Als die Ausschreibung für den Wettbewerb „upfront! – Young European Video Award 2020“ online ging, war der Brexit noch nicht vollzogen. Deshalb konnte Madeleina Kay aus Leicester ihren Kurzfilm zum Thema Europa noch einreichen. „The Creative Key“ landete bei der Live-Screening-Preisverleihung in der Jungen Filmwerkstatt am Samstag auf Platz zwei.  Kay (26) ist EU-Aktivistin. Sie war mittendrin bei den Londoner Protesten im Jahr 2019 und hat zusammen mit anderen Künstlern eine Musikkampagne vor den EU-Wahlen gestartet. Ihren Kurzfilm drehte sie mit ihrem Handy. Warum das Jury-Mitglied Philip Gröning, selbst ein bekannter Regisseur und Dokumentarfilmer, sich für den Film von Madeleina Kay entschied: „Es ist so ein cleverer Film, wie sie sich selbst als eine Art ‚Kunstfigur‘ benutzt, eine Provokateurin auf der Straße, die die Leute dazu bringt, zu reagieren. Und es ist erstaunlich zu sehen, was in Großbritannien tatsächlich passiert und wie tief die Meinungen gespalten sind." Kay konnte sich an diesem Abend über ein Equipment-Gutschein im Wert von 1.000 Euro freuen.

Sieger des Video-Wettbewerbs, der mit 1.500 Euro für die Anschaffung von Filmausrüstungen dotiert war, wurde der Kurzfilm von Milena Piccioni aus Tivoli. „DisUnion“ zeigt, was die EU eint und was sie nationalistisch trennt: Euro, Brexit, Migration, Terrorismus und das Coronavirus. Es ist eine futuristische Dokumentation über die Zukunft der Europäischen Union, erstellt aus Youtube-Videos und eigenen Animationen. Genau das machte für Linnea Semmerling, Direktorin des Düsseldorfer Inter Media Art Institute (IMAI), den ersten Platz aus: „Piccioni spielt mit dem Genre.“ Auch für das dritte Jurymitglied Shinpei Takeda, ein japanischer Künstler und Filmemacher, traf der Film ins Schwarze: „Sie schafft es, unsere Erfahrung beim Surfen auf YouTube-Videos nachzustellen.“

Die Jury vergab zwei weitere Gutscheinpreise im Wert von je 500 Euro – auch sie gingen an zwei Frauen. Magdalena Sigvardsson nimmt in „Poland, what happened?“ die Zuschauer mit auf eine Reise durch die polnische Geschichte und prangert die Verletzung der Menschenrechte in Polen an. Geschichten, die man sich erzählt, „Tales They Used to Tell“ heißt der letzte Kurzfilm, der ausgezeichnet wurde. Gedreht hat ihn Gabija Augustinaviit aus Großbritannien und Litauen. Ihr Film erzählt vom Sterben der Dörfer.

Initiator des Video Awards ist die Junge Filmwerkstatt in Düsseldorf, die den Wettbewerb in Kooperation mit dem Europe Direct Informationszentrum Düsseldorf (EDIC) durchführte, das einen Großteil des Gesamtbudgets übernahm. Über 120 Videomacher und -macherinnen zwischen 16 und 26 Jahren aus 18 EU-Staaten und Großbritannien haben mitgemacht. Dafür haben die über 400 Europe Direct Informationszentren europaweit die Werbetrommel gerührt. 54 Videos wurden eingereicht. „Wir hatten 14 Videos in die Screening-Auswahl genommen, darunter auch drei Kurzfilme aus Deutschland“, erzählt Nils Kemmerling, der als freiberuflicher Künstler die Junge Filmwerkstatt leitet und zusammen mit dem Studenten Roman Hansen den Wettbewerb und die Veranstaltung organisiert hat. Zusammen mit dem EDIC Düsseldorf ist im nächsten Jahr der zweite europäische Video Award fest eingeplant. Den hoffen die Veranstalter dann mit Publikum, den Gewinnern vor Ort, einem politisch-künstlerischen Rahmenprogramm und Live-Musik verleihen zu können.

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