Ellerbrock & Schafft seien wie Marx und Engels, schreibt ihr Wegbegleiter, der Journalist Peter Sandmeyer, es überrasche ihn immer wieder, dass sie zwei sind. Das prämierte Fotografenduo bildete in den 80er und 90er Jahren die Speerspitze der Reportage-Fotografie. Legendär sind die Serien der beiden zur Glanzzeit der Magazine, etwa für den STERN und Geo. In dieser Arbeit liegen auch die Wurzeln ihrer aktuellen Kunstausstellung Morpheus begründet. Wie einen Schatz, den man birgt, haben sie in ihrem Fundus mit tausenden von Diapositiven Überraschendes entdeckt und der Schöpfung auf den Weg geholfen. Die konkrete Realität wurde durch vollkommen neue Strukturen und Farben ersetzt und in eigenwillige Formen mit unbestimmten Bedeutungen aufgelöst. Entstanden ist so ein Werk voll poetischer Schönheit und ästhetischer Umdeutungen im Spannungsfeld von Realität und einer entrückten Traumdimension, ein Werk „Jenseits von Ewigkeit“ wie auch der Untertitel zur Ausstellung lautet.

Mindestens ebenso spannend wie der Kunstgenuss und das Rätseln nach dem Sujet, ist der Entstehungsprozess. Natürlich fotografieren Ellerbrock & Schafft analog – zu charmant seien die kleinen Fehler, die dem Material innewohnen und in den Ergebnissen oft weit über das bloße Abbilden der Wirklichkeit hinaus gehen. Gerade das Spiel mit den Eigenwilligkeiten und den Fehlern des Materials führt manchmal zu überraschenden Ergebnissen. Doch das ästhetische Eigenleben des Materials geht noch deutlich weiter, wie die beiden bei einem Blick in ihr Archiv feststellten: „Ein sehr kleiner Teil unserer Bilder hat sich während der Lagerung selbstständig gemacht und als wir das bemerkten, haben wir, wie es sich für gute Eltern gehört, das natürlich gefördert“, so das Fotografenduo. Durch die Lagerbedingungen, einem Kleinstklima mit hoher Luftfeuchtigkeit, waren chemische Veränderungen an den Dias entstanden, die beide höchst bemerkenswert fanden: „Die unterschiedlichen Schichten des Diafilms begannen ein Eigenleben zu führen – jede Farbschicht ihr eigenes.“

Aus der Tragik der Zerstörung war Kunst entstanden mit neuen Strukturen und unbestimmten Bedeutungen. Die sich anbahnende ungewöhnliche, unbekannte Ästhetik gefiel den beiden. Ganz Pragmatiker, wie es sich für Koryphäen der Reportage-Fotografie gehört, versuchten sie den Prozess zu kontrollieren und zu bestimmen. Aber so einfach ging das nicht. „Wir waren zügige Konsequenzen gewöhnt – sehen, belichten, entwickeln, zack! Fertiges Ergebnis. Hier jedoch war unser wichtigstes Gestaltungsmittel Geduld.“ Die ersten deutlichen Veränderungen entdeckten sie nach rund drei Jahren: „Der Charakter der Veränderungen ließ uns darauf vertrauen, da geht noch was.“ Sie ließen den Prozess unter häufiger Sichtkontrolle weitere vier Jahre reifen und sahen der Kunst beim Werden zu. Dann erst schien ein Endstadium erreicht zu sein. Die beiden trafen eine Entscheidung: Es wurde eine kleine Handvoll Dias eingescannt und geprintet.

Wie alle anderen Betrachter stehen sie nun mit frischem Blick vor den Werken und forschen zugleich nach den Ursprüngen: „Wir sehen uns die Bilder jetzt an und versuchen in den neuen Strukturen, die sich frech an alten Farbsäumen und Kanten entwickelt haben, Forschung nach den tatsächlichen Örtlichkeiten und Begegnungen, nach Geschichten, die diesen Bilder eigentlich zu Grunde lagen, zu betreiben.“ Die ästhetische Schönheit hat die Grenzen des Gegenstands und seine Verortung in der Realität aufgehoben. So finden sich in der Ausstellung das Hamburger „Angels place“ neben Motiven aus San Francisco, wie den Booten in der Marina von Fishermans Wharf oder dem Museum für schöne Künste im „Walter S. Johnson Park“.

Eine Frage bleibt: Lässt sich diese Kunst einfach wiederholen? „Von der höchst interessanten und sympathischen Einmischung der Chemie in unsere Bilder haben nur eine Handvoll Dias profitiert. Der Versuch, ein ähnliches Ergebnis unter absichtlichen und kontrollierten Bedingungen herzustellen ist gescheitert“, berichten Ellerbrock und Schafft. Als eine weitere spannungsreiche Dimension stehen den Gemeinschaftsarbeiten von Ellerbrock & Schafft ausgewählte Werke von Hans-Joachim Ellerbrocks Straßenfotografie zur Seite.

Fotoausstellung „Morpheus – Jenseits von Ewigkeit“ von Ellerbrock & Schafft in der Barlach Halle K vom 26.9. bis 4.10. täglich von 12-18 Uhr (Montag Ruhetag) Barlach Halle K, Klosterwall 13, 20095 Hamburg
http://barlach-halle-k.de/ 
https://joell.de/morpheus 

Über Ellerbrock & Schafft
Hans-Joachim Ellerbrock und Gerhard Schafft haben in den 80ern und 90ern 15 Jahre lang gemeinsam für den STERN und das GEO-Magazin gearbeitet. Sie wurden ausgezeichnet mit dem World Press Photo Prize, dem Kodak Fotobuch Preis, dem Art Director’s Prize des ADC. Und wie geht das praktsich in der Zusammenarbeit? Zwei Fotografen an einem Thema? Dazu Peter Sandmeyer, seinerzeit STERN-Reporter: "Wie arbeiten die? Der eine von links, der andere von rechts? Der eine die Früh-, der andere die Spätschicht? Kaum zu beschreiben. Eine ähnliche Art unverständiger Verständigung, oft ohne Worte, mit kurzen Blicken, knappsten Gesten habe ich nur einmal zwischen einem Schäfer und seinem Hund beobachtet. Wenn der Schreiber den Zielort erreicht, duzen sich die Fotografen mit dem halben Ort, kennen seine Menschen, seine Geschichte und seine kleinen Geheimnisse, sie haben Hintergründe nachgelesen und Zusammenhänge analysiert. Der Schreiber notiert. Und die Fotografen, wenn sie ihr Thema theoretisch durchgearbeitet haben, vergessen alles wieder. Verbannen jede Theorie in den Hinterkopf. Betrachten die Welt durch ihre Objektive so unschuldig, als sei sie eben erst entstanden und ihr Liebesblick auf sie der erste, der sie trifft. In dieser Kunst, erst sorgfältig zu denken und dann alles Gedachte wieder zu vergessen, um es zu versinnlichen, liegt für mich eine der erstaunlichsten Fähigkeiten des Duos."

Mit der Ausstellung "Morpheus" fügen sie dem gemeinsamen Schaffen eine neue künstlerische Dimension hinzu, die dem Werk zugleich immer inhärent war.

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