„Beim sparsamen Umgang mit Flächen war 2020 ein passables Jahr“, kommentierte Verbandsdirektor Gerd Hager den Tagesordnungspunkt „Monitoring Flächenausweisungen“ in der gestrigen (24.02.2021) als Videokonferenz stattgefundenen Sitzung des Planungsausschusses. Darin bilanziert der Regionalverband den planerischen Flächenverbrauch auf der Ebene der kommunalen Flächennutzungspläne (FNP). Demnach haben die 57 Kommunen in der Region Mittlerer Oberrhein im vergangenen Jahr im Saldo rund 31 Hektar neue Bauflächen bei der Teilfortschreibung ihrer Flächennutzungspläne eingezeichnet. Der Hauptfokus lag dabei auf zwei größere, für einen mittel-fristigen Zeitraum ausgerichtete Teilfortschreibungen mit jeweils dem Schwerpunkt Gewerbe in der Stadt Philippsburg und in der Gemeinde Malsch. Darüber hinaus wurden in fünf weiteren Kommunen jeweils kleinteilige Flächen unter anderem für Wohnen und den Gemeinbedarf neu ausgewiesen.

„Trotz des im Vergleich zu den Vorjahren angestiege-nen Werts setzt sich der Trend der zurückgehenden Flächenneuausweisungen fort“, erläuterte Hager. So seien in der Region im Zeitraum 2012 bis 2020 im Durchschnitt pro Jahr rund 16 Hektar neue Flächen ausgewiesen worden: Im Zeitraum 2000 bis 2011 war es mit durchschnittlich 152 Hektar pro Jahr noch fast das Zehnfache gewesen. Im Jahr 2018 konnte erstmals beim Flächenmonitoring die „Netto-Null“ verbucht wer-den. Damals hielten sich Neuausweisungen in den Flä-chennutzungsplänen der Kommunen mit entsprechen-den Rücknahmen die Waage.

Der Regionalverband Mittlerer Oberrhein hatte die Bau-flächenzunahme in den FNP im Rahmen eines Pilotpro-jektes zusammen mit dem Regierungspräsidium Karls-ruhe für den Zeitraum von 2000 bis 2010 ermittelt. Seit-dem wird diese Erhebung mit dem Regierungspräsidi-um jährlich fortgeschrieben. „Die FNP-Bilanz allein reicht jedoch keineswegs für differenzierte Aussagen zur tatsächlichen Flächenentwicklung“, betonte Hager. So nahm laut Landesamt für Statistik Baden-Württemberg etwa alleine die Bauflächen in der Region im Jahr 2019 um 46 Hektar zu. Dieser Wert ist nach dem Höhepunkt im Jahr 2017 mit 111 Hektar wieder rückläufig und liegt unterhalb des 10-Jahresdurchschnitts von 69 Hektar pro Jahr für die Phase 2010 bis 2019. Auch in dieser Fortschreibung zeigt sich ein Trend zum Flächensparen: Im Zeitraum 2000 bis 2009 hatte die Baufläche mit rund 140 Hektar pro Jahr und damit doppelt so viel betragen.

Nach den Erhebungen des Regionalverbandes sind noch rund 1.670 Hektar unbebaute Reserven in den Flächennutzungsplänen für Wohnen und Gewerbe so-wie andere bauliche Nutzungen enthalten. Das ent-spricht der Fläche von rund 2.500 Fußballfeldern. Hinzu kommen nochmals 1.830 Hektar Potenzialflächen im Regionalplan, bei denen eine Siedlungsentwicklung grundsätzlich denkbar ist. „Die Gemeinden greifen ver-stärkt auf die Reserven in ihren Flächennutzungsplänen zurück und entwickeln neue Baugebiete. In Einzelfällen haben sie die Karte Neuausweisungen gezogen“, un-terstrich Hager.

Wohnungsbau holt Einwohnerzuwachs ein
„Da das Bevölkerungswachstum in der Region sozusagen pausiert, kann bei der Entwicklung neuer Wohngebiete der Nachholbedarf aus den Jahren 2015, 2016 gedeckt werden“, konstatiert Hager. War der Anstieg der Bevölkerung im Jahr 2019 bereits gering, so zeichnet sich für das Jahr 2020 durch die Corona-Pandemie stark eingeschränkten Zuzug nach vorläufigen Daten eine gleichbleibende Einwohnerzahl in der Region ab. Dabei würden sich allerdings Unterschiede zeigen: Während besonders die Stadt Karlsruhe vom vorübergehenden Bevölkerungsrückgang betroffen sei, würden die meisten Kommunen stabile Bevölkerungsstände verbuchen. Im Jahr 2016 war die Bevölkerung der Region noch um rund 8.000 Personen angestiegen.

„Zum dritten Mal ab 2018 übertreffen die Baufertigstel-lungen wieder den Bedarf aus der Bevölkerungszu-nahme, diesmal deutlich“, erläuterte Hager und ergänz-te „Zudem haben die Gemeinden anhand der geneh-migten Bebauungspläne im Jahr 2020 neue Wohnge-biete für rund 5.000 Personen auf den Weg gebracht.

Zur Wohnart Einfamilienhaus
„Fläche ist eine begrenzte Ressource. Dieses Bewusstsein setzen die Kommunen auch in Zeiten eines bleibenden Wachstumsdrucks um“, lobte Gerd Hager die Arbeit der Städte und Gemeinden. „Bebauungsplänen, die urbane Wohnformen, eine angemessene Baudichte und Standorte über gute Infrastruktur- und ÖPNV-Qualität miteinander kombinieren, gehört die Zukunft“. Im Hinblick auf die Diskussion über das Einfamilienhaus ist die Zahl dieser Wohnform am Wohngebäudebestand interessant. Er liegt gemäß landesamtlicher Statistik in der Region um Karlsruhe bei 59,8 %, durchaus mit deutlichen Unterschieden in den Gemeinden. Diese Zahl relativiert sich schnell beim Blick auf den Anteil der Einfamilienhäuser am Wohnungsbestand. Er liegt bei nur 30,7 %. Mehr als 2/3 unserer Einwohner leben in Gebäuden mit mehreren Wohnungen, „Diese Zahl zeigt, dass unsere langfristigen Anstrengungen Früchte tragen und durchmischte Quartiere den größten Anteil der Menschen in der Region mit Wohnraum versorgen“, so Hager.

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