Französischer Impressionismus und russische Moderne des 20. Jahrhunderts: Mit Werken von Olivier Messiaen, Dmitri Schostakowitsch, Igor Strawinski und Alexander Skrjabin präsentiert die Dresdner Philharmonie eine beziehungsreiche Werkauswahl. Karina Canellakis gibt dabei ihr Pultdebüt in Dresden und Christian Tetzlaff schließt mit diesem Konzert seine Residenz beim Orchester ab.

Strawinskis "Chant funèbre" und Alexander Skrjabins "Poème de l’extase" wurden nahezu gleichzeitig vollendet und uraufgeführt. Die Partitur von Strawinskis "Chant funèbre" ging in den Revolutionswirren jedoch verloren und galt mehr als ein Jahrhundert als verschollen. Erst im Frühjahr 2015 wurde in der Bibliothek des St. Petersburger Konservatoriums Stimmensatz wiedergefunden. Daraus konnte die Partitur rekonstruiert werden, und 2016 erlebte das Werk seine Wiedergeburt. Nicht ganz so lange blieben die Werke von Olivier Messiaen und Dmitri Schostakowitsch unaufgeführt. Das Material zur "Hymne au Saint Sacrement" ging während des Zweiten Weltkriegs verloren, als es von Paris nach Lyon gesendet werden sollte, wo es nie ankam. Als der amerikanische Dirigent Leopold Stokowski für 1947 eine Aufführung plante, rekonstruierte Messiaen es aus dem Gedächtnis und veröffentlichte es nun unter dem kürzeren Titel "Hymne". Dmitri Schostakowitsch schließlich hatte sein Erstes Violinkonzert 1947/48 komponiert und damit in einer Zeit, in der er nach den Angriffen auf ihn im Jahr 1936 zum zweiten Mal im Kreuzfeuer staatlicher Kritik stand. An eine Aufführung des Werkes war unter diesen Umständen nicht zu denken. Das Violinkonzert erlebte seine Premiere erst 1955, zwei Jahre nach Stalins Tod.

Christian Tetzlaff ist einer der gefragtesten Geiger unserer Zeit. "The greatest performance of the work I’ve ever heard", schrieb Tim Ashley im Guardian über seine Interpretation des Beethoven-Violinkonzerts mit Daniel Harding. Konzerte mit Christian Tetzlaff werden oft zu einer existenziellen Erfahrung für Interpret und Publikum gleichermaßen, altvertraute Stücke erscheinen in völlig neuem Licht. Er lenkt den Blick aber auch immer wieder auf vergessene Meisterwerke und versucht, gehaltvolle neue Werke im Repertoire zu etablieren. Er pflegt ein ungewöhnlich breites Repertoire und gibt rund 100 Konzerte pro Jahr.

Was den 1966 in Hamburg geborenen und inzwischen mit seiner Familie in Berlin lebenden Musiker so einzigartig macht, sind – neben seinem großen geigerischen Können – vor allem drei Dinge: Er nimmt den Notentext wörtlich, er versteht Musik als Sprache, und er liest die großen Werke als Erzählungen, die von zentralen Erfahrungen handeln. Dem Publikum das zu vermitteln, ist Christian Tetzlaffs Ziel. Als Geiger versucht er, hinter dem Werk zu verschwinden – aber gerade das macht seine Interpretationen sehr individuell. Christian Tetzlaff "spricht" mit seiner Geige, sein Spiel umfasst eine große Bandbreite an Ausdrucksmöglichkeiten und ist nicht allein auf Wohlklang und virtuosen Glanz ausgerichtet.

International gefeiert für ihre emotionalen Auftritte, ihre technisch feine Führung und die Tiefe ihrer Interpretationen, hat sich die Dirigentin Karina Canellakis seit ihrer Auszeichnung mit dem Sir Georg Solti Conducting Award 2016 schnell einen weltweiten Ruf erworben. Ab der Spielzeit 2019-20 wird sie dem niederländischen Radio Filharmonisch Orkest als Chefdirigentin vorstehen.

Gefragt ist sie als Gastdirigentin u.a. beim Orchestre Symphonique de Montréal, dem St. Louis Symphony Orchestra, dem London Philharmonic Orchestra, dem Deutschen Sinfonieorchester Berlin, dem Oslo Philharmonic Orchestra und den Wiener Symphonikern ebenso wie beim Orchestre de Paris, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, den Bamberger Symphonikern und dem Sinfonieorchester Birmingham.

Bevor sie von Sir Simon Rattle ermutigt wurde, dem Dirigieren nachzugehen, war Karina Canellakis der Musikwelt bereits dank ihres virtuosen Violinspiels bekannt. So spielte sie zwei Jahre lang regelmäßig an der Berliner Philharmonie als Teil ihrer Orchesterakademie, trat als Solistin mit zahlreichen nordamerikanischen Orchestern auf und spielte danach mehr als drei Jahre lang kontinuierlich für die Chicago Symphony.

Geboren und aufgewachsen ist Karina Canellakis in New York und hat am Curtis Institute of Music und an der Juilliard School studiert.

Tickets ab 18 Euro (Schüler und Studierende 9 Euro) sind über den Ticketservice der Dresdner Philharmonie und an den Abendkassen erhältlich.

Samstag, 8. Juni 2019, 19.30 Uhr
Sonntag, 9. Juni 2019, 11.00 Uhr
Konzertsaal
KULTURPALAST

Programm:

Olivier Messiaen: "Hymne au Saint-Sacrement" für Orchester (1932/47)

Dmitri Schostakowitsch: Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 a-Moll op. 77 (1948)

Igor Strawinski : "Chant funèbre" – Hommage an Nikolai Rimski-Korsakow (1909)

Alexander Skrjabin : "Poème de l’extase" für Orchester (1908)

Karina Canellakis, Dirigentin
Christian Tetzlaff, Violine (Artist in Residence)
Dresdner Philharmonie

Das Konzert am 8. Juni 2019 findet im Rahmen der Dresdner Musikfestspiele statt.

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