Steigende Krebsneuerkrankungsraten stellen die europäischen Gesundheitssysteme vor große Herausforderungen. Was ist zu tun, um die Versorgung von Krebspatientinnen und Krebspatienten in Europa zu verbessern? Wie lässt sich erreichen, dass Menschen in allen EU-Staaten im gleichen Maße Zugang zu innovativer Krebsmedizin erhalten? Was haben wir aus der COVID-19-Krise gelernt, um die Versorgung von Krebspatienten während möglicher künftiger Pandemien sicherzustellen? Diese Fragen diskutierten Politiker, Ärzte und Wissenschaftler bei dem vom Deutschen Krebsforschungszentrum und vom Bundesgesundheitsministerium veranstalteten internationalen Expertentreffen "Improving Cancer Care in Europe" am 3. September in Heidelberg.

Im Jahr 2020 werden voraussichtlich etwa 2,7 Millionen EU-Bürger an Krebs erkranken und 1,3 Millionen an der Krankheit versterben. Bereits heute leben in Europa rund zwölf Millionen Menschen mit oder nach einer Krebserkrankung. Etwa ein Drittel aller Menschen in Europa muss damit rechnen, im Laufe ihres Lebens an einem bösartigen Tumor zu erkranken. Der demographische Wandel trägt zu weiter steigenden Neuerkrankungsraten bei, die die europäischen Gesundheitssysteme vor große Herausforderungen stellen.

Daher ist Krebs auch in der deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2020 ein zentrales Thema. Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) veranstaltete aus diesem Anlass gemeinsam mit dem Bundesgesundheitsministerium am 3. September ein Expertentreffen zu der Frage, wie sich Verbesserungen in der Versorgung von Krebspatienten in ganz Europa erreichen lassen.

Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Gesundheit, Dr. Thomas Gebhart: "Mehr als 2,7 Millionen Menschen in der Europäischen Union erkranken pro Jahr an Krebs. 2,7 Millionen Menschen, die die bestmögliche Diagnostik und Therapie brauchen. Dafür spielt die Verfügbarkeit von Behandlungsdaten eine wichtige Rolle. Wir werden die deutsche EU-Ratspräsidentschaft nutzen, um die Weichen zu stellen für einen europäischen Gesundheitsdatenraum. Ein EU-weiter Zugang und Austausch von Daten nach unseren Regeln erleichtert die Forschung und verbessert die Versorgung von EU-Bürgerinnen und –Bürgern. Im Kampf gegen Krebs müssen wir in Europa zusammenstehen."

"Die Europäische Kommission zeigt großes Engagement im Kampf gegen den Krebs. Das beweist unter anderem der Europäische Aktionsplan zur Krebsbekämpfung, der im Herbst verabschiedet werden soll", sagte Prof. Dr. Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des DKFZ. "Die European Academy of Cancer Sciences hat gemeinsam mit Patientenvertretern Empfehlungen erarbeitet, um die Kommission bei diesem ehrgeizigen und wichtigen Vorhaben zu unterstützen. Das Deutsche Krebsforschungszentrum begrüßt diese Initiative der Kommission voll und ganz: Um spürbare Erfolge im Kampf gegen die Volkskrankheit Krebs zu erreichen, muss Europa die Kräfte bündeln – in der Forschung ebenso wie beim Aufbau innovativer kooperativer Strukturen zur Versorgung der Patientinnen und Patienten."

Vertreter der beiden Partnerländer der derzeitigen EU-Triopräsidentschaft, Portugal und Slowenien, waren ebenfalls zu Gast bei der Veranstaltung. Dr. António Lacerda Sales, Staatssekretär im portugiesischen Gesundheitsministerium, sowie seine slowenische Amtskollegin Tina Bregant, die per Video zugeschaltet war. Beide betonten die Bedeutung einer engen europäischen Zusammenarbeit im Kampf gegen den Krebs, um für Patientinnen und Patienten eine bessere und gerechtere Versorgung zu erreichen.

Mehrere Krebsexperten wiesen bei der Tagung darauf hin, dass heute noch erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen EU-Staaten bei der Versorgung von Krebspatienten bestehen. Das Ziel sei ein gerechtes, solidarisches Europa, Menschen in allen EU-Staaten müssten im gleichen Maße Zugang zu innovativen Diagnose- und Therapiemethoden erhalten. Tragfähige Netzwerke und europäische Partnerschaftsmodelle könnten ein wichtiger Schritt sein, um für Krebspatientinnen und -patienten in ganz Europa einheitliche Versorgungsstandards zu etablieren.

Krebs ist eine extrem heterogene Erkrankung, selbst die gleiche Krebsart unterscheidet sich von Patient zu Patient. Das macht Forschungsprojekte oder klinische Studien zur Prüfung neuer Behandlungsansätze zunehmend schwierig, denn nur sehr wenige Patienten teilen identische Tumormerkmale. Es sei daher wichtig, den Austausch medizinischer und wissenschaftlicher Daten über europäische Grenzen hinweg zu fördern und zu koordinieren, betonten die Experten bei der Tagung. Nur durch einen effektiven europäischen Forschungs- und Datenraum lasse sich das Potential neuer Methoden erschließen, etwas der künstlichen Intelligenz zur Unterstützung der Krebsbehandlung.

Am Beispiel der europäischen Zusammenarbeit in der Kinderonkologie zeige sich eindrucksvoll, was durch eine solche europäische Vernetzung für krebskranke Kinder erreicht werden kann: Die europäische Registerstudie INFORM trägt dazu bei, für Kinder und Jugendliche, die nach einer Krebserkrankung einen Rückfall erlitten haben, neue Behandlungsmöglichkeiten zu erschließen. Elf europäische Staaten, darunter nun auch Slowenien, arbeiten in dieser in Heidelberg initiierten Studie bereits zusammen.

Über Deutsches Krebsforschungszentrum

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können.

Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern.

Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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