Die genaue Betrachtung von Lenins Schriften zeigt, dass die strikte Kontrolle der Presse bereits im 1905 ausformulierten Prinzip der “Parteiliteratur” angelegt ist. Widerlegt wird damit der nicht wenig verbreitete Glaube, die im Staatssozialismus eingeschränkte Pressefreiheit ginge auf Fehlinterpretationen der Lehren Lenins zurück.

Das Prinzip der Parteiliteratur sah die strikte Unterordnung der Parteipresse unter die Parteiorganisation vor. Das belegen von und unter Lenin geschaffene Tatsachen wie u.a. die Zerstörung demokratischer Öffentlichkeit in Russland durch die rigorose Unterdrückung Andersdenkender, die bis zum Verbot der gesamten nicht bolschewistischen Presse reichte. Mit solchen Maßnahmen wurden geistige und organisatorische Strukturen geschaffen, aus denen wenige Jahre später der Stalinismus erwachsen konnte.

Oft wird behauptet, diese Einschränkungen der Pressefreiheit seien darauf zurückzuführen, dass Lenins Ideen von den sozialistischen Führern fehlinterpretiert worden seien. Eine genaue Betrachtung von Lenins Schriften zeigt jedoch, dass die strikte Kontrolle der Presse bereits im 1905 ausformulierten Prinzip der "Parteiliteratur" angelegt ist. Er hat es als Wesensmerkmal einer revolutionären proletarischen Partei postuliert und es wurde sowohl bei den Bolschewiki als auch in den Parteien der Kommunistischen Internationale durchgesetzt. Es war, und ist auch weiterhin, Grundlage der Medienpolitik in den Ländern des Staatssozialismus.

Prof. Dr. Hans Poerschke war Dozent für Wesen und Funktion des sozialistischen Journalismus in Leipzig und ab 1983 Professor für Theorie des Journalismus. 1990 wurde er zum (letzten) Direktor der Sektion Journalistik der Universität Leipzig gewählt. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören das Verhältnis von sozialistischer Partei und Presse sowie die Geschichte der marxistisch-leninistischen Journalismustheorie an der Leipziger Sektion Journalistik. In Das Prinzip der Parteiliteratur. Partei und Presse bei und unter Lenin 1899 – 1924 belegt er durch seine Studien, dass die Kontrolle der Presse im Staatssozialismus von Lenin gewollt war.

»Wir Leser*innen profitieren von diesem beeindruckenden Buch, von Poerschkes Jahrzehnte währender, intensiver Auseinandersetzung mit Lenin, die selbst Brüche erlebte.«
Prof. Dr. Stefanie Averbeck-Lietz, Universität Bremen

»Lenins propagandistisches Verständnis von Presse war bereits vor dieser Studie längst bekannt, aber Poerschke liefert die historischen und politischen Kontexte, wie sich diese Ideologie auch in der Praxis durchgesetzt hat.«
Prof. Dr. Armin Scholl, Universität Münster

Hans PoerschkeDas Prinzip der Parteiliteratur.
Partei und Presse bei und unter Lenin 1899 – 1924

2020, 240 S., Broschur, 213 x 142 mm, dt.

ISBN (Print) 978-3-86962-565-2
ISBN (PDF)  978-3-86962-566-9
ISBN (ePub) 978-3-86962-568-3

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Hans Poerschke, Prof. Dr., Jahrgang 1937, studierte 1955 – 1959 Journalistik in Leipzig. 1969 erwarb er mit der in der DDR üblichen Promotion A den Doktortitel, 1982 erfolgte seine Promotion B (gleichwertig der heute üblichen Habilitation). Ab 1970 war Poerschke Dozent für Wesen und Funktion des sozialistischen Journalismus in Leipzig, bevor er 1983 Professor für Theorie des Journalismus wurde. 1990 wurde er zum (letzten) Direktor der Sektion Journalistik der Universität Leipzig gewählt.
Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören das Verhältnis von sozialistischer Partei und Presse sowie die Geschichte der marxistisch-leninistischen Journalismustheorie an der Leipziger Sektion Journalistik.

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