»RAW-FREI-HAUS«, das Online-Format der RAW Phototriennale Worpswede, ist vorläufig abgeschlossen und ist in den vergangenen Wochen überregional als hervorragendes Beispiel eines digitalen Kulturangebots wahrgenommen worden.

Der Lockdown erwischte die Macher des Worpsweder Fotofestivals eine Woche vor der geplanten Eröffnung. Kurzer Hand wurde entschieden, das Festival in den virtuellen Raum zu bringen. So konnte RAW am 21. März mit einer virtuellen Eröffnungsfeier starten. Das diesjährige Motto »Changing Realities« war auf eine vollkommen unerwartete Weise wahr geworden.

»Das ambitionierte Ziel, den beteiligten Künstlerinnen und Künstlern während des Festivalzeitraums vom 21. März bis 19. April eine angemessene Bühne zu bieten haben wir erreicht«, resümiert Festivaldirektor Jürgen Strasser am Ende der vierwöchigen Festivalzeit. Derzeit sind auf dem YouTube-Kanal www.raw-frei-haus.com insgesamt 30 Videos zu sehen. Zu finden sind hier ganz unterschiedliche Formate:  Ausstellungsrundgänge, Künstlergespräche, musikalische Improvisationen zu einzelnen Arbeiten und Werkreihen, Making-ofs, Trailer sowie Werkreihen ausgewählter Künstlerinnen und Künstler. Immer neue Inhalte haben die RAW-Macher in den vergangenen vier Wochen hier geboten – und auch in den nächsten Wochen soll das Angebot immer noch erweitert werden.

Der YouTube-Kanal, aber auch Facebook und Instagram sind die Orte, wo man RAW derzeit erleben kann. Hier werden die Ausstellungen »Fokus Nachwuchs« in der Galerie Altes Rathaus, »Fokus Stadtraum“ auf der Marcusheide, »Fokus Landschaft« in der Großen Kunstschau und »Fokus Mensch« im Haus im Schluh vorgestellt. »Fokus Zeitenwende« in der Worpsweder Kunsthalle präsentiert unter anderem eine Auswahl aus der Sammlung Gabriele Koenig – die größte Privatsammlung ostdeutscher Fotografie. »Fokus Nordwest« schließlich ist eine Schau in der Galerie des Neuen Worpsweder Kunstvereins, die Fotografinnen und Fotografen aus Niedersachsen und Bremen vorstellt. Etwa 40 künstlerische Positionen werden insgesamt gezeigt.

Es sind großartige Arbeiten zu sehen, wie etwa die Bilder von Lia Darjes, die karge russische Marktstände in der Art holländischer Stillleben-Malerei fotografiert – oder jene ländlichen Innenräume von Roma-Familien, die der ehemalige Becher-Schüler Martin Rosswog in Rumäniens ins Bild brachte. Nur einige Positionen seien noch genannt: Rafael Heygsters Werkreihe »I Died 22 Times« ist in der Galerie Altes Rathaus zu sehen, Claudius Schulzes Serie »Biosphäre X« in der Großen Kunstschau. Beeindruckend auch die Schwarzweißporträts von Rafael Goldchain, die im Haus im Schluh perfekt präsentiert werden.

Rafael Heygster, Fotojournalist und Preisträger 2019 des Otto-Steinert-Preises der DGPh, hat das Engagement der RAW-Macher ausdrücklich gelobt: »Ohne viel Vorbereitungszeit und als erstes Fotofestival überhaupt haben die Veranstalter mit RAW-FREI-HAUS eine ansprechende, vielseitige und spannende digitale Version des Festivals geschaffen. Dass die Veranstalter sich nicht entmutigen lassen und kurzfristig kreative Lösungen finden, mit unvorhersehbaren Situationen umzugehen – das finde ich beeindruckend und inspirierend«.

Die Corona-Krise hat die Macher des Festivals vor eine gewaltige Aufgabe gestellt. Aus der RAW Phototriennale wurde RAW-FREI-HAUS. In Worpswede gelang es sehr früh – lange vor vielen großen Museen und Ausstellungshäusern –, sich den neuen Realitäten zu stellen. Wann die Ausstellungen noch einmal für einen konventionellen Ausstellungsbesuch geöffnet werden, kann derzeit niemand vorhersagen, auch wenn womöglich Anfang Mai weitere Lockerungsmaßnahmen verkündet werden. Changing Realities: Es bleibt spannend, die Entwicklung von RAW weiterhin online zu verfolgen!

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