Asiatische Anleihen verzeichneten in der vergangenen Woche starke Kursrückgänge, als eine Welle der Risikoreduzierung über die globalen Märkte hinwegfegte. Als die Infizierungen und Sterberaten des COVID-19-Virus weltweit stiegen und die Mehrheit der westlichen Industrieländer begann, ihre Bevölkerung durch massive Einschränkungen zu schützen, wurden die enormen wirtschaftlichen Auswirkungen der Krankheit sichtbar. Die asiatische Anleiheklasse in US-Dollar, die während des Ausbruchs in China mit einer gewissen relativen Stabilität und sogar mit einer überdurchschnittlichen Performance im Februar und Anfang März gehandelt wurde, verzeichnete nach den starken Kurseinbußen in den USA und Europa in der vergangenen Woche eine deutliche Zunahme der Volatilität. Bedenken über die mögliche Auflösung von Hedgefonds-Positionen verschärften die Situation, insbesondere in den USA, wo ein großes ETF-Exposure am US-Anleihenmarkt zu einem deutlichen Anstieg willkürlicher Verkäufe von Hochzins- und Investment-Grade-Anleihen führte. Unterdessen wurde die Möglichkeit der Sell-Side-Institutionen, Liquiditätspuffer für den Markt bereitzustellen, aufgrund der im Zuge der Finanzkrise von 2008 auferlegten Dodd-Frank-Regeln, stark eingeschränkt. In einem solchen Umfeld ist es nicht überraschend, dass die Kurse festverzinslicher Anlagen begannen, sich deutlich von den Fundamentaldaten abzuheben. Trotz Anzeichen einer Stabilisierung des Virusausbruchs in China haben alle Sektoren in Asien, die outperformed haben, leider nur wenig von der globalen Abwärtsbewegung und den liquiditätsbedingten Verkäufen profitiert.

Allerdings sollte beachtet werden, dass die Märkte trotz dramatischer Nachrichtenlage letztendlich ihren Tiefststand finden werden, sobald sich die Verbreitung des Virus unweigerlich stabilisiert – insbesondere angesichts der umfassenden monetären und fiskalpolitischen Anreize an praktisch jedem wichtigen Finanzzentrum der Welt. Ein ermutigendes Zeichen auf dem asiatischen Hochzinsmarkt ist die Ankündigung von Rückkäufen von Unternehmensanleihen. Obwohl diese Angebote bisher zu erheblich reduzierten Bewertungen erfolgten, erwies sich diese Entwicklung während des vergleichbaren Marktcrashs von 2008 als einer der wichtigsten Katalysatoren für eine mögliche Marktstabilisierung. Angesichts der schlechten Liquidität, die an den globalen Kreditmärkten vorherrscht und sich in den extrem großen Bid-Offer-Spreads widerspiegelt, wird sich die Beibehaltung einer strikten Konzentration auf die Fundamentaldaten der Unternehmen sowie einer objektiven Bewertung der Vermögenspreise letztlich als ein entscheidender Faktor für die Bewältigung dieser extrem schwierigen Zeiten erweisen.

Auf der Aktienseite ist die Lage etwas besser, da die wichtigsten Aktienmärkte im asiatischen Raum weiterhin sehr liquide sind. Der A-Aktienmarkt Chinas (Shanghai und Shenzhen) ist in dieser Hinsicht außergewöhnlich und hat in diesem Jahr bisher eine sehr deutliche Outperformance gegenüber dem Rest der Welt erzielt. Es sei daran erinnert, dass der Markt für A-Aktien weitgehend von der heimischen Wirtschaft bestimmt wird (die ausländische Beteiligung liegt nach wie vor im einstelligen Bereich), und dass China im Kampf gegen das Coronavirus der Welt voraus ist. Die chinesische Regierung hat es geschafft, nach mehr als zwei Monaten der Abriegelung etwa 80 Prozent ihrer Wirtschaftstätigkeiten wieder zu aktivieren und konzentriert sich nun auf die wirtschaftliche Belebung. Wie Bloomberg am 23. März in einem Artikel schrieb, „schwimmt China in Bargeld mit den günstigsten Finanzierungen seit 2006“. Dies steht in starkem Gegensatz zur Situation in den USA, wo der Renditeabstand zwischen den US-Commercial-Papers und den risikofreien Zinssätzen den höchsten Stand seit der globalen Finanzkrise 2008 erreicht hat.

Hongkong, Taiwan und Korea haben ihre Liquidität ebenfalls gut erhalten, da die nationalen Investoren auf diesen Märkten (sowohl Privatanleger als auch institutionelle Anleger) in der Regel über hohe Barreserven verfügen. Sie werden von einer Kaufmöglichkeit angelockt, die sie als einmalige Gelegenheit im Jahrzehnt wahrnehmen könnten. Mit anderen Worten: Jeder ausländische Investor, der an einem dieser Märkte verkaufen möchte, wird wahrscheinlich einen lokalen Käufer finden. Die Stabilität des chinesischen RMB und des taiwanesischen Dollars sind weitere Gründe, warum diese beiden Märkte relativ sichere Handelsplätze sind.

In Südostasien (Indien, Indonesien, Thailand, Malaysia, Philippinen) ist die Situation komplizierter. Die Währungen dieser Länder haben in den letzten Tagen starke Abwertungsbewegungen erfahren, die einen starken Verkaufsdruck von ausländischen Investoren ohne ein großes nationales Kaufinteresse auslösten. Eine Reihe von Unternehmen in diesen Märkten erfuhren Tag für Tag einen „Limit-Down“ und wurden infolgedessen vom Handel ausgesetzt. Und das, obwohl ein Ölpreis von 22 Dollar pro Barrel eigentlich ein Grund zum Feiern hätte sein sollen. Diese Märkte könnte man als völlig entkoppelt und die Bewertungen als bedeutungslos bezeichnen. Das erklärt, warum China-Fonds heutzutage in der Regel eine bessere Performance als Asien-Fonds aufweisen.

Die entscheidende Frage ist, ob wir eine zweite Welle von Ausbrüchen in China erleben werden. Leider hat sich die Situation in Korea, Singapur und Hongkong in den letzten Tagen verschlechtert, da auch Staatsangehörige dieser Länder aus Europa zurückkamen, die Krankheit mitbrachten und die Quarantänemaßnahmen missachteten.

Die Situation in China scheint jedoch unter Kontrolle zu sein. Und das ist die wichtigste Nachricht für den Rest der Welt, der genau beobachtet während er am Rande des Abgrunds steht.

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