Den deutschen Autoherstellern drohen durch den Zusammenbruch des chinesischen Absatzmarktes hohe Umsatzeinbußen, die sich nach Einschätzung von Prof. Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management, im Jahresverlauf nicht mehr aufholen lassen. Im Februar waren die Autoverkäufe in China um über 90 Prozent eingebrochen. „Wenn das Geschäft im März oder April wieder anspringt, werden sicher unangenehme Einbußen übrig bleiben“, sagte Bratzel der Zeitschrift auto motor und sport. „Das Minus von 40 Prozent in zwei Monaten könnte einen Rückgang von 30 Prozent im ersten Quartal und ein Minus von mindestens 10 Prozent im Gesamtjahr in China bedeuten.“ Damit werde der chinesische Automarkt das zweite Jahr in Folge zurückgehen. „Schon 2019 schrumpfte der Gesamtmarkt um etwa 8 Prozent. 2020 wird es sicher deutlich mehr.“

Dabei könnten die deutschen Premiummarken mit einem blauen Auge davonkommen, weil sie im Vergleich zu Volumenmarken wie VW deutlich weniger Autos in China verkaufen. „Die Premium-Marken Audi, BMW und Daimler können Einbußen im Jahresverlauf vielleicht einfacher ausgleichen, weil ihre absoluten Stückzahlen kleiner sind.“ Anders bei den Massenherstellern. „Je größer die Quote der dorthin exportierten Autos, desto größer aber auch die Abhängigkeit. Wenn der Markt ins Minus dreht, schlägt das entsprechend auf den Umsatz durch.“ Das treffe besonders VW, der Konzern setzte im vergangenen Jahr 4,2 Millionen Autos in China ab.

Laut auto motor und sport verkaufte die Marke VW im vergangenen Jahr 38,6 Prozent ihrer Fahrzeuge in China, bei Audi liegt der China-Anteil bei 37,4 Prozent. Auch bei den anderen Premiumherstellern spielt China längst eine wichtige Rolle. BMW setzte 2019 schon 29,6 Prozent aller Fahrzeuge in China ab, Daimler 26,9 Prozent. Dagegen spielt China bei PSA, dem Eigentümer der deutschen Marke Opel, fast keine Rolle: Ganze 3,3 Prozent der Fahrzeuge gehen nach China.

Das Interview mit Prof. Bratzel finden Sie im Wortlaut unter:
https://www.auto-motor-und-sport.de/verkehr/prof-bratzel-ueber-corona-in-der-autoindustrie-produktion-absatz/

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