Auch und gerade in der Zeit der Corona-Pandemie ist die Diakonie Württemberg nah am Menschen und unterstützt in der Not. „Wir halten unseren Einsatz für Menschen mit Hilfebedarf weiterhin aufrecht, das ist unser christlich-diakonischer Auftrag“, sagt Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg. Der christliche Glaube gebe die Gewissheit, dass Gott die Menschen nicht alleine lässt. Das sei für die Diakonie Auftrag, nahe bei den Menschen zu sein, auch wenn es unter schwierigsten Bedingungen geschieht und Kreativität und Anstrengung erfordert.

Deshalb unterstützen die diakonischen Beratungsstellen in den Landkreisen telefonisch und online, aber auch im direkten Kontakt mit den Klienten. Die Gespräche finden dann in großen Räumen, im Freien oder auch am offenen Fenster statt. Selbstverständlich immer datenschutzgerecht. Kontakte und Hilfen beim Stellen von Anträgen erfolgen postalisch. Außerhalb der Sprechzeiten sind Nottelefone eingerichtet.

Die Wohnungslosenhilfe hat sich schnell auf die neuen Herausforderungen durch die Corona-Krise eingestellt. Aber: „Wir brauchen einen Ausbau der Plätze, um die Menschen, die durch die gesteuerten Haftentlassungen keinen Wohnplatz haben, unterzubringen“, fordert Kaufmann. In den Einrichtungen fänden nur Menschen Platz, die sich bereits vor der Pandemie dort befunden haben. Neuaufnahmen seien nicht möglich. Die Not der Menschen auf der Straße sei groß. Gleichwohl arbeiten die Mitarbeitenden in getrennten Schichten, versorgen die Menschen in den stationären Einrichtungen, beraten auf elektronischem Weg, verteilen Essenspakete, versuchen die Not zu lindern. „Wenn jedoch nicht sehr schnell Schutzausrüstungen für die Mitarbeitenden zur Verfügung gestellt wird, wird es bald schwierig werden, weiter einsatzfähig zu bleiben.“ Ein Ausfall der Mitarbeitenden würde zur Schließungen führen. „Das wäre katastrophal, zumal erkrankte wohnungslose Menschen nicht gleich Hilfe bekämen“, warnt Kaufmann.

Auch die Schwangeren- und Schwangerenkonfliktberatung läuft weiter. Die Beraterinnen sind Ansprechpartnerinnen für rechtliche, finanzielle und pädagogische Informationen und können Frauen von der Schwangerschaft bis nach der Geburt des Kindes bis zum dritten Lebensjahr unterstützen. Die Beratung erfolgt telefonisch, online oder persönlich. Gerade im Schwangerschaftskonflikt ist die Beratung unverzichtbar. Dass es Ansprechpersonen bei der Entscheidung für oder gegen einen Schwangerschaftsabbruch gibt, wird von den diakonischen Beratungsstellen gewährleistet.

Bei Familien- und Partnerschaftsproblemen erhalten Frauen und deren Angehörige ebenso Unterstützung wie beim Beantragen finanzieller Hilfen oder bei der Durchsetzung von Ansprüchen zur Sicherung des Lebensunterhalts, des Erhalts der Arbeitsplatzes, der Wohnung oder des Notfall-Kinderzuschlags.

Die Frauenhäuser sind voll belegt und sind damit herausgefordert. Die Diakonie bietet eine Plattform für die Mitarbeiterinnen. Dort tauschen sie Ideen aus, wie sie mit der Enge umgehen und Frauen und Kinder unter Beachtung der Schutzmaßnahmen gut betreuen können. Das Diakonische Werk Württemberg setzt sich im Sozialministerium und im Verbund der Liga für die Anmietung von zusätzlichen Plätzen in Hotels, Ferienunterkünften und anderen Gebäuden zur Entzerrung der Situation ein.

Kirchlich-diakonische Dienste wie Tafel- und Diakonieläden, Diakonie-Sozialstationen, Krankenpflegevereine und Nachbarschaftshilfen kümmern sich um die Versorgung älterer, kranker und anderer hilfebedürftiger Menschen. „Die Existenz der Tafeln muss gesichert werden, denn sie haben während der Schließung laufende Kosten“, sagt Kaufmann. Für Menschen mit geringem Einkommen, die jetzt höhere Preise in den Supermärkten bezahlen müssen, fordere die Diakonie einen befristeten Corona-Zuschlag von 100 Euro.

Arbeitslose Menschen sind mit der Schließung einer Vielzahl von Einrichtungen mit Beschäftigungs-, Bildungs- und Beratungsangeboten konfrontiert. „Wir setzen uns dafür ein, dass diese Menschen durch alternative digitale Beratungskonzepte weiter begleitet und auch bei dringendem Hilfebedarf nach wie vor rasch und umfassend unterstützt werden können.“ Für die Umsetzung dieser Konzepte brauche es eine entsprechende technische Infrastruktur. Um allen Menschen Zugang zu den Beratungs-und Bildungsangeboten zu ermöglichen, brauchen Träger von Arbeitsmarktdienstleistungen finanzielle Unterstützung.

In der Arbeit mit suchtkranken Menschen flexibilisiert die Diakonie ihr Beratungsangebot. Die Mitarbeitenden werden telefonisch, per Video oder bei Spaziergängen mit Sicherheitsabstand beraten. Auch hier ist der Zugang zu Schutzausrüstung für Mitarbeitende wichtig.

Im Schulterschluss mit der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung fordert die Diakonie Württemberg außerdem, Menschen mit geringem Einkommen durch finanzielle Forderungen nicht unter Druck zu setzen. „Überschuldete Menschen kommen in der jetzigen Situation noch weiter in Not. Wir rufen Inkassounternehmen dazu auf, ihre automatisierte Forderungseintreibungen bis zur Normalisierung einzustellen.“

Über den Diakonisches Werk der evangelischen Kirche in Württemberg e.V.

Die Diakonie Württemberg ist die soziale Arbeit der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und der Freikirchen. Das Diakonische Werk Württemberg mit Sitz in Stuttgart ist ein Dachverband für 1.400 Einrichtungen mit fast 50.000 hauptamtlichen und 35.000 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie begleiten Kinder, Jugendliche und Familien, Menschen mit Behinderungen, alte und pflegebedürftige Menschen, Arbeitslose, Wohnungslose, Überschuldete und andere Arme, Suchtkranke, Migranten und Flüchtlinge sowie Mädchen und Frauen in Not. Täglich erreicht die württembergische Diakonie über 200.000 Menschen. Das Diakonische Werk Württemberg ist ebenfalls Landesstelle der Internationalen Diakonie, Brot für die Welt, Diakonie Katastrophenhilfe und Hoffnung für Osteuropa.

Bundesweit sind rund 525.000 hauptamtlich Mitarbeitende und etwa 700.000 freiwillig Engagierte in der Diakonie aktiv. Der evangelische Wohlfahrtsverband betreut und unterstützt jährlich mehr als zehn Millionen Menschen in Deutschland.

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