Rund 10.000 Blutkonserven werden jährlich in der Unfallchirurgie benötigt. Das Blut rettet das Leben vieler Schwerverletzter. Anlässlich des Weltblutspendetages am 14. Juni 2021 möchte die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) allen Blutspendenden danken. „Bluttransfusionen sind in der Unfallchirurgie unverzichtbar. Wir danken allen Spenderinnen und Spendern, die dazu beitragen, mit ihrem eigenen Blut das Leben von anderen zu retten“, sagt Prof. Dr. Michael J. Raschke, DGU-Präsident, stellvertretender Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) und Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum Münster. Gleichzeitig ruft die DGU Bürger und Bürgerinnen auf, auch und gerade in Corona-Zeiten Blut zu spenden.

Daten aus dem TraumaRegister DGU® zeigen für das Berichtsjahr 2019: Innerhalb von durchschnittlich 50 Minuten nach Eintreffen im Schockraum des Krankenhauses erhielten 1.820 Schwerverletzte aller Altersgruppen eine Bluttransfusion. Im Durchschnitt wurden fünf Blutkonserven pro Patient verabreicht. Eine Blutkonserve enthält 300 ml konzentriertes Blut. Inzwischen werden die Blutkonserven auch schon auf Rettungshubschraubern und Notarztwagen eingesetzt, denn es hat sich gezeigt, dass in manchen Fällen die sofortige Bluttransfusion am Unfallort die Überlebenschancen verbessern kann. 

„Fast 70 Prozent der potenziell vermeidbaren Todesfälle im Rettungsdienst sind durch Blutverluste bedingt. Trifft ein transfusionsbedürftiger Patient im Krankenhaus ein, braucht er das Blut sofort. Dann darf keine wertvolle Zeit vergehen, eine Blutkonserve verfügbar zu machen“, sagt DGU-Generalsekretär Prof. Dr. Dietmar Pennig. Aus diesem Grund halten die rund 650 TraumaZentren der Initiative TraumaNetzwerk DGU ein Blutdepot vor. Damit dieses immer ausreichend gefüllt ist, die Bitte der Unfallchirurgen: „Spendet Blut!“

„Neben einer Bluttransfusion hat zudem das frühzeitige Stillen lebensbedrohlicher Blutungen absolute Priorität. Denn große Wunden können schon nach sehr kurzer Zeit noch am Unfallort zum Tod durch Verbluten führen“, sagt DGU-Vorstand Oberstarzt Prof. Dr. Benedikt Friemert. Für Ersthelfer, meist Laienhelfer, steht daher ein neu entwickeltes Erste-Hilfe-System zur Verfügung, mit dem sie schneller als bisher Blutungen stoppen können, solange, bis medizinisches Fachpersonal eintrifft. Die sogenannte Trauma-Box enthält ein Tourniquet, ein Abbindesystem ähnlich einer Blutdruckmanschette und einen saugfähigen Druckverband: Beides ist einfach, rasch und sicher auch von medizinischen Laien anwendbar. Mit dem Tourniquet lassen sich starke Blutungen an Armen und Beinen sicher stillen. Diese können beispielsweise entstehen, wenn bei einem Arbeits- oder Verkehrsunfall ein Arm oder Bein schwerstverletzt oder amputiert wird, aber auch durch Schuss- und Explosionsverletzungen, die bei einem Terroranschlag oder Amoklauf verursacht werden.

Noch ist es aber nicht so weit: Die Trauma-Boxen müssen sich erst noch etablieren. Bisher hängen sie vereinzelt in Städten wie Berlin, Köln und Ulm an symbolträchtigen Orten. Erforderlich ist jedoch, dass die Trauma-Boxen deutschlandweit an Orten mit hohem Menschenaufkommen wie Bahnhöfen, Flughäfen, Stadien und Einkaufszentren platziert werden – ähnlich den Defibrillatoren gegen Herz-Kreislauf-Stillstand.

Referenzen:
1) Blutstillung bei schweren Extremitätenverletzungen, Notfall Rettungsmed 2020 · 23:412–418

doi.org/10.1007/s10049-019-00677-4

2) Kleber C, GieseckeMT, Buschmann CT et al (2013) Trauma-related preventable deaths in Berlin 2010: need to change prehospital management strategies and trauma management education. World JSurg37:1154–1161

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