Seit heute trifft sich die 3D-Druck-Welt wieder in Erfurt. Zur 15. Auflage von Rapid.Tech + FabCon 3.D zeigen bis zum 7. Juni dieses Jahres 208 Aussteller aus 14 Ländern neueste additive Technologien und Produkte. Parallel dazu lädt ein hochkarätig besetzter Fachkongress mit renommierten Referenten aus Industrie und Wissenschaft zum Wissens- und Technologietransfer ein. Bereits im Vorfeld wurden dafür 2.800 Tickets verkauft – ein neuer Spitzenwert in der Geschichte der Veranstaltung. Thüringen sei ein Schaufenster für neue Ideen und die Weiterentwicklung der innovativen 3D-Drucktechnologien, betonte Valentina Kerst, Staatssekretärin im Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und digitale Gesellschaft, in ihren Begrüßungsworten. Hier passiere Zukunft und werde nach außen transportiert.

Einen ersten Höhepunkt gleich zu Beginn des Fachkongresses setzte Dr. Dominik Rietzel vom Additive Manufacturing Center der BMW Group mit seinem Keynote-Vortrag „AM on the Road“. Er zeigte auf, wie der Automobilhersteller bereits 1990 mit ersten additiv gefertigten Prototypen in das Thema einstieg und seit 2010 Projekte zur Serieneinführung bearbeitet. Ein jüngstes Ergebnis ist auf der Messe zu sehen, der BMW i8 Roadster mit einer Halterung am Verdeck, die seit diesem Jahr additiv in Serie gefertigt wird. Ebenso nutzt BMW das Thema 3D-Druck, um individuelle Kundenwünsche zu erfüllen, u. a. mit dem Produktprogramm MINI Yours Customised, mit dem personalisierte Komponenten schnell herstellbar werden und vom MINI-Fahrer unkompliziert selbst im Innenraum oder an den Blinkern verbaut werden können. Auch dafür werden Beispiele in Erfurt gezeigt. Dr. Rietzel war bereits vor zehn Jahren das erste Mal auf der Rapid.Tech und hat die Messe auch in den Folgejahren immer wieder besucht. „In der ersten Zeit bin ich aus wissenschaftlicher Sicht gekommen, heute als Vertreter der Industrie. Diese Kombination aus Forschung und Anwendung, aus Kongress und Messe ist eine echte Erfurter Besonderheit und zieht viele Interessenten an“, sagt er.

Das zeigte sich bereits in den Vormittagsstunden des ersten Tages am Besucherstrom in der ausgebuchten Messehalle 2. Hier präsentieren neben zahlreichen Stammausstellern auch renommierte Messeneulinge ihre Innovationen rund um das Additive Manufacturing (AM). Erstmals in Erfurt als Aussteller dabei ist GE Additive mit dem Produktportfolio im Bereich Metallschmelzmaschinen. Damit rüstet das Unternehmen bereits die Luftfahrtindustrie aus. Ebenfalls Messepremiere feiern der Druckerhersteller HP und der Partner für AM-Automatisierungslösungen Bosch Rexroth. Erneut vertreten ist Trumpf mit dem aktuellen Sortiment an skalierbaren Technologielösungen für den 3D-Druck metallischer Bauteile von klein bis groß. Dass die additive Fertigung im wahrsten Sinne des Wortes an Größe gewinnt, wird ebenso am Stand der FIT AG deutlich. Der Dienstleister für die industrielle additive Fertigung löst bisherige Größenbegrenzungen durch den Einsatz des Wire Arc Additive Manufacturing (WAAM) auf und nutzt dieses additive Aufschweißverfahren für die Herstellung großvolumiger Metallteile.

Mit einer Weltneuheit ist das junge polnische Startup SinterIT in Erfurt vertreten. Das Unternehmen stellt die SLS-Maschine Lisa 2 für den Desktop-Bereich vor, nach Einschätzung von 3D-Druck-Experten eine der kostengünstigsten Optionen auf dem Markt. SinterIT ist ein beredtes Beispiel dafür, wie ein Auftritt auf der FabCon 3.D die Unternehmensentwicklung befördern kann. 2016 gewann das Unternehmen den Start-up-Award der Messe und zog damit die Aufmerksamkeit potenzieller Partner auf sich. So unterstützt die FIT AG, Mitglied des Messe-Fachbeirats, seitdem das Unternehmen mit einem Investment.

Diesjähriger Gewinner des Erfurter Start-up-Awards ist die Cellbricks GmbH Berlin. Das Unternehmen überzeugte die Jury mit seinem Verfahren, menschliches Gewebe mittels Bioprinting zu erzeugen und somit einen Beitrag zur Eliminierung von Tierversuchen zu leisten. Der zweite Platz wurde an AMendate Paderborn für eine Software zur Erstellung topologieoptimierter Bauteile mit bionischen Strukturen vergeben. Der dritte Platz ging an die Kumovis GmbH Taufkirchen. Die Firma hat einen neuen 3D-Drucker für die wirtschaftliche Verarbeitung medizinischer Hochleistungskunststoffe entwickelt. Eine „special mention“ erhielt das belgische Unternehmen Aerosint für einen Multimaterial-Drucker für SLS-Verfahren.

Die Rapid.Tech + FabCon 3.D wird morgen (6. Juni 2018) mit einem weiteren Highlight fortgesetzt. Den zweiten Veranstaltungstag eröffnet ein Pionier des 3D-Drucks: Scott Crump. Er ist der Erfinder der Fused Deposition Modeling (FDM)-Technologie (Schmelzschichtung), einem Verfahren, das heute in 90 Prozent der 3D-Drucker weltweit zum Einsatz kommt. Als Chief Innovation Officer von Stratasys fokussiert sich Scott Crump auf das Entwickeln, Fördern und Umsetzen neuer Ideen, mit denen Kunden maximale Freiheit beim Design und höchste Flexibilität bei der Produktion erreichen. Aktuelle Beispiele verschiedener Applikationen wird er in Erfurt vorstellen und ebenso über die zukünftige Ausrichtung von Stratasys und des Additive Manufacturing insgesamt sprechen.

Darüber hinaus laden morgen die Anwendertagung sowie die Foren AM Science, Medizin-, Zahn- und Orthopädietechnik, 3D gedruckte Elektronik & Funktionalität und 3D Metal Printing ein. Fortgesetzt wird die 3D Printing Conference.

Höhepunkte der Abendveranstaltung sind die Auszeichnungen der innovativsten Designideen der 3D Pioneers Challenge sowie Ehrungen anlässlich des 15-jährigen Jubiläums der Rapid.Tech + FabCon 3.D.

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