Der Kunsthistoriker und Philosoph Georges Didi-Huberman wird für sein Lebenswerk mit dem mit 25.000 Euro dotierten Aby Warburg-Preis der Stadt Hamburg ausgezeichnet. Dies hat die Jury unter Vorsitz von Prof. Bill Sherman, Direktor des Warburg Institutes in London entschieden. Nur wenige Forscher und Forscherinnen beschäftigen sich derzeit so intensiv wie innovativ mit Aby Warburg und dessen Vermächtnis, wie der an der École des hautes études en sciences sociales in Paris lehrende Didi-Huberman. Der Aby Warburg-Preis wird alle vier Jahre an eine Persönlichkeit aus Wissenschaft oder Kultur verliehen. Den Förderpreis in Höhe von 10.000 Euro erhält Dr. Kathrin Rottmann die unter anderem an der Universität Hamburg forscht und lehrt. Die Auszeichnungen werden am 26. Oktober 2020, zum Todestag von Aby Warburg, im Großen Festsaal des Hamburger Rathauses verliehen.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Wir leben in einer Zeit, in der das Visuelle immer mehr an Bedeutung gewinnt. Umso interessanter ist daher heute eine Auseinandersetzung mit dem Denken Aby Warburgs, der Ikone der modernen Ikonologie. Georges Didi-Huberman knüpft auf inspirierende Weise an Warburgs verzweigtes Denken in Bildern an. Im Schnittpunkt zwischen Kunstgeschichte, Philosophie, Politik und den visuellen Kulturwissenschaften zählt der aus Frankreich stammende Philosoph und Kunsthistoriker zu den international renommiertesten Denkern unserer Zeit.“

Georges Didi-Huberman: „Like Marcel Proust, Aby Warburg appeared to me not only as a great scholar of the past, but also as a great modern thinker: a thinker for the future. The memory, for him, was vital: never ‘dead’, always linked to a desire. Reading Warburg —along with Freud, Benjamin and others —, I tried to exceed the philology of his work towards a more philosophical approach. I tried to take his intuitions, or methodological lessons, for a possible future of this ‘infinite’ discipline which is called ‘iconology’ and must be understood as a historical anthropology of images.”

Prof. Bill Sherman: „Georges Didi-Huberman not only works on Aby Warburg but is one of the few modern scholars who can be said to work like him. Like Warburg, he is an intrepid crosser of genres, periods and disciplines; like Warburg, he connects images, ideas and politics; and like Warburg, he is a curator as well as a historian of cultural memory.”

Georges Didi-Huberman

In zahlreichen Büchern und Ausstellungen trägt Georges Didi-Huberman fundamental zur Aktualisierung von Aby Warburgs intellektuellem Vermächtnis bei. Nicht nur in seiner Studie „Das Nachleben der Bilder. Kunstgeschichte und Phantomzeit nach Aby Warburg“ (Berlin 2010) hat er die Befassung mit Warburg auf neue und zeitgemäße Grundlagen gestellt. Didi-Huberman arbeitet wissenschaftshistorisch, weiß sich aber auf höchst geistesgegenwärtige Weise Warburgs Verfahren anzueignen und daraus einen eigenen, unverwechselbaren Zugriff auf die Bildkultur insgesamt zu entwickeln. Er forscht nicht nur über Aby Warburg, er arbeitet auch wie dieser – als ebenso geschichtsbewusster wie sensibler Beobachter der Kunstgeschichte wie des aktuellen Bildgeschehens. Eindrücklich entfaltet hat er dies in seinen Forschungen zur Kunst der Renaissance („Vor einem Bild“, München 2000) oder zum Umgang mit den visuellen Zeugnissen des Holocaust („Bilder trotz allem“, München 2007). Seine Ausstellung und der Katalog „Uprisings“ (Paris 2016) führen die Bildbeobachtung und -analyse etwa in Hinblick auf die Bildmacht im Kontext der Flüchtlingsdramatik bis in die Jetztzeit fort. Als Autor hat Georges Didi-Huberman die Neuwürdigung von Warburgs Hinterlassenschaft zudem maßgeblich internationalisiert. Die Übersetzungen seiner Schriften in viele Sprachen ziehen einen Radius, der die auf Aby Warburg zurückgehende Kulturwissenschaft zu einer globalen geisteswissenschaftlichen Disziplin werden lässt. Das enorme auch internationale Interesse an Aby Warburg ist namentlich auf Didi-Hubermans ebenso wissenschaftlich fundierte wie bildkritisch wachsame Blickarbeit und Autorschaft zurückzuführen.

Der Aby Warburg-Preis

Der nach dem Hamburger Kunsthistoriker Aby Warburg benannte Preis wurde 1979 vom Senat der Freien und Hansestadt Hamburg gestiftet. Er wird seit 1980 alle vier Jahre verliehen und ist mit 25.000 Euro dotiert. Die Preisträgerinnen und Preisträger sollen im Sinne Aby Warburgs Beispiel geben für ein Denken und Forschen, das die wissenschaftlichen Disziplinen übergreift und in der europäischen Kultur fundiert ist. An Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler wird ein Stipendium in Höhe von 10.000 Euro vergeben. Zur Jury gehörten neben Prof. Dr. Bill Sherman, Prof. Dr. Sigrid Weigel als Preisträgerin 2016, Prof. Dr. Andreas Beyer, Prof. Dr. Margit Kern, Prof. Dr. Andrea Pinotti, Prof. Dr. Barbara Plankensteiner und Prof. Dr. Birgit Recki. Den Aby Warburg-Preis erhielten bisher Sigrid Weigel, Martin Warnke, Werner Hofmann, Horst Bredekamp, Natalie Zemon Davis, Claude Levi-Strauss, Carlo Ginzburg, Michael Baxandall, Meyer Schapiro und Jan Białostocki.

Aby Warburg

Aby Warburg wurde 1866 in Hamburg geboren, wo er auch am 26. Oktober 1929 verstarb. Er zählt heute zu den einflussreichsten Kunsthistorikern des 20. Jahrhunderts. Sein Denken sprengte die Grenzen der wissenschaftlichen Disziplinen und seine Forschung etablierte die Ikonologie als kunstwissenschaftliche Methode. Warburg gilt heute als einer der Gründer der modernen Kunst- und Kulturwissenschaften.

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