Die digitale Transformation hält Wirtschaft, Politik und Gesellschaft weiter auf Trab. Doch wie gut gelingt es den Bundesländern mit dieser rasanten Entwicklung Schritt zu halten? Eine Bestandsaufnahme zur Digitalisierung in Baden-Württemberg zeigt, dass das Land seit der Verabschiedung seiner Digitalisierungsstrategie digital@bw im Jahr 2017 große Fortschritte gemacht hat. Die Corona-Pandemie hat diesen Wandlungsprozess noch erheblich beschleunigt, zugleich aber auch bestehende Defizite offengelegt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Metastudie, die das ZEW Mannheim im Auftrag des Landes erstellt hat.

Die Sofortmaßnahmen und Lockdowns durch Corona hatten gravierende Auswirkungen für Wirtschaft und Gesellschaft. So haben viele Unternehmen in die Digitalisierung investiert, um ihren Mitarbeitern Homeoffice und mobiles Arbeiten zu ermöglichen. Umsatzeinbußen haben aber auch zu geringeren finanziellen Ressourcen geführt, sodass in manchen Unternehmen Innovationsaktivitäten heruntergefahren wurden. „Auch wenn die Offenheit für digitale Lösungen, quasi durch Corona erzwungen, zugenommen hat, werden die Potenziale insbesondere in den Bereichen Arbeit, Schule und Gesundheit noch immer nicht voll ausgeschöpft. Aber auch die Wirtschaft und insbesondere die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) bedürfen weiterer Schritte bei der Digitalisierung“, sagt Prof.  Dr.  Irene Bertschek, Leiterin des Forschungsbereichs „Digitale Ökonomie“ am ZEW Mannheim und Mit-Autorin der Metastudie. Eine leistungsfähige digitale Infrastruktur ist hierfür die zentrale Voraussetzung.
 Auf Grundlage zahlreicher gesichteter Studien und Daten kommen die ZEW-Wissenschaftler/innen zu dem Schluss, dass Baden-Württemberg seit der ersten Bestandaufnahme zum Stand der Digitalisierung im Jahr 2017 deutliche Fortschritte beim Ausbau der digitalen Infrastruktur gemacht hat. So ist eine flächendeckende Minimalversorgung mit DSL fast im ganzen Bundesland erreicht. Bei Bandbreiten über 50Mbit/s hat vor allem der ländliche Raum, wo ein Großteil der Unternehmen ansässig ist, aber noch Aufholbedarf. Gleiches gilt übrigens auch für Gigabit-Anschlüsse, die sich bisher auf die Städte konzentrieren. Beim Mobilfunk ist die LTE-Infrastruktur bis auf Lücken im ländlichen Raum gut ausgebaut. Die Schaffung der Infrastruktur für 5G als der nächsten Generation des Mobilfunkstandards ist im Gang. Neben der Infrastruktur gewinnt auch die Cybersicherheit aufgrund der zunehmenden digitalen Vernetzung aller Lebensbereiche immer mehr an Bedeutung. Die Gefahr digitaler Angriffe wächst. Das kann zu einer übermäßigen Ablehnung technischer Innovation ebenso führen wie zu erheblichen finanziellen Schäden bei Privatpersonen und Unternehmen. „Maßnahmen von Seiten des Landes zur Erhöhung der Cybersicherheit, wie die neu gegründete Cybersicherheitsagentur, sind daher von großer Bedeutung, um auch in Zukunft einen möglichst reibungslosen digitalen Transformationsprozess zu garantieren“, erklärt Bertschek. Die intensive Förderung von Zukunftstechnologien wie der Künstlichen Intelligenz (KI) und der Quantentechnologie sind essenziell im Hinblick auf die künftige Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit des Landes. So hat das Cyber Valley, ein europaweit einmaliges Forschungszentrum für KI und intelligente Systeme, das Grundlagenforschung mit dem Transfer in die Anwendung verbindet, mittlerweile überregionalen und internationalen Vorbildcharakter als KI-Ökosystem. „Die Verbindung der Digitalisierung mit Anwendungsfeldern wie der Gesundheit schafft neue Potenziale und weitet zudem den früheren Fokus des Landes als Standort der klassischen Branchen Automobilbau und Maschinenbau auf weitere Zukunftsfelder aus. Positiv zu bewerten ist außerdem, dass die Digitalisierung mit ökologischen Nachhaltigkeitszielen verbunden und durch Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen flankiert wird“, sagt Bertschek. Bei dem Bestreben, die digitale Transformation weiter voranzutreiben, muss das Land, so die Empfehlung der Autoren/-innen der Metastudie, stets die nationale sowie europäische Anschlussfähigkeit im Blick behalten. Zudem sollte der Erfolg einzelner Maßnahmen regelmäßig evaluiert und gegebenenfalls anschließende Anpassungen oder Nachsteuerungen vorgenommen werden. „Digitalisierung ist ein kontinuierlicher Prozess, der durch das Aufkommen neuer Technologien und die Veränderung von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen getrieben wird. Daher sind kontinuierliche Anpassungen und gegebenenfalls Neuausrichtungen unabdingbar, um die erreichte gute Position nicht zu verlieren“, fasst Bertschek zusammen. Für die Metastudie „Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung in Baden-Württemberg“ wurde eine Vielzahl an Studien zur Digitalisierung in Baden-Württemberg seit 2017 gesichtet und ihre Ergebnisse zusammengetragen. Schwerpunkte der Betrachtung waren die Themen Bildung und Weiterbildung, E-Government/digitale Kommune, Gesundheitswesen/Medizin, Mobilität sowie Wirtschaft. Betrachtet wurden aber auch Querschnittsthemen wie Forschung, Entwicklung und Innovation, Digitale Infrastruktur inklusive Mobilfunknetz, Digitalisierung als Chance für Nachhaltigkeit sowie Cybersicherheit. Einbezogen wurden zudem in jüngster Vergangenheit neu hinzugekommene Themen wie die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Digitalisierung, Big Data, KI, Cloud Computing und Edge Computing sowie Blockchain.

Über ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim

Das ZEW in Mannheim forscht im Bereich der angewandten und politikorientierten Wirtschaftswissenschaften und stellt der nationalen und internationalen Forschung bedeutende Datensätze zur Verfügung. Das Institut unterstützt durch fundierte Beratung Politik, Unternehmen und Verwaltung auf nationaler und europäischer Ebene bei der Bewältigung wirtschaftspolitischer Herausforderungen. Zentrale Forschungsfrage des ZEW ist, wie Märkte und Institutionen gestaltet sein müssen, um eine nachhaltige und effiziente wirtschaftliche Entwicklung der wissensbasierten europäischen Volkswirtschaften zu ermöglichen. Durch gezielten Wissenstransfer und Weiterbildung begleitet das ZEW wirtschaftliche Veränderungsprozesse. Das ZEW wurde 1991 gegründet. Es ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Derzeit arbeiten am ZEW Mannheim rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen rund zwei Drittel wissenschaftlich tätig sind.

Forschungsfelder des ZEW

Arbeitsmärkte und Personalmanagement; Digitale Ökonomie; Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik; Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement; Marktdesign; Soziale Sicherung und Verteilung; Umwelt- und Ressourcenökonomik, Umweltmanagement; Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft, Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik.

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