Der Aufsichtsrat der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) hat gestern die Finanzierung von 15 zusätzlichen Triebzügen für die S-Bahn München beschlossen. Die Fahrzeuge sind derzeit noch bei der S-Bahn Hannover im Einsatz. Sie werden ab voraussichtlich Ende 2022 stufenweise die Münchner S-Bahn-Flotte verstärken und sollen die Zeit bis zum Zulauf der Neufahrzeuge zur Inbetriebnahme der 2. Stammstrecke überbrücken[1].

Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer: „Wir setzen alles daran, der S-Bahn München schon vor Inbetriebnahme der 2. Stammstrecke weitere Schubkraft zu geben. Mit der Flottenerweiterung haben wir mehr Spielraum bei der Fahrplangestaltung und erhoffen uns zudem positive Effekte im Hinblick auf die Betriebsstabilität.“

Die 15 Triebzüge vom Typ ET 424 können beispielsweise auf folgenden Linien eingesetzt werden: bei den Pendelzügen der S2 zwischen Dachau und Altomünster, bei den Verstärkerzügen der S4 zwischen Geltendorf bzw. Buchenau und München Hauptbahnhof und auf der S20 zwischen Höllriegelskreuth und Pasing bzw. Grafrath. Ab Mitte der 2020er-Jahre könnten die Fahrzeuge auch für die geplanten Linienerweiterungen nach Wasserburg und zum BMW-Forschungszentrum über den Nordring genutzt werden. Ohne zusätzliche Fahrzeuge wären diese Angebotserweiterungen nicht möglich.

Die 15 Triebzüge, die seit dem Jahr 2000 im Raum Hannover unterwegs sind, steigern nicht allein die Kapazität der S-Bahn München. Wenn insgesamt mehr Fahrzeuge zur Verfügung stehen, wirkt sich das auch positiv auf die Betriebsqualität aus, im Regel- wie im Störfall. „Die Fahrzeugverfügbarkeit ist für uns ein zentrales Thema und wird durch die zusätzlichen S-Bahnen aus Hannover weiter gestärkt. So können wir die Qualität und die Zuverlässigkeit für unsere Fahrgäste gemeinsam mit dem Freistaat weiter verbessern“, betont Heiko Büttner, Vorsitzender der Geschäftsleitung der S-Bahn München.

Insgesamt wächst die Flotte der S-Bahn München auf 289 Fahrzeuge an. Im Unterschied zu den heutigen Fahrzeugen der S-Bahn München liegt die Einstiegshöhe der zusätzlichen Züge aus Hannover nicht bei 96 Zentimetern, sondern bei 76 Zentimetern. Dies schränkt den stufenfreien Einstieg ein. Daher werden diese Züge auch verstärkt auf den S-Bahn-Fahrten eingesetzt, die nicht die Stammstrecke befahren. Die dadurch frei werdenden Münchner S-Bahn-Fahrzeuge stehen dann zur Kapazitätssteigerung der S-Bahn-Linien über die Stammstrecke zur Verfügung.

„Mit diesen 15 Fahrzeugen überbrücken wir die Zeit bis zur Inbetriebnahme der 2. Stammstrecke mit einer erweiterten Fahrzeugflotte,“ erklärt Thomas Prechtl, Sprecher der Geschäftsführung der BEG, die den Regional- und S-Bahn-Verkehr im Auftrag des Freistaats plant, finanziert und kontrolliert. „Wir haben den Markt gemeinsam mit der DB ausgiebig sondiert. Die Züge der S-Bahn Hannover sind die einzigen Fahrzeuge, die in den nächsten Jahren verfügbar sind, weil dort ein Betreiberwechsel ansteht. Sie sind deshalb auch die einzige Möglichkeit, wie wir die Kapazitäten des Münchner S-Bahn-Systems kurzfristig weiter ausbauen können.“ Verkehrsministerin Schreyer ergänzt: „Wichtig ist uns: Die Fahrzeuge aus Hannover werden vor ihrem Einsatz in München gründlich aufgefrischt. Sie erhalten beispielsweise einen Neuanstrich, neue Displays für die Fahrgastinformation und werden mit WLAN ausgestattet.“

Wenn die S-Bahnen aus Hannover ihren Dienst in München aufnehmen, setzt sich die Flotte der S-Bahn München aus folgenden Fahrzeugen zusammen:

  • 238 Fahrzeuge der Baureihe ET 423
  • 36 Fahrzeuge der Baureihe ET 420 („Olympia-S-Bahn“)
  • 15 Fahrzeuge der Baureihe ET 424 (von der S-Bahn Hannover)

[1] Weitere Informationen: 1. Münchner S-Bahn-Vertrag (bayern.de)

Über die Bayerische Eisenbahngesellschaft mbH

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft ist ein Unternehmen des Freistaats Bayern. Im Auftrag des Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr plant, finanziert und kontrolliert die BEG den Regional- und S-Bahn-Verkehr in Bayern. Zu den wesentlichen Aufgaben der BEG gehören dabei die Konzeption und Verbesserung von Fahrplänen sowie die Qualitätssicherung. Die Aufträge für Verkehrsleistungen werden in Wettbewerbsverfahren vergeben. Den Zuschlag erhält jeweils das Verkehrsunternehmen, welches das insgesamt wirtschaftlichste, also das qualitativ und preislich beste Angebot abgibt. Als Folge des Wettbewerbs zwischen den Eisenbahnverkehrsunternehmen konnte die BEG in den letzten Jahren nicht nur das Fahrplanangebot, sondern auch Qualitätsmerkmale wie Komfort und Fahrgastinformation ständig verbessern. Große Erfolge waren unter anderem die Einführung des Bayern-Takts – ein Stundentakt für fast ganz Bayern – sowie des Bayern-Tickets.

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