin, dass unser Vorhaben gelingen wird! Warum? Einen anderen Weg wird man sich in Zukunft nicht mehr leisten können. Auch im Hinblick auf den globalen Markt! Erst wenn wir in Europa vergleichbar sind, können Kunden uns auch mit Billiganbietern vergleichen – oder eben feststellen, dass Preisunterschiede über ungleiche Standards zustande kommen. Der folgerichtige Schritt wäre dann, auch die Abnahmebedingungen vereinheitlicht festzulegen. Es gibt also genug zu tun im Arbeitskreis. Ich lade daher jeden Akteur der Branche ein, Teil unserer Initiative zu werden.“

Rolf Schubert, Geschäftsführer Amberger Werkzeugbau, Sulzbach-Rosenberg

„Jeder Werkzeugmacher sollte einen bestimmten Grad der Standardisierung anstreben. So übergreifend wie hier beim Arbeitskreis, dass mehrere Werkzeugmacher einen gemeinsamen Katalog erarbeiten, das gab es bis jetzt noch nicht. Ziel ist jedoch die umfängliche Standardisierung, da jedes Unternehmen in unserer Branche davon profitieren kann und muss. Das heißt aber auch, seine eigenen Entwicklungen und Errungenschaften zu teilen und zugänglich zu machen. Nur so kommen wir gemeinsam weiter! Bis ein erstes Ergebnis erreicht ist, das als Standard gesehen werden kann, bedarf es sicherlich drei bis vier Jahre Entwicklungszeit. Doch dann werden alle davon profitieren. Wenn Transparenz herrscht, ist das übrigens auch gut für den Kunden, der dann erst die ihm vorliegenden Angebote vergleichen kann.“

Matthias Müller, Assistent der Geschäftsleitung und Leiter des Vertriebs, Meindl-Köhle Umform- und Systemtechnik, Landsberg am Lech

„Grundsätzlich ist das Bestreben, Standards zu bilden, immer wünschenswert. Und zwar auch, um letztendlich eine Standardformulierung für den Kunden zu haben. Außerdem kann man so den gesamten Planungsprozess ein bisschen eindampfen. Das heißt, der Konstrukteur greift in die Datenbank, pflegt ein Bauteil ein, braucht idealerweise nur die Länge ändern und schon war’s das. Solche grundsätzlichen Gedanken haben viele Firmen für sich selbst bereits durchgespielt. Wenn man hier das Beste herauspickt und vereinheitlicht, dann ist der Weg der richtige. Wie überall ist auch bei unserem Projekt diese Einheitlichkeit aber die größte Herausforderung. Man muss bei den Begriffen und bei den Einteilungen einen Konsens finden. Der VDWF ist dabei der ‚Kitt‘, die Institution, die alle zusammenbringt und die Arbeitstreffen moderiert. Klar ist es aber auch, dass das ein Weg der vielen kleinen Schritte ist, die aber innerhalb der kommenden Jahre zu einem ‚Gesamtkunstwerk‘ führen werden.“

Silvia Fischer, Geschäftsführerin Fischer Werkzeugbau, Geringswalde

„Wenn wir uns als deutsche Werkzeugmacher zusammentun, um Standards zu schaffen, ist das in erster Linie gut für uns. Denn so können wir kostengünstiger fertigen, weil jeder Kunde von uns ähnliche oder sogar identische Anforderungen erhält. Wir können mit standardisierten Bauteilen arbeiten und im Allgemeinen so die Kosten senken. Diese Standards muss es separat für kleinere, mittlere und große Werkzeuge geben – das ist klar. Um diese klaren Linien zu ziehen, bin ich mit dabei, aber natürlich auch, um für mein Unternehmen direkt zu profitieren. Umgekehrt will ich auch das bereits von uns Erarbeitete in die Runde einbringen. Das bedeutet aber nicht, dass unser Standard für andere der richtige sein muss. Im Arbeitskreis ist es wichtig, Bedürfnisse auf den Tisch zu bringen, darüber zu diskutieren und eben auch die Bereitschaft zu haben, sich zu bewegen. Hierin sehen wir auch die größte Herausforderung. Keine leichte Aufgabe, die der VDWF da auf sich nimmt.“

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