Es begann 1971 mit einer kleinen Kinderfachabteilung im Altbau des Kemperhofs. 1976 folgte der Umzug in ein eigenes Gebäude. 2011 beschrieb sie die damalige Gesund­heitsministerin Malu Dreyer – nach der Modernisierung und Renovierung – als größte und schönste Kinderklinik im nördlichen Rheinland-Pfalz – jetzt feiert die Kinder- und Jugendmedizin im Kemperhof ihr 50-jähriges Jubiläum.

„Das Behandlungsspektrum hat sich in dieser Zeit enorm verändert. Zusätzlich zur breit aufgestellten Allgemeinpädiatrie ist in den fünf Jahrzehnten in vielen Bereichen eine überregional bedeutsame Spezialisierung gelungen“, erklärt Privatdozent Dr. Thomas Nüßlein, der seit 2008 Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin ist. So gibt es beispielsweise für Kinder und Jugendliche jeweils zertifiziert ein Diabeteszentrum, eine Epilepsieambulanz und eine Mukoviszidose-Einrichtung. „Mukoviszidose ist eine seltene Stoffwechselerkrankung, die erblich bedingt und nicht heilbar, aber behandelbar ist. Durch die Früherkennung und die dadurch verbesserten therapeutischen Möglichkeiten einschließlich neuer Medikamente verbessern sich Lebensqualität und Lebensdauer der Betroffenen kontinuierlich“, berichtet der darauf spezialisierte Chefarzt.

Eine lange Tradition hat die Kinderhämatologie/-onkologie am Kemperhof. Um den Schwerpunkt weiter auszubauen, wurde die Abteilung im Sommer 2019 unter der Leitung von Chefarzt Dr. Stephan Lobitz aus der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin ausgegliedert. Die daraus entstandene Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie ist neben Mainz die einzige Spezialklinik dieser Art in Rheinland-Pfalz. Spezialisiert ist die Kinderhämatologie/-onkologie auf die Diagnostik und Therapie sämtlicher gutartiger und bösartiger Blutkrankheiten, wie zum Beispiel Leukämie oder auch die Sichelzellkrankheit.

In 50 Jahren hat die medizinische Behandlung große Fortschritte gemacht. Zum Beispiel mussten Kinder damals für eine Blinddarmentfernung sieben Tage im Krankenhaus bleiben – heute sind es meist nur noch drei Tage. Säuglinge mit Magen-Darm-Infektion wurden im letzten Jahrhundert oft zehn Tage und mehr stationär behandelt, heute bleiben sie oft nur für  eine Nacht. Besonders beeindruckend ist auch die Entwicklung bei der Versorgung von Früh- und Neugeborenen. „Die Überlebenschancen auch von extrem Frühgeborenen hat sich drastisch verbessert", so der Chefarzt. „Mehr und mehr rückt die langfristige Lebensqualität der oft weniger als 500 g wiegenden Kleinsten in den Fokus. Deshalb liegen uns Themen wie das Stillen und die Bindung zu den Eltern auch auf der Intensivstation ganz besonders am Herzen.“

Die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin bildet gemeinsam mit der von Dr. Arno Franzen geführten Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe das Perinatalzentrum Level 1, ein Haus der höchsten Versorgungsstufe, in dem jährlich rund 1.700 Kinder zur Welt kommen. Mit seiner Neonatologie und Pädiatrischen Intensivmedizin ist der Kemperhof Anlaufstelle für kritisch kranke Kinder aller Altersklassen der Region. Die Neonatologie ist ein Zweig der Kinderheilkunde, der sich mit der Neu- und Frühgeborenen­medizin befasst. Derzeit werden jährlich rund 350 Früh- und Neugeborene und rund 350 Kinder aller anderen Altersgruppen mit einem breiten Spektrum intensivmedizinisch relevanter Erkrankungen behandelt.

„Die Zusammenarbeit ist für uns noch viel wichtiger als für andere Disziplinen. An allererster Stelle stehen die Kolleginnen und Kollegen in den Praxen für Kinder- und Jugendmedizin, die das Gros aller gesundheitlichen Probleme dieser Altersgruppe meistern. Eine enge Zusammenarbeit besteht mit den niedergelassenen Kinderärzten aus der Region. Hieraus hat sich auch der Kinderärztliche Notdienst am Kemperhof entwickelt, der an Wochenenden und Feiertagen von 8 bis 18 Uhr zur Verfügung steht.

Nicht vorstellbar ist Kinder- und Jugendmedizin außerdem ohne enge Zusammenarbeit mit anderen Fachabteilungen.

Ebenfalls auf dem Gelände des Kemperhofs gibt es seit 2013 eine Zweigstelle des Heilpädagogisch-Therapeutischen Zentrums (HTZ). Hier werden Kinder behandelt, bei denen eine Entwicklungs- oder Verhaltensstörung vermutet wird. Darüber hinaus haben die Johanniter am Kemperhof 2019 eine Institutsambulanz samt Tagesklinik etabliert, mit denen eine Kooperation für Kinder- und Jugendpsychiatrie besteht.

„Der Behandlungserfolg setzt sich immer aus ganz vielen verschiedenen Einzelmaßnahmen zusammen, die ineinandergreifen. Dazu gehört auch das Engagement zahlreicher Organisationen, Vereine und Selbsthilfegruppen, die uns hilfreich zur Seite stehen“, ergänzt Nüßlein und nennt stellvertretend die Elterninitiative krebskranker Kinder, den Förderverein der Kinderklinik, die Mukoviszidose-Regionalgruppe, die Zucker Kids, den Bunten Kreis Rheinland, den Sozialdienst katholischer Frauen, die Clowndoktoren. „Wir sind sehr dankbar für die – auch finanzielle – Unterstützung und die vielen Projekte, die den Alltag der kranken Kinder und deren Familien erleichtern.“

„Gemeinsam. Mehr als 50 Jahre. Für die Jüngsten in der Region.“ So der Slogan des Jubiläums. Dabei kann man auf eine erfolgreiche Entwicklung der Kinderklinik und damit auf eine sehr gute Versorgung von kranken Kindern und Jugendlichen der Region zurückblicken. Mit der Erweiterung um die Station am Standort St. Elisabeth Mayen 2011 werden heute jährlich rund 6.000 Patienten stationär und rund 10.000 ambulant behandelt. Rund 180 Ärzte, Pflegekräfte und viele weitere Kollegen anderer Berufsgruppen sind dafür im Einsatz. Mit 100 gemeinsamen Betten gehört die Kinder- und Jugendmedizin im Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein zu den großen Kinderklinken in Deutschland.

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