Das Deutsche Maiskomitee e. V. (DMK) hat einige Mais-Anbauberater befragt, wie sie die diesjährige Anbaufläche einschätzen, wie der aktuelle Stand der Aussaatvorbereitungen ist und welche Besonderheiten die Aussaat in diesem Jahr prägen könnten. Hier finden Sie eine Zusammenfassung der Antworten:

„Die Landwirte ackern wie die Verrückten“, stellt Dr. Hubert Heilmann, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei M-V, Gülzow, heraus. Er rechnet mit einer tendenziell etwas größeren Anbaufläche. Nach zwei schlechten Jahren nimmt er an, dass in den Betrieben der Bedarf schon da sei. Die Erträge beim Silomais lagen nur bei 270 dt/ha (2018) bzw. 330 dt im letzten Jahr. Andererseits geht in dieser Region die Hälfte der Silage in Biogasanlagen. Dieser Anteil wurde in den Trockenjahren deutlich heruntergefahren. 2019 wurden 166.000 ha Mais in M-V angebaut, das waren schon etwa 16.000 ha mehr als im Vorjahr. Er schätzt, dass die Fläche in diesem Jahr zwischen 160.000 und 170.000 ha liegen wird. Obwohl es ergiebige Niederschläge in den letzten Wochen gab, sind die Speicher in der Tiefe noch nicht unbedingt wieder aufgefüllt. Wie schwierig es sei, mit „leeren Tanks“ in eine Saison zu starten, wurde im vergangenen Jahr gesehen. Im Moment sei viel zu tun auf den Feldern, da stehe die Maisaussaat noch hintenan. Da die Zwischenfruchtbestände größtenteils nicht abgefroren sind, müssen sie anderweitig abgetötet werden. Probleme gibt es mit Mäusen. Das gilt nicht nur fürs Grünland. Gerade bei reduzierter Bodenbearbeitung gibt es vielerorts Probleme in den Ackerkulturen.

„Wir haben keine Futterreserven“, berichtet Karl Gerd Harms, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Oldenburg. Angesichts der Futterknappheit im Land kann die Reaktion in diesem Frühjahr eigentlich nur sein: „So viel wie möglich!“ Vor allem in den Regionen mit intensiver Tierhaltung sind Betriebe allerdings in ihrer Reaktion deutlich eingeschränkt. Dort steht schon jetzt so viel Mais, wie es machbar ist. Die Winterungen sind gut entwickelt, es waren keine Auswinterungsschäden zu verzeichnen, also werde sich der Umbruch in sehr engen Grenzen halten. Insgesamt schätzt er, dass sich die Anbaufläche von bislang 600.000 ha in Niedersachsen leicht ausdehnen wird. Über die letzten Monate seien genug Niederschläge gefallen, die Vorbereitungen seien je nach Befahrbarkeit bereits in vollem Gang, bis zu Aussaat sei aber noch Zeit. Sorgen bereitet das Fehlen von Mesurol und TMTD: Wie stark die Schäden durch Vogelfraß und Fritfliege werden, wird sich zeigen müssen. Ein großes Problem entwickelt sich derzeit im Norden, das zwar nicht den Maisanbau betrifft, aber Auswirkungen auf den Bedarf haben könnte: „Auf dem Grünland verzeichnen wir einen massiven Mäusedruck. Es gibt ganze Betriebe, da steht kein Halm mehr. Wo sollen die ihr Futter herkriegen?“, so Harms.

„Eine Superernte gab es nirgends“, beschreibt Norbert Erhardt, Landwirtschaftskammer NRW, Münster, die Situation. Er rechnet damit, dass in Nordrhein-Westfalen die Anbaufläche wohl stabil bei etwa 280.000 bis 299.000 ha bleiben wird. Das Futter werde gebraucht, da keine Reserven mehr vorhanden sind. Die Erträge waren auf Sandböden im Vorjahr so schlecht wie 2018, ansonsten etwas besser. Ab Ende März gehe es in der Region mit den Vorbereitungen los. Dazu gehört oft das Abmulchen der teilweise sehr weit entwickelten Zwischenfruchtbestände. Auch in NRW gab es einige Probleme mit hohem Mäusedruck. Es bestehe allerdings die Hoffnung, dass sich die Population gerade in den Niederungen bei den starken Niederschlägen der letzten Wochen verringert hat. Sorgen bereitet, dass es aufgrund der aktuellen Situation zu Versorgungsengpässen kommen könnte, was die Lieferketten von Betriebsmitteln angeht.

„Das größte Problem für den Maisanbau 2020 im Rheintal dürfte das Fehlen von Mesurol sein“, stellt Dr. Hubert Sprich, ZG Raiffeisen eG, Karlsruhe, fest. Er geht davon aus, dass der Körnermaisanbau in Baden-Württemberg mit Schwerpunkt im Rheintal etwas zunehmen wird von circa 56.000 ha in 2019 auf circa 63.000 ha. Die von den Landratsämtern von Basel bis Rastatt per Allgemeinverordnung verhängte Fruchtfolgerestriktion zur Eindämmung des Maiswurzelbohrers gibt den Landwirten ab diesem Jahr wieder drei Jahre Zeit. Daher werden viele Landwirte dieses Jahr wieder etwas mehr Mais anbauen als im Vorjahr. Der Silomaisanbau dürfte in Baden-Württemberg leicht zurückgehen, da die Ernte sowohl beim Silomais, aber auch bei der Grassilage letztes Jahr gut war. Er könnte sich einen Rückgang von 136.000 ha in 2019 auf rund 132.000 ha vorstellen. Aktuell werden im Rheintal die Flächen vorbereitet, die Bodenstruktur ist trotz des ausgefallenen Winters gut. Die Wasserversorgung im Wurzelbereich ist nach den ausgiebigen Niederschlägen im Februar und März ebenfalls gut. Wie die Entwicklung der Maisschädlinge 2020 verläuft, sei schwierig zu sagen, sowohl die Eier des Maiswurzelbohrers als auch die Larven des Maiszünslers dürften den milden Winter gut überstanden haben. Durch das Fehlen der Mesurolbeize werden vermutlich zahlreiche Flächen durch Vogelfraß (Krähen) geschädigt werden.

„Ich hab noch nie so viel Mais gedroschen wie im letzten Jahr“, berichtet Robert Schnellhammer, Leiter der Staatlichen Höheren Landbauschule Rotthalmünster. Für den Landkreis Passau erwartet er keine Änderungen der Anbaufläche, sie werde stabil bei etwa 28.000 ha liegen. In der Region findet überwiegend Körnermaisanbau statt, der Anteil liegt bei etwa 20 % an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche. Auch wenn die Körnermaisernte im letzten Jahr außerordentlich gut ausgefallen ist, habe sich auf Sandstandorten die Trockenheit allerdings bemerkbar gemacht. In Sachen Silomais hatten wir in den vergangenen beiden Jahren maximale Erträge. Im Frühsaatgebiet im Rottal geht er von einem Aussaatbeginn um den 5. April aus, wenn das Wetter stabil bleibt. Ansonsten gebe es keine größeren Probleme. Die Bedingungen seien normal, die Böden trotz des ausgefallenen Winters in gutem Zustand.

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