Erst die Entpflichtung von Verantwortungsträgern, jetzt die Ankündigung von Reformen und „einem echten Wandel in unserer Haltung“: Kardinal Rainer Maria Woelki hat für sein Erzbistum große Veränderungen in der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals angekündigt. „Man konnte einen Kardinal Woelki erleben, der endlich Ich-Botschaften sandte“, sagt Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), zur gestrigen Pressekonferenz in Köln.

Zu diesen Ich-Botschaften des Kardinals gehörten seine persönlichen Erinnerungen an sein erstes Gespräch mit einem Betroffenen. Für die Zukunft versprach er: „Ich will und werde zuhören. Ich möchte mich zuwenden.“ Mit den über 300 Betroffenen, die das Rechtsgutachten in der vergangenen Woche benannte, will der Kardinal das Gespräch suchen. „Auch wenn diese Absicht sehr spät geäußert wird, ist sie doch ein wichtiges Zeichen“, so der ZdK-Präsident.

Sternberg sieht in der Erörterung eines Missbrauchsfalls, den der Kardinal nach eigener Überzeugung hätte nach Rom melden sollen, einen Hinweis darauf, welche Art der Aufarbeitung noch fehlt: „Juristische Gutachten lösen nicht alle Fragen, so wichtig sie sind. Es braucht eine interdisziplinäre und unabhängige Aufarbeitung des Missbrauchsskandals.“ Aus Sicht der Zeigeschichte, Psychologie und Theologie gebe es hier noch Einiges zu tun. Das habe offenbar auch der Kölner Kardinal erkannt.

Dass Woelki eine bessere Schulung von Personalverantwortlichen angekündigt habe, sei erstaunlich: „Offenbar ist viel zu lange nicht nur in Köln zu wenig passiert. Braucht es ein Gutachten, um eine katastrophale Aktenführung aufzudecken?“ Wenn nun an die Stelle einer „reinen Täterperspektive“, die der Kardinal im Kirchenrecht noch immer walten sieht, eine „klare Betroffenenorientierung“ treten solle, sei das längst Standard der Aufarbeitung. „Jetzt müssen den Worten Taten folgen. An den Ankündigungen des gestrigen Tages wird sich das Erzbistum Köln, wird sich der Kardinal selbst, aber auch die Kölner Kirchenverwaltung messen lassen müssen.“

Ausdrücklich begrüßt Sternberg, dass Verjährungsfristen von sexualisierter Gewalt ausgeweitet und Widersprüche im Kirchenrecht und in den Leitlinien der deutschen Bischöfe zum Umgang mit Missbrauchsfällen ausgeräumt werden sollen. Dass die Priesterausbildung reformiert werden müsse, sei auch fraglos richtig. Die Offenlegung systemischer Ursachen für sexualisierte Gewalt und ihre Vertuschung seien allerdings nicht auf das Erzbistum Köln beschränkt: „Sie sind der Anlass für den Synodalen Weg der Deutschen Bischofskonferenz und des ZdK“, so Sternberg. Der Synodale Weg erarbeitet konkrete Reformen in Bezug auf Partizipation, Klerikalismus, Sexualmoral und Frauenbeteiligung an den Ämtern und Diensten der Kirche. Sternberg erhofft sich nun eine intensive Beteiligung Kardinal Woelkis an den Debatten in diesem wichtigen Forum.

 

 

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