An Regentagen steigt das Unfallrisiko im Straßenverkehr auf das Zwei- bis Vierfache. Besonders gefährlich: Aquaplaning. Viele Autofahrer reagieren falsch, wenn die Reifen die Bodenhaftung verlieren. Tipps von den TÜV SÜD-Experten zur Fahrphysik auf nassen Straßen.

„Spurrillen sind bei Regen besonders tückisch“, sagt Eberhard Lang von TÜV SÜD. Bei stärkeren Niederschlägen würden sie vom Wasserfilm überdeckt. Statt ein paar wenigen Millimeter könne die Tiefe in den ausgefahrenen Spuren dann plötzlich mehr als einen Zentimeter betragen. Faustformel: Verschwindet die Spur eines Vorausfahrenden im Wasser sehr schnell ist Vorsicht geboten. Das deutet auf viel Wasser auf der Straße hin. Umgekehrt sind Schaumspuren die Zeichen eines gefährlichen Schmierfilms. Er tritt besonders nach langer Trockenheit oder zu Beginn des Regens auf.

Profilieren: Acht Millimeter Wassertiefe sind in Spurrillen und bei starkem Regen schnell erreicht. Mit guten Neureifen und einer Profiltiefe von ebenfalls acht Millimeter beginnt das Aufschwimmen bei etwa 80 km/h. Auf drei Millimeter abgefahrene Pneus verlieren schon bei 68 km/h die Bodenhaftung. Wer bis zur gesetzlichen Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimeter mit dem Neukauf wartet, dürfte bei den genannten Straßenverhältnissen nicht schneller als 54 km/h fahren. „TÜV SÜD empfiehlt deshalb den Austausch der Bereifung bei vier Millimeter Restprofil“, sagt Eberhard Lang.

Verstehen: Mit zunehmender Geschwindigkeit und steigender Wasserhöhe schiebt sich nach und nach ein Wasserkeil unter die Reifenlauffläche, weil das Profil die enormen Wassermassen nicht mehr schnell genug aufnehmen und zu den Seiten und nach hinten abführen kann. Bis zu 25 Liter Wasser pro Sekunde müssen bei 80 km/h abgeleitet werden. In nur vier bis fünf Sekunden kommt da der Inhalt einer durchschnittlichen Badewanne zusammen. Schließlich – und schneller, als die meisten denken – reißt der sich rasch vermindernde Kontakt zur Straße völlig ab und es bleibt nur eine Schicht Wasser zwischen Reifen und der Fahrbahn bestehen. Das Fahrzeug schwimmt auf und gleitet wie ein Surfbrett auf dem Wasser.

Erkennen: Die Warnsignale sind eindeutig. Heftiges Wasserrauschen von unten und eine zunehmend leichtgängigere Lenkung kündigen das drohende Aufschwimmen an. Schließlich reagiert die Lenkung überhaupt nicht mehr. Bei Fronttrieblern drehen die Antriebsräder blitzartig durch, der Motor heult auf und die Nadel des Drehzahlmessers macht Sprünge. Das Fahrzeug ist außer Kontrolle geraten, der Zufall und die Physik bestimmen dann über Unfall oder nicht.

Agieren: Oberstes Gebot bei Aquaplaninggefahr ist, das Tempo zu drosseln. Bei starkem Regen und Spurrillen sind oftmals schon 100 km/h deutlich zu schnell. Gleichzeitig sollte der Sicherheitsabstand verdoppelt werden. Erhöhte Aufmerksamkeit und besondere Vorausschau können bei Gefahren wertvolle Sekunden zur Verhinderung eines Unfalls schaffen. „Ein schlingernder Vordermann ist ein eindeutiges Zeichen für Aquaplaning“, sagt Lang. Ähnliches gilt, wenn ein vorausfahrendes Auto große Wasserfontänen verursacht.

Reagieren: Schwimmt das Auto auf, die Geschwindigkeit weiter verringern! Bei plötzlich auftauchenden Gefahren mit voller Kraft bremsen! Das ABS sorgt dabei für die optimal erzielbare Verzögerung. „Die so genannte Stotterbremse ist dem weit unterlegen und nur bei Autos ohne Anti-Blockier-System sinnvoll“, so der TÜV SÜD-Fachmann. Kraftvolle und hektische Lenkbewegungen sind Gift für die Stabilität und Beherrschbarkeit des Autos. Reagiert es nicht auf kleine Lenkeinschläge, gilt es zu warten, bis die Reifen wieder greifen. Sehr gefährlich ist es, mit eingeschlagenen Rädern auf einem Wasserfilm zu gleiten. Das Auto bricht nämlich schlagartig aus, wenn wieder Bodenkontakt hergestellt ist.

Souveränität: Es gehört leider zu den häufigen Erfahrungen, dass angepasst fahrende Autofahrer nicht nur überholt, sondern auch bedrängt werden. Nicht beirren lassen! Es gibt keine Wunderreifen und wer bei starkem Regen zu schnell fährt, handelt schlicht verantwortungslos.

Über die TÜV SÜD AG

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