Chinesische Exporte von kritischen Medizingütern wie Schutzmasken gingen während der Hochphase der Corona-Pandemie vor allem an wirtschaftliche und politische Partner. Chinesische Unternehmen konnten dabei gegenüber Industrieländern wie Deutschland teils drastische Preiserhöhungen durchsetzen. „Um ihre Versorgung mit kritischen Medizingütern zu sichern, sind Länder gut beraten, ihre Bezugsquellen zu diversifizieren bzw. enge Beziehungen zu Chinas Provinzen zu entwickeln, etwa über Investitionen vor Ort oder Städte- und Provinzpartnerschaften“, sagte Andreas Fuchs, Leiter der Kiel Institute China Initiative.

Beziehungspflege zu China zahlt sich aus. Etwa eine Städte- und Provinzpartnerschaft, enge Geschäftsbeziehungen oder die Unterstützung des Landes beim Kampf gegen die Corona-Pandemie dort zu Jahresanfang. Länder mit einer oder mehrerer dieser Verbindungen hatten bei der Belieferung mit Schutzmasken und anderen knappen kritischen Medizingütern während des weltweiten Corona-Ausbruchs im Frühjahr deutliche Vorteile. Dies gilt sowohl für kommerzielle Exporte, als auch für chinesische Hilfslieferungen. Eine Städte- oder Provinzpartnerschaft mit China zahlte sich in einer Verdopplung von Hilfslieferungen aus.

Dies geht aus einem aktuellen Kiel Policy Brief hervor (Fuchs, Kaplan, Kis-Katos, Schmidt, Tubanisch und Wang: „Chinas Maskendiplomatie: Die Rolle politischer und wirtschaftlicher Beziehungen bei der Beschaffung medizinischer Güter in der Corona-Krise“), in dem die Autoren Mengen und Preise kritischer medizinischer Güter in den Monaten März und April in diesem und im vergangenen Jahr verglichen haben.

„Die Daten zeigen die außerordentlich wichtige Rolle persönlicher Beziehungen in der chinesischen Kultur, das sogenannte Guanxi, sei es auf wirtschaftlicher oder auf politischer Ebene“, sagte Fuchs.

Unter den 15 größten Importeuren kritischer Medizingüter finden sich laut Studie neben stark betroffenen und bevölkerungsreichen Staaten wie den USA, Italien oder Spanien auch zahlreiche Länder, die nur verhältnismäßig geringe Infektionszahlen und Todesraten aufwiesen, wie etwa Japan, Korea, Singapur, Malaysia, aber auch Deutschland. Gleichzeitig nutzten chinesische Unternehmen die hohe Nachfrage und Zahlungsbereitschaft der Industrieländer, um teilweise drastische Preiserhöhungen durchzusetzen.

Bei Atemschutzmasken mussten europäische Länder die höchsten Preissteigerungen akzeptieren. Die importierten Mengen stiegen dagegen in Russland und in benachbarten asiatischen Staaten im Verhältnis am stärksten. Die Preise für Schutzmasken aus China für Deutschland, Frankreich und Spanien stiegen um rund das Zwölffache, für Italien um das knapp 16-fache. Die importieren Mengen legten um mehr als das Doppelte zu, in Italien verdreifachten sie sich.

Dagegen stieg die Menge importierter Masken in Russland um das Sechsfache, in Singapur um das Fünffache, in Malaysia um das Dreieinhalbfache und in Japan um rund das Zweieinhalbfache. Alle vier Länder waren im März und April kaum von der Corona-Pandemie betroffen und mussten im Vergleich zu Deutschland oder Italien weniger drastische Preiserhöhungen akzeptieren, rund das Fünffache, Russland das Achtfache.

China ist der mit Abstand wichtigste Lieferant von Medizingütern weltweit. Laut der Handelsdatenbank der Vereinten Nationen stammten im Jahr 2018 44 Prozent der weltweiten Exporte von Gesichtsmasken aus China, während die nächstgrößeren Exporteure, Deutschland (7%) und die Vereinigten Staaten (6%), eine vergleichsweise geringe Rolle spielten.

Kiel Policy Brief: „Chinas Maskendiplomatie: Die Rolle politischer und wirtschaftlicher Beziehungen bei der Beschaffung medizinischer Güter in der Corona-Krise“

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