Studie zum Verkehrsfluss in deutschen Großstädten vorgestellt: Logistiker stehen vor großen Herausforderungen durch „langsame“ Städte. Basis der Untersuchung sind 58 Mrd. Verkehrsdatenpunkte und die Einschätzungen von rund 400 Logistikern.

Wie schnell fließt der Straßenverkehr in deutschen Städten? Welche Städte sind schnell und welche besonders langsam? Wie verändert sich der Verkehrsfluss im Tagesverlauf? Und was können Städte und Logistiker tun, damit in der Stadt alle besser ans Ziel kommen? Diese und weitere Fragen stehen im Fokus der gemeinsamen Studie von BVL.digital und HERE Technologies.

Die sprichwörtliche rheinische Gemütlichkeit spiegelt sich in Düsseldorf – ungewollt – im Straßenverkehr wider. Denn mit 35,6 km/h im Tagesdurchschnitt auf den Hauptverkehrsadern fließt der Verkehr in der nordrheinwestfälischen Landeshauptstadt in ganz Deutschland am langsamsten. Aber auch in Köln, Stuttgart, Frankfurt oder Hamburg zeigt die Tachonadel nicht höher als 38 km/h. Im Gegensatz dazu zählen Bremen und Dresden mit jeweils 42 und 41 km/h zu den Spitzreitern. Blickt man auf die nachmittägliche Rushhour, scheint sich in ganz Deutschland bereits ein Tempo von 30 km/h etabliert zu haben. In Berlin und Frankfurt bewegt sich der Verkehr teilweise sogar nur mit 17 km/h.  

Möglich wurde diese Vermessung des Großstadtverkehrs durch die Analyse von 58 Milliarden Verkehrsdatenpunkten. Die Navigationssysteme vieler deutscher Automobilhersteller sind mit dem IT- und Geodatendienstleister HERE Technologies verbunden. Die Messung der Geschwindigkeit beruht damit auf den anonymisierten Bewegungsdaten der Pkws und Nutzfahrzeuge. Um eine Vergleichbarkeit der Daten zwischen den Städten sicherzustellen, wurden nur Straßen der gleichen Größenklassifikation und Geschwindigkeitsbegrenzung einbezogen.

Die Einschätzungen und Bewertungen aus der Logistikpraxis wurden durch eine Befragung von 400 Logistik-Experten aus dem Netzwerk der Bundesvereinigung Logistik gewonnen. Auch sie beurteilen die logistische Erreichbarkeit in Dresden, Bremen und auch Leipzig besser als in Stuttgart oder Köln. Als größte Problemfelder im städtischen Straßenverkehr sehen Logistiker vor allem die Verkehrsleitung, also Ampelschaltungen und Geschwindigkeitsregelungen, aber auch fehlende Park- und Haltemöglichkeiten für die Warenauslieferung.

Wenngleich es begrüßenswert ist, dass viele Kommunen ihre Straßeninfrastruktur sanieren, so sehen viele Logistiker doch noch erhebliches Verbesserungspotenzial im Bereich der Baustellenplanung, denn hier scheint es noch Defizite bei Koordination und Information zu geben.   

Aber auch die befragten Logistiker selbst unternehmen viel zur Optimierung ihrer Transporte in Städten und planen weitere Maßnahmen. Beispielsweise wollen 53 Prozent von ihnen mehr Nachtlieferungen ausführen, 44 Prozent wollen intensiver mit anderen Unternehmen kooperieren. Zum Repertoire zählt außerdem die strategische Standort- und Netzwerkplanung, diese ist bei 52 Prozent bereits Praxis und bei 24 Prozent in Planung. Dynamischer Software für die Tourenplanung setzen 47 Prozent der Befragten bereits ein, während weitere 31 Prozent dies zukünftig tun wollen. Ein dynamisches Zeitfenstermanagement betreiben 31 Prozent der Umfrageteilnehmer, weitere 39 Prozent haben dies in Planung.

Ein besserer Verkehrsfluss in der Stadt wirkt sich nicht zuletzt mindernd auf die Schadstoffemissionen aus. Als direkter Effekt reduziert eine höhere städtische Geschwindigkeit deutlich die Emission von Kohlendioxid, Stickoxid und Feinstaub. Als indirekter Effekt kann eine höhere Geschwindigkeit ermöglichen, Fahrzeugkapazitäten im KEP-Verkehr einzusparen.

Alle Ergebnisse der Studie stehen auf einer Website unter acceleratingurbanlogistics.com zur Verfügung. Zusätzlich gibt es dort Videointerviews mit Logistikexperten sowie ein Tool, mit dem Lieferrouten in unterschiedlichen Städten simuliert werden können.

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