Ein wichtiges Thema hat durch die COVID-19-Pandemie noch zusätzlich an Bedeutung gewonnen: Die Digitalisierung des Schul- und Hochschulunterrichts und die digitale Bildung allgemein. Deren aktuelle Situation, ihre Chancen, Risiken und Rahmenbedingungen bilden den Schwerpunkt dieser Ausgabe der FIfF-Kommunikation.

Prof. Dr. Britta Schinzel hat den Schwerpunkt als Schwerpunktredakteurin betreut. Sie betont: „Während Unmengen von Geld in die digitalen Mittel gesteckt werden, und Lehrerfortbildungen zu einem Großteil nur noch Produktschulungen sind, meist an Microsoft, müssen aus Lehrermangel viele Unterrichtsstunden ausfallen, sind Schulgebäude marode wie in Freiburg, Dächer undicht, Toiletten unbrauchbar usw. Daher ist an dieser Stelle auch ein Appell für eine vernünftige Balance von Investitionen zwischen Digitalisierung und Facility Management angebracht.“

Die Beiträge behandeln den konkreten Schulalltag (Marina Braun), Plattformen für den digitalisierten Unterricht (Marina Weisband und Britta Schinzel) und den Datenschutz in den eingesetzten Werkzeugen internationaler Konzerne (Oliver Rosbach / Britta Schinzel, Julia Stoll und Kirsten Bock). Wem wollen wir die Bildung unserer Kinder anvertrauen? „In der Situation der COVID-19-Pandemie war es nötig, auf vorhandene IT-Lösungen für die Distanzlehre zurückzugreifen, was externe Anbieter begünstigte“, so Prof. Schinzel. „Für die Zukunftsplanungen zur Digitalisierung der Lehre in den Landesministerien trifft dies jedoch nicht mehr zu. Umso erstaunlicher ist es, dass Unmengen von Geld für die Herstellung und den Betrieb von Bildungsplattformen mit denselben externen Anbietern verplant werden.“

Tina Uthoff, Vorsitzende des Vereins Demokratische Schule München plädiert in einem weiteren Beitrag für einen Paradigmenwechsel: „Kinder von heute werden die Gesellschaft von morgen sein. … Wir entmündigen Menschen 18 Jahre lang und wundern uns über Innovationsarmut und mangelnde Eigenverantwortung?“ Im abschließenden Beitrag zum Thema berichten Cindy Müller, Werner Winzerling und Hans-Martin Pohl über ein Projekt zur Erhöhung der Digitalisierungskompetenzen in der Hochschulbildung. Die Hochschule Fulda bietet dafür ein fachbereichsübergreifendes Modul Digitalisierung als technische Einführung für nichttechnische Fachbereiche an.

Die Digitalisierungsstrategie des Landes Baden-Württemberg und seiner Bildungsministerin wurde auch bei den BigBrotherAwards scharf kritisiert und mit einem der Negativpreise ausgezeichnet. Darüber und über die weitere Preisverleihung berichten wir in einem zweiten Schwerpunkt dieser Ausgabe.

In weiteren Beiträgen stellt Arno Rolf anhand der Buchveröffentlichungen Theorie der digitalen Gesellschaft von Armin Nassehi und Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus von Shoshana Zuboff die Frage nach der Deutungshoheit in der digitalisierten Gesellschaft. Markus Reinisch setzt sich mit der Reflexionslosigkeit im Digitalen auseinander, die aus seiner Sicht eine Kultur der kritischen Distanznahme verhindern und Räume des Nachdenkens, Prüfens und mündigen Urteilens unmöglich machen.

Künstliche Intelligenz in der Science-Fiction behandelt der Beitrag von Isabella Hermann. KI und Technik sind Mittel um interessante, konfliktgeladene Geschichten für Menschen zu erzählen. Um die Chancen durch KI zu nutzen, brauchen wir aber ein positives Narrativ und Maßnahmen, um Gerechtigkeit und Chancengleichheit zu erhöhen. Das bedeutet Sinn für den sozialen Kontext der Daten und vor allem eine mutige Politik und smarte Regulierung, um demokratische Werte in der Zukunft zu stärken.

Die Dokumentation unseres offenen Briefs zur Ausrüstung der Bundeswehr mit bewaffneten Drohnen, die Zusammenfassung unserer Sachverständigenauskunft zu digitalen Familienleistungen und eine Stellungnahme zur Initiative des EU-Ministerrats zur Aushöhlung verschlüsselter Kommunikation runden die Ausgabe ab. Eine neue Rubrik Dokumentation behandelt die Datenschutz-Folgenabschätzung für die Corona-Warn-App.

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Über den Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e.V.

Das Forum Informatikerinnen und Informatiker für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e.V. (FIfF) ist ein Zusammenschluss von gut 700 Menschen, die sich kritisch mit den Auswirkungen des Einsatzes der Informatik und Informationstechnik auf die Gesellschaft auseinandersetzen. Unsere Mitglieder arbeiten
überwiegend in informatiknahen Berufen, vom IT-Systemelektroniker bis hin zur Professorin für Theoretische Informatik. Das FIfF wirkt seit 1984 in vielen technischen und nichttechnischen Bereichen der Gesellschaft auf einen gesellschaftlich reflektierten Einsatz von informationstechnischen Systemen zum Wohle der Gesellschaft hin. Zu unseren Aufgaben zählen wir die Öffentlichkeitsarbeit, sowie Beratung und das Erarbeiten fachlicher Studien. Zudem gibt das FIfF vierteljährlich die FIfF-Kommunikation – Zeitschrift für Informatik und Gesellschaft – heraus und … mehr lesen unter … www.fiff.de

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