Ständige Schmerzen im Unterleib, Verdauungsprobleme, Nahrungsmittelunverträglichkeiten? Viele tippen bei diesen Symptomen auf ein Darmproblem. Es kann aber auch eine Interstitielle Zystitis dahinterstecken – oder beides. Denn die nichtbakterielle chronische Blasenentzündung kommt selten allein. Oft tritt sie gemeinsam mit anderen chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie Morbus Crohn, Rheuma oder Endometriose auf.

Bei etwa jeder zweiten bis dritten Frau mit Endometriose ist damit zu rechnen, dass auch eine Interstitielle Zystitis (IC) vorliegt. Jeder dritte IC-Patient hat überdies ein Reizdarmsyndrom, beinahe jeder vierte eine Allergie. Fast neun Prozent der Betroffenen leiden gleichzeitig an entzündlichem Rheuma. Die Interstitielle Zystitis ist deutlich seltener als ihre Begleiterkrankungen und wird meist erst Jahre später erkannt. Wer trotz konsequenter Behandlung einer ärztlich diagnostizierten Erkrankung weiterhin Beschwerden hat, sollte beim Facharzt auf einer gezielten Diagnostik zur Interstitiellen Zystitis bestehen. Das gilt insbesondere dann, wenn zu den Unterleibsschmerzen ein ständiger Harndrang hinzukommt, der zigmal am Tag zur Toilette zwingt und auch nachts nicht nachlässt.

Schlüsselorgan Darm

Warum chronisch-entzündliche Erkrankungen oft mit einer Interstitiellen Zystitis einhergehen, wird noch erforscht. Möglicherweise spielt der Darm dabei eine besondere Rolle. Einen Hinweis darauf liefert die Beobachtung, dass IC-Patienten oft auch an Nahrungsmittelunverträglichkeiten leiden. Insbesondere im Zusammenhang mit Histamin wird eine Verschlechterung der Symptome beobachtet, weshalb eine histaminarme Ernährung empfohlen wird. Histamin ist ein entzündungsfördernder Botenstoff und kann entzündliche Prozesse in der Blasen- und Darmschleimhaut begünstigen. Ob die Substanz darüber hinaus eine Rolle bei der Entstehung chronisch-entzündlicher Erkrankungen spielt, kann noch nicht mit Sicherheit beantwortet werden. In der Komplementärmedizin wird ein Zusammenhang zwischen Histamin und einer erhöhten Durchlässigkeit der Dünndarmschleimhaut beziehungsweise der schützenden GAG1-Schicht der Blase diskutiert (Leaky-Gut-Syndrom). Nach dieser Annahme können schädliche Substanzen die schützende Darm- oder Blasenbarriere leichter passieren, eine unterschwellige Entzündung des Immunsystems oder des Gewebes bewirken und dadurch chronische Entzündungen oder Autoimmunerkrankungen auslösen.

Histaminarme Ernährung

Histamin bildet sich oftmals beim Reifen und Lagern von Lebensmitteln. Eine histaminarme Ernährung setzt daher auf möglichst frische, naturbelassene Produkte. Histamin freisetzende Nahrungsmittel wie Zitrusfrüchte, Alkohol und Glutamat sollten gemieden werden. Ebenso ist Zurückhaltung angebracht bei Lebensmitteln, die den Abbau von Histamin hemmen, wie bei Nüssen, Ananas und Kakao.

Zum Weiterlesen

Informationen zum Krankheitsgeschehen sowie zur Diagnostik und Behandlung der Interstitiellen Zystitis bietet der Bundesverband für Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz in Broschüre und Web. Der Ratgeber „Chronischer Blasenschmerz/Interstitielle Zystitis“ kann kostenlos angefordert oder von der Website www.bgv‑blasenschmerzen.de heruntergeladen werden. Bestelladresse: BGV e.V., Heilsbachstraße 32, 53123 Bonn. Detaillierte Auflistungen über die Histamingehalte von Lebensmitteln sowie Tipps zur Ernährung bei Interstitieller Zystitis gibt es unter www.blase-und-ic.de

1 Die Blasenschutzschicht wird aus dem Zucker GAG: Glykosaminoglykan gebildet.

Quellen:

Elke Heßdörfer, „Histamin als Auslöser von interstitieller Zystitis? Komplementärmedizin bei Blasenschmerzen“, URO-NEWS 2020; 24 (6)

S2K-Leitlinie Diagnostik und Therapie der Interstitiellen Cystitis (IC/BPS), Langfassung, Auflage 1, Version 1, Stand 30.09.2018

D. Jocham et al., „Die Versorgungssituation von Patienten mit interstitieller Zystitis in Deutschland; Ergebnisse einer Umfrage unter 270 Betroffenen“, Urologe 2013 DOI 10.1007/s00120-013-3130-8; © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

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