Den eigenen Körper entdecken – das finden schon die Kleinsten unglaublich spannend. Und eigentlich ist das auch einleuchtend: Kinder sind extrem neugierig und sinnlich. Sie wollen erkunden, ertasten, erschmecken. Und was steht ihnen dafür quasi jederzeit zu Forschungszwecken zur Verfügung? Richtig, der eigene Körper. Dabei machen sie keinen Unterschied zwischen Füßen, Haaren oder eben den Geschlechtsteilen. Aber wie gehen wir damit um, wenn das bisher so unschuldige Kind anfängt, den eigenen Körper und den der anderen zu entdecken?

Eltern kennen das: Die eigene Tochter zieht sich beim Zuckowski-Hit „Nackidei“ alle Klamotten aus und tanzt mit ihrem kleinen nackten Popo fröhlich durch die Gegend. Aber dann liegt sie plötzlich vor der Mama und fordert genauso fröhlich: „Kannst Du mich hier streicheln? Da, wo es so schön kitzelt.“ Oder der Sohn, der nun ausgerechnet an der Supermarktkasse aller einkaufenden Welt stolz erklärt: „Papa, ich hab hart da unten.“ Solche Situationen erleben früher oder später alle Eltern und Pädagoginnen und Pädagogen.

Aufklärung ist wichtig – aber wann?

Ab dem Alter von zwei Jahren wird das Erforschen des eigenen Körpers bewusster. Das Kind unterscheidet zwischen Mädchen und Junge, und es kommen Fragen wie: „Warum hab ich einen Knochen in der Hose?“. Ist doch klar, dass das, was sich da meistens unter der Windel versteckt, eingehender betrachtet werden muss. Da wird das Glied so lang gezogen, dass es einem selbst beim Zusehen weh tut. Die kleine Tochter verrenkt sich fast das Köpfchen, um den Unterleib ganz zu betrachten und die Hände gehen auf Entdeckungstour. Ohne Ziel oder Plan. Aber selbst wenn der Sohn in den Augen der Eltern viel zu häufig am „Schniepi“ rumspielt, ist das noch lange kein Grund zur Sorge: In unsicheren Situationen sorgt das Anfassen bei ihm für Geborgenheit und Beruhigung.

Mit vier oder fünf ist die geistige und körperliche Entwicklung so weit fortgeschritten, dass das Interesse für das eigene oder andere Geschlecht eine neue Stufe erreicht. Kinder spielen in diesem Alter gern Doktorspiele, um sich und vor allem den Freund oder die Freundin genauer zu betrachten. Jetzt geht es schon mal gründlicher zu.

Was ist schon normal?

Mit Doktorspielen wächst das Bewusstsein über den eigenen Körper – und den der anderen. Wenn sich Kinder also hinhocken, um den anderen beim Pipimachen zusehen oder die Vierjährigen sich Scheide und Penis zeigen – dann ist das total normal. Es mag zwar ein irritierender Anblick sein, sicher, aber kein Grund, sich Sorgen zu machen: Kinder machen so etwas ohne Hintergedanken, einfach weil es spannend ist. Kinder denken nicht sexuell, sie verstehen nicht, dass für uns nicht alle Körperteile gleich sind. Sie denken noch nicht in Tabuisierungen. Erzieherinnen und Erzieher nehmen solche Geschehen zum Anlass, um an die wichtigsten Regeln zu erinnern: „Es wird nichts in die Körperöffnungen gesteckt.“ Und: „Nein heißt immer Nein!“. Dann können alle weiterspielen.

Wir Erwachsenen sind es, die irritiert und befremdet sind, wenn wir Erektionen bei Babys beobachten. Oder mitten im Bus gefragt werden: „Wann darf ich mit Emil mal wieder Scheide und Penis spielen?“. Die eigenen Vorstellungen von Sex passen nun mal nicht zu den unschuldigen reinen Wesen, als die wir unsere Kinder sehen. Wir sollten in solchen Situationen immer im Kopf behalten: Frühkindliche Sexualität ist etwas ganz Natürliches – also ganz entspannt bleiben. Auch wenn das manchmal nicht ganz so einfach ist.

Mit diesen Tipps gelingt die Aufklärung:

Dein Körper ist gut, deine Gefühle sind okay!

Ob wir uns später selbst mögen und wie positiv wir unsere eigene Sexualität erleben, hängt stark mit den Erfahrungen zusammen, die wir in der Kindheit machen. Werden Kinder für ihre körperliche Neugier ausgeschimpft, fangen sie an, sich zu verstecken und zu schämen. Sie besetzen den Körper und die Sexualität als tabu.

Schritt für Schritt zur Aufklärung.

Wenn Kinder fragen stellen wie „Tat es doll weh, als mein Bruder zwischen deinen Beinen rauskam?“, sind sie auch reif genug für altersgerechte Antworten. Auch wenn das im Bus und zur Freude aller Mithörenden geschieht – ein Kind ist nun mal brennend interessiert am neuen Geschwisterchen. Zu dem Thema gibt es viele tolle Bücher.

Grenzen setzen.

„Nein heißt immer Nein.“ Dieser Satz ist für jedes Kind wichtig, denn sie sollen ja von klein auf lernen, wo ihre Grenzen sind. Wenn ein Kind etwas nicht will, sei es, von einem bestimmten Erzieher gewickelt zu werden, sich mit der Freundin nackt auszuziehen oder einen Kuss von Oma zu bekommen, dann muss das Nein auch respektiert werden.

Richtige Namen geben.

Dem Sohn ist es egal, ob die Eltern Pipimann, Glied, Mumu oder Scheide sagen. Wichtig ist nur, dass man die Genitalien wie alle anderen Körperteile beim Namen nennt und nicht tabuisiert.

Das will Mama aber jetzt nicht.

Die Tochter „unten“ eincremen, das ist für manche junge Väter befremdlich. Sich nackt vor den Kindern zu zeigen vielleicht auch. Niemand braucht das eigene Schamgefühl zu übergehen. Unsere Kinder verstehen, wenn wir ihnen klar und ruhig sagen, dass wir etwas nicht möchten. So wie wir auch sagen, dass wir keinen Brokkoli mögen. Kinder lernen wie von selbst, dass jeder das Recht hat, Nein zu sagen. Auch sie selbst.

Nicht überall, bitte …

Beim Spieldate mit Wonne in der Hose rumwühlen, den Rock heben– upps, wie unangenehm. Da hilft schnelle Ablenkung und ein Satz wie: „Zu Hause ist es okay, wenn du das machst, aber nicht in der Öffentlichkeit.“ Manches bleibt privat, das versteht auch das Kind.

In heiklen Situationen.

Wenn ein Kind von einem anderen zu etwas gezwungen wurde, müssen wir eingreifen. Aber möglichst nicht zu übertrieben. Vernünftig darüber reden und sagen, dass niemand etwas gegen seinen Willen tun sollte, bewirkt mehr, als Bestrafungen und Schimpferei.

Aufs Bauchgefühl hören.

Niemand kennt das eigene Kind so gut wie Mama und Papa. Wenn etwas nicht stimmt, sollte die Intuition siegen. Das Kind sollte immer wissen, dass es auf Mama und Papa zukommen kann. Gemeinsam wird dann der Sache auf den Grund gegangen.

Über KMK kinderzimmer

Das kinderzimmer sieht den Zugang zu frühkindlicher Bildung und Erziehung nicht nur als eines der wichtigsten Menschenrechte, sondern vor allem als den Schlüssel zu einer chancengleicheren Gesellschaft von morgen. 2011 wurde die erste Kita eröffnet und mittlerweile werden über 4000 Kinder an mehr als 30 Kita-Standorten in ganz Hamburg betreut. Im Jahr 2020 eröffnete das erste kinderzimmer in München. Angelehnt an das Gutscheinsystem der Stadt Hamburg, ist die Betreuung im kinderzimmer keine Frage des Geldbeutels. Das entspricht dem Leitgedanken des kinderzimmers, denn alle Kinder sollen stark fürs Leben und fit für die Zukunft vorbereitet werden.

Das Angebot reicht von deutsch- und englischsprachigen Krippen-und Elementargruppen bis hin zur Vorschulklasse. Das pädagogische Konzept setzt dabei auf bindungsorientierte, kindzentrierte Pädagogik und spielerisches Lernen im Alltag. Im Fokus steht das individuelle Potenzial eines jeden Kindes, das erkannt und gefördert wird. Ein zeitgemäßes Betreuungskonzept verlangt aber auch flexible Öffnungszeiten ohne Schließzeiten. Im kinderzimmer finden demnach nicht nur Kinder ihr zweites Zuhause, sondern auch Eltern einen verlässlichen Partner.

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