Die Übersetzer und Dolmetscher arbeiten größtenteils freiberuflich. Bereits jetzt machen sich die Folgen der „Corona-Krise“ massiv bemerkbar: Internationale Konferenzen, Messen, Dienstreisen, Treffen mit ausländischen Geschäftspartnern etc., bei denen die Verständigung nur mit professionellen Dolmetschern gewährleistet werden kann, werden von den Organisatoren und Veranstaltern oft unter Berufung auf „höhere Gewalt“ abgesagt. Dies bedeutet für die Dolmetscher hohe Einkommensverluste.

Manche Kunden weichen derzeit auf Alternativen wie das sogenannte Remote Interpreting (Ferndolmetschen über IT-gestützte Methoden) aus, was jedoch für viele Einsatzorte – insbesondere solche, in denen simultan gedolmetscht wird – sowohl aus technischen als auch aus rechtlichen Gründen oft nicht geeignet ist.

Übersetzungsaufträge sind m. E. ebenfalls schon betroffen, wobei sich die konjunkturellen Folgen für schriftliche Übersetzungen voraussichtlich erst zeitverzögert und im Zuge einer allgemeinen Rezession deutlicher bemerkbar machen werden.

Wie haben wir uns als Sprachenservice WORLD TEXT mit der Situation arrangiert?

Das Büro ist für den Besucherverkehr geschlossen, aber wir arbeiten weiter. Ohnehin läuft die Abwicklung der überwiegenden Anzahl der Übersetzungsaufträge über E-Mail, Fax und Post. Eine Ausnahme bildet die Übersetzung von privaten Urkunden, da wir verpflichtet sind, uns von der Existenz des Originals der zu übersetzenden Dokumente zu überzeugen. Derzeit könnte man durch die Zusendung von beglaubigten Kopien einen Ausweg finden, sofern denn die Erstellung solcher bei offiziellen Behörden noch möglich ist.

Dolmetschereinsätze wurden in großer Zahl storniert. Aber zu unserem Glück arbeiten zumindest die Ermittlungsorgane und Gerichte weiter; es gab Umladungen und Neuterminierungen. Ein Teil der Umsätze fällt also eher nicht weg, sondern verschiebt sich nach hinten.

Wir haben die Ausschreibung des LaiV MV zum Dolmetschen im medizinischen Bereich, bei dem die Dolmetscher hauptsächlich für Personen aus den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes bei Arztbesuchen zum Einsatz kommen, nicht gewonnen. Daher können wir nichts aus erster Hand darüber sagen, wie sich der Umstand auf das Dolmetschen auswirkt, dass aus der Einrichtung Stern Buchholz bei Schwerin fast die Hälfte der für Schwerin gemeldete Anzahl an Infizierten kommt. Sagen die Dolmetscher aus Sorge um die eigene Gesundheit die Einsätze ab? Werden die Dolmetscher vor Ort geschützt durch entsprechende Schutzkleidung? Können die Bewohner von den Mitarbeitern in den verschiedenen Sprachen ausreichend informiert, angewiesen und unterrichtet werden?

Natürlich greifen zuerst die Maßnahmen des „Social Distancing“ und der Desinfektion.

In jedem Raum unseres Büros darf maximal eine Person sitzen. In bestimmten Fällen wird in Schichten gearbeitet. Alle Mitarbeiter, die auf den ÖPNV angewiesen sind, arbeiten im Homeoffice. Die Mutter einer Mitarbeiterin nähte für alle Schutzmasken, die wir außerhalb des Büros bei notwendigen Gängen tragen. Der 2 m-Abstand wird auch im Büro eingehalten. Jede von uns hält sich auch im privaten Leben nach Möglichkeit an alle Vorgaben und Empfehlungen.

Mehrfach am Tag werden alle Stellen im Büro und im Treppenhaus gereinigt, die häufig berührt werden wie z. B. Türklinken, Wasserhähne und Handläufe. Wir haben einen berührungslosen Seifenspender mit desinfizierender Seife sowie Handdesinfektionsmittel und Papierhandtücher im Einsatz.

So weit, so gut. Das betrifft die medizinische Seite des Problems. Aber wie geht es wirtschaftlich weiter? Betroffen sind nicht nur wir direkt, sondern auch unser familiäres Umfeld.

Was soll z. B. die Oma machen, die ihrer Tochter mit 2 kleinen Kindern helfen will? Die Tochter ist im touristischen Bereich selbständig und hat seit Januar keinen einzigen Euro eingenommen, nur Stornierungen abgearbeitet, Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Wie soll sie sich außerdem auf die Prüfungen in ihrem Fernstudium vorbereiten, wenn beide Kinder weder zur Schule noch in den Kindergarten können? Als es im März möglich wurde, im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern Corona-Soforthilfe zu beantragen, stellte sie ihren Antrag gleich am ersten Tag. Tausenden Antragstellern soll die Hilfe schon überwiesen worden sein. Sie hat aus dem Topf noch nichts erhalten, aber gestern ging endlich der Bewilligungsbescheid ein.

Alles in allem können wir als Sprachendienstleister froh sein, in einer Branche zu arbeiten, die auch in Corona-Krisen-Zeiten gebraucht wird. Wer allerdings bisher ausschließlich gedolmetscht hat, geriet schnell in existenzielle Not. Unsere Branche ist von der Einkommensstruktur her nicht geeignet, große Reserven anlegen zu können.

Leider greift die Corona-Soforthilfe für ca. 3 Millionen Soloselbständige und Kleinstunternehmer, zu denen auch viele Sprachendienstleister gehören, nicht in ausreichendem Maße. Das Programm sieht nicht vor, dass mit der Soforthilfe der Lebensunterhalt bestritten werden kann, sondern nur die Betriebskosten. Hier ist auf andere Hilfen zurückzugreifen, z. B. auf die Grundsicherung nach SGB II. Zum Glück wurde diesbezüglich auf viel Bürokratie verzichtet. Hoffentlich wird im richtigen Leben tatsächlich so unbürokratisch schnell entschieden, wie es versprochen wurde.

Über die WORLD TEXT Sprachenservice oHG

WORLD TEXT ist der Sprachenservice für Fach- und beglaubigte übersetzungen in über 50 Sprachen in den Bereichen Wirtschaft und Technik, Wissenschaft und Recht. Regional seit 1991 in Mecklenburg-Vorpommern verankert, ist WORLD TEXT für Kunden bundesweit und auch im Ausland tätig.

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