In ihrer ersten institutionellen Einzelausstellung Spaces and Species reflektiert Line Lyhne kunstgeschichtliche und oft auch geschlechterspezifische Zuordnungen und Klassifizierungen von künstlerischen Genres, Materialien, Objekten und Räumen. Mit ihren Mosaiken aus haushaltsüblichen Fliesen und skulpturalen Objekten eröffnet sie neue, ungewohnte Perspektiven, die sich einer klaren Verortung entziehen.

In Line Lyhnes Werk werden diverse Materialien und Methoden vorgestellt, von der manuellen Präzisionsarbeit bis zum Einsatz von industriell gefertigten Readymades, die sich bewusst über verschiedene kunsthistorische Referenzen erstrecken. Bereits formal widersetzen sie sich damit einer klaren Einordnung. Wertfrei und zeitlos stellt die Künstlerin bildende und angewandte Kunst nebeneinander und löst die Hierarchisierung zwischen Kunstobjekt und Handarbeit, Funktionsmöbel oder dekorativer Heimausstattung auf – und nicht zuletzt auch die Räume, in denen sie produziert, genutzt und gezeigt werden.

Die skulpturalen Objekte aus bearbeitetem Marmor und geschmiedetem Eisen besitzen eine vertraute Präsenz, die sich assoziativ zwischen modernistischen Steinskulpturen und heimischer Dekoration bewegen. Die Skulpturen offenbaren bewusst ihren Herstellungsprozess, wie den ungeglätteten Abdruck des Meißels im Stein als übertragbare Spur von Hand und Körper der Künstlerin im Werk. Die schillernden Mosaike wirken zunächst wie eine beliebige Kombination aus Glas- und Keramikfliesen aus dem Baumarkt – doch mit zunehmendem Abstand entsteht durch die Komposition und Farbauswahl die Impression einer flimmernden Landschaft oder eines privaten Interieurs. Die extremen Querformate, die formal auf das Genre des Landschaftsbilds verweisen, treten in einen Dialog mit hochformatigen Arbeiten, die abstrakte (Innen-) Räume eröffnen. Line Lyhne kombiniert die traditionelle, antike Mosaiktechnik mit der Nutzung von global massenproduzierten, modernen Dekorationskacheln und erschafft pixelige Bilder einer spiegelnden Hochhausfassade oder eines intimen Zoom-Ins in private häusliche Zimmer – vermeintlich bekannte Orte in verschobener und entfremdeter Perspektive. Damit macht sie nicht zuletzt aufmerksam auf den erweiterten Blick in unserer digitalen Welt, in der aus Pixel bestehende Bilder unendlich verändert, verzerrt und verfremdet werden können und Videokonferenzen ungewohnte Ausschnitte privater Interieurs eröffnen.

Mit dem Ausstellungstitel Spaces and Species referiert Line Lyhne auf George Perecs Essaysammlung Species of Spaces and Other Pieces (1973, Deutsch: Träume von Räumen) und zielt auf eine mögliche Erweiterung von (räumlichen) Perspektiven, Verortungen, Kategorisierungen und Benennungen.

Dabei setzt sie sich speziell mit den Räumlichkeiten des Nassauischen Kunstvereins auseinander, der als zeitgenössisches Ausstellungshaus in einer Altbau-Stadtvilla aus dem 19. Jahrhundert angesiedelt ist und historische Referenzen auf Salon und Damenzimmer zulässt – Räume für Plaisir, Muße und Handarbeit. In der Ausstellung entwickelt sich somit ein Zusammenspiel von historischer und Jetzt-Zeit und der damit verbundenen Nutzung der Räume sowie ein ständiges ineinander Übergehen von Außen(raum) und Innen(raum) – bekannte (polare) Zuschreibungen befinden sich in ihrer Auflösung.

Zur Ausstellung erscheint eine Edition.

Über die Künstlerin /
Line Lyhne (*1991 in Aarhus, DK) studiert seit 2019 bei Tobias Rehberger an der Städelschule in Frankfurt am Main. Ihre Arbeiten waren bisher in Ausstellungen in Hamburg, Oslo, Paris, Salzburg, Wien, Frankfurt und bereits 2019 in der Gruppenausstellung LASH 23 im Nassauischen Kunstverein zu sehen. Kunstverein in Zeiten von Corona / Auch während der Pandemie-bedingten Schließung des Kunstvereins wird die Ausstellung auf neuen Wegen erfahrbar gemacht:

Online-Kuratorinnenführung /
Mit Elke Gruhn, Künstlerische Leitung
4. März 2021, 18 Uhr
Um vorherige Anmeldung unter info@kunstverein-wiesbaden.de wird gebeten.

Ausstellungsfilm /
Eine filmische Dokumentation gibt auf der Website des Kunstvereins Einblicke in die Ausstellung Spaces and Species.

Pandemie-Telefonie /
Kunstverein analog: Für all diejenigen, die keinen Zugang zu Online-Angeboten haben oder sich nach einer digitalen Pause sehnen, gibt es Pandemie-Telefonie. Nach vorheriger Anmeldung wird ein Umschlag mit Installationsansichten verschickt und die Möglichkeit gegeben, am Telefon mit einer Kunstvermittlerin über die Ausstellung zu sprechen.

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