Nicht jeder möchte sich an die Börse wagen, um sein Erspartes passiv wachsen zu lassen. Einige Anleger bevorzugen riskoarme, klassische Produkte wie das gute alte Sparbuch. DOch gibt in der derzeitigen Niedrigzins-Phase überhaupt noch Banken, bei denen das angesparte Kapital risikoarm, aber gleichzeitig gewinnbringend angelegt werden? In diesem Artikel erfahren Sie, wo dies durchaus noch denkbar ist und was Sie bei der Beurteilung von Banken beachten müssen.

Der Verband der Deutschen Bausparkassen stellte im April 2020 bei einer Untersuchung fest, dass 40 % der deutschen Sparer auf das Sparbuch oder gar das Girokonto setzen, um Vermögen aufzubewahren. Die Konsequenz in dieser Zeit der Niedrigzinspolitik: Das geparkte Geld bringt kaum oder überhaupt keine Zinsen und wird so langsam von der Inflation aufgefressen. Ein Geheimtipp, der für diese Gruppe von besonderer Bedeutung ist, sind ausländische Banken: Dort sind die Zinsen häufig höher und das Geld wird trotzdem sicher und unabhängig von Kursschwankungen verwahrt.

Bei der Suche nach einer geeigneten Bank sollten Kennzahlen betrachtet werden, die die Profitabilität und damit die Zahlungssicherheit einstufen. Vorallem die Eigenkapitalretabilität, auch als Return on Equity (RoE) bezeichnet, ist hier von Bedeutung: Sie ist als der Quotient aus dem Gewinn (Überschuss aus Geschäftsjahr) und dem Eigenkapital (Buchwert des Eigenkapitals) eines Unternehmens definiert. Dieser Wert sollte zunächst einmal auf jeden Fall über 0 liegen, die Bank sollte also Gewinn machen. Je höher der Wert insgesamt ist, desto profitabler arbeitet die betrachtete Bank.

Europäische Banken in der Profitabilitätskrise

Banken mit zweistelligem RoE finden sich auch in einigen europäischen Ländern, so zum Beispiel in Italien, Estland und Schweden. Diese eignen sich also gut zur langfristigen Geldanlage – nach der Kennzahl können Sie davon ausgehen, dass die Banken finanziell stabil sind und Ihre Forderungen auch einlösen können.

Diese Länder bleiben im Euro-Währungsraum aber leider derzeit die Ausnahme – durch die rigide Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die die Zinssätze schon seit Jahren sehr niedrig hält, kämpfen viele Banken um ihre Profitabilität. Diese Problematik nahm schon mit der Finanzkrise 2008/2009 seinen Lauf und wird mittlerweile auch noch durch andere Faktoren verschärft: Höhere Kosten, vermehrte Kreditausfälle und strengere Regulatorien, die mehr Eigenkapital vorschreiben, gestalten das Ziel der Gewinnmaximierung für die Banken sehr schwierig.

Die Krise lässt sich mit Zahlen untermauern: Die Europäische Bankenvereinigung (EBF) errechnete im Jahr 2018 eine durchschnittliche Eigenkapitalrendite der Bankenbranche von 6,1 % – mit stetiger Schrumpfungstendenz in Richtung der null. Auch die Europäische Bankenaufsicht (EBA) verkündet warnend Ergebnisse ihrer Statistik, nachdem die bedeutende Kennzahl im vierten Quartal 2019 im Durchschnitt nur noch bei 5,8 % lag. Schon damals machten sich erste Einflüsse der Corona-Pandemie bemerkbar und diese haben sich im Laufe der Zeit wohl eher verschlimmert als verbessert.

Ausnahmen entdecken und clever nutzen

Schweden: Eindeutiger Sieger

Dennoch gibt es, wie schon erwähnt, einige Besser-Performer, die diese Durchschnittswerte schlagen. Ganz an der Spitze liegt ein skandinavisches Land: Das nordische Schweden begeistert mit hohem RoE und interessanten Zinssätzen. Mit seinem sehr international ausgerichtetem Wirtschaftsapparat ist das Land auf dem Vormarsch und zieht auf dem Finanzmarkt sowohl Sparer als auch Investoren an. Das zeigt sich auch im bedeutsamen Länderrating Standard & Poor’s, das die Bestnote AAA vergibt.

Die drei profitabelsten Banken Schwedens sind Aros Kapital, Resurs Bank und TF Bank. Alle drei Anbieter verfügen über eine zweistellige Eigenkapitalrendite und das wird an die Sparer weitergegeben: Resurs Bank und Aros Kapital bieten für einjähriges Festgeld satte 0,55 % bzw. 0,35 % Zinsen. Die TF Bank bietet 0,55 % Zinssatz auch für zwei Jahre lang angelegtes Festgeld an und liegt damit etwa bei dem vierfachen durchschnittlich angebotenen Festgeldzins.

Estland: Moderne Strukturen, attraktive Konditionen

Das kleine Estland, im Baltikum gelegen, ist Heimat zahlreicher Unternehmen mit großem internationalem Erfolg, so zum Beispiel Skype. Mit seinem ganz eigenen kleinen Sillicon Valley gibt der ehemalige Ostblock-Staat ein Paradebeispiel dafür ab, wie die Digitalisierung und die Modernisierung klassischer Unternehmen laufen sollte. Estland weiß also nicht nur mit seiner Küche und unberührten Natur zu begeistern, sondern auch mit seiner wirtschaftlichen Leistungsstärke.

Für die Banken gelten keine anderen Standards: Drei Vertreter sind mit hohem AA- Rating, guter Profitabilität und reizvollen Zinsen besonders zu empfehlen. Die Inbank, die LHV Bank und die Coop Bank sollten mit ihren Festgeldzinsen von 0,40 – 0,65 % für einjährige Anlagen durchaus von Sparern in Betracht gezogen werden.

Italien: Lebensgefühl und finanzielle Vorteile vereint

Als populäres Urlaubsland ist Italien wohl den meisten Deutschen bekannt. Das sich auch interessante Möglichkeiten zur Geldanlage bieten wohl eher weniger. Mit seinem BBB- Ranking ist die Bewertung nicht ganz so überragend wie in den vorher genannten Spitzenreitern, aber trotzdem ordentlich. Banken mit einem RoE zwischen 20 % und 30 % sind keine Seltenheit: Die Banca Finint aus Conegliano und die Banca Farmafactoring (BFF) in Mailand bieten gute Zinsen, Sparer müssen aber nicht auf das Sicherungsniveau verzichten, dass sie von deutschen Banken gewohnt sind.

Die Produkte, die zur Auswahl stehen, sind vielfältig: Bis zu sieben unterschiedliche Laufzeiten sind können vereinbart werden. Für Festgeld über die Dauer von einem Jahr werden die Anleger bei der Banca Finint mit 0,70 % Zinsen und bei der BFF 0,01 % Zinsen vergütet. Eine durchaus lukrative, aber trotzdem sichere Option also!

Orientierung an Einlagensicherung und Rating

Auch wenn die deutlich erhöhten Zinssätze im Ausland vielleicht darauf hindeuten könnten, so sind die Risiken doch keinesfalls erhöht. Bei Geldanlagen im gesamten EU-Raum greift die Einlagensicherung und deckt bis zu einem Maximalbetrag von 100.000 Euro pro Bank 100 % der Verluste von Sparern ab. Der Grund dafür liegt in einer EU-Richtlinie, die die Teilnahme am Einlagensicherungssystem nach der Finanzkrise für alle Mitgliedsstaaten zur Pflicht erklärte.

Fazit: Warum auf Zinsen verzichten?

Insgesamt ist also deutlich geworden, dass Sparer nicht gezwungen sind, die sehr niedrigen Zinsen in Deutschland zu akzeptieren. Das EU-Ausland bietet attraktivere Zinssätze bei gleichzeitigem Schutz des Kapitals durch die Einlagensicherung an. Werden bei der Auswahl der Bank Indikatoren wie das Länderrating und die Eigenkapitalrendite beachtet, ergeben sich Chancen und die potentiellen Risiken werden definitiv von der deutlich höheren Rendite ausgeglichen.

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