Laut Statista gab es allein in Deutschland im letzten Jahr über 34 Millionen Gamer, was mehr als 40 % der Einwohnerzahl von 2020 entspricht. Gaming ist zum Trendsport avanciert, mit nationalen und globalen Meisterschaften in den verschiedensten Bereichen – und Zuschauerzahlen in Millionenhöhe. Der Stellenwert der Gaming-Branche steigt kontinuierlich, nicht zuletzt, weil man sich in schwierigen Zeiten wie einer Pandemie ablenken und unterhalten möchte. Doch was kann Gaming eigentlich noch? Speziell mit Blick auf die Karriere?

Dass Menschen, die gerne Videospiele spielen, etwa in der IT-Branche arbeiten, ist alles andere als eine Seltenheit. Woran liegt das eigentlich genau? Und ist es denkbar, dass aus einer Leidenschaft für Gaming eine Passion für die IT im Allgemeinen entsteht, womöglich Gaming eine Karriere in der IT fördert? Sascha Giese, Head GeekTM bei SolarWinds, der selbst seine berufliche Laufbahn in der Videospieleindustrie begonnen hat, hat sich dazu Gedanken gemacht – und teilt die folgenden Karrieretipps:

Fähigkeiten und Skills variieren je nach Gerät, Spiel und Genre

Es gibt einen Unterschied zwischen Computer- und Konsolenspielern. Computerspieler bauen sich ihre Geräte häufig selbst zusammen. Das nötige Hardware- und Softwareverständnis, um in der IT erfolgreich zu sein, bringen sie also mit. Betriebssysteme, Treiber und sonstige Bestandteile halten sie auf dem neuesten Stand, und hinterfragen, wenn das System einmal nicht rund läuft. Warum war die Latenz so hoch? Und wie lässt sich das in Zukunft beheben? Dagegen ist Konsolenspielen eher „casual“, und ein Tüftelaspekt ist im Normalfall nicht dabei.

Allerdings gibt es sowohl in Computer- als auch in Konsolenspielen Fähigkeiten und Skills, die man während des Spielens erlernt und die für eine Karriere in der IT von Vorteil sind. Diese Fähigkeiten variieren von Spiel zu Spiel, von Genre zu Genre:

  • MMORPGs (Massively Multiplayer Online Role-Playing Games) – Dabei handelt es sich um Online-Rollenspiele, in denen für gewöhnlich eine große Gruppe von Spielenden ein gemeinsames Ziel verfolgt, sei es das Bezwingen eines übermächtigen Bösewichts, das Erfüllen von Quests oder der Kampf gegen ein gegnerisches Team. Üblicherweise gibt es fest zugeschriebene Rollen – einen Damagedealer, der Schaden verursacht, einen Tank, der gegnerischen Schaden einstecken kann, einen Heiler, der gegenheilt, usw. –, geführt von einem oder zwei Shotcallern. Diese sorgen für Ordnung, leiten das Team an und führen es im Idealfall auch zum Sieg. Prinzipiell geht es also um Teamfähigkeit, Zusammenarbeit und Führungspotential – und das Team, das am besten zusammenarbeitet, gewinnt.
  • Adventure-Games – Wie der Name schon sagt, findet sich eine Spielerin oder ein Spieler in Adventure-Games in einer „abenteuerlichen“ Situation wieder, die es durch kreatives und logisches Denken zu lösen gilt. Beispielsweise ist die Treppe zur nächsten Etage eingestürzt, diese zu erreichen ist allerdings notwendig, um weiterspielen zu können. Was tun? Solche Spiele haben einen Rätselcharakter, der ein Umdenken erfordert, alternative Lösungswege hervorruft – und auch auf Arbeitssituationen vorbereitet, in denen Querdenken und Kreativität einmal erforderlich sind.
  • Strategiespiele, entwederin Echtzeit (Real Time Strategy, RTS) oder rundenbasiert, ermuntern die Spielenden dazu, vorauszuplanen und holistisch zu denken. Beispielsweise kann man die Galaxis auf mehreren Wegen erobern, durch Kampf oder Diplomatie. Doch ist es wirklich realistisch, das Weltall im Alleingang zu beherrschen, oder sind Verbündete von Vorteil? Strategiespiele regen dazu an, nach der optimalen Lösung zu streben, verschiedene Möglichkeiten zu durchdenken und die beste zu wählen.

Beim Computerspielen erlernte Kompetenzen auf die Arbeitswelt übertragen

Dass nichttechnische Fähigkeiten, sogenannte „Soft Skills“, in der Karriereentwicklung eine immer größere Rolle spielen, hat übrigens auch die diesjährige IT Pro Day Studie von SolarWinds ergeben. Insgesamt gaben fast drei Viertel (70 %) der Befragten an, dass sie ein Hobby haben, das für ihre alltäglichen Aufgaben als IT-Expertinnen und Experten hilfreich ist. So ist es auch im Gaming der Fall.

  • Kommunikationsfähigkeit ist sowohl im Gaming als auch in der IT entscheidend. Wenn man sich im Internet bewegt, vergisst man zuweilen, dass man es mit Menschen zu tun hat – und der Ton wird etwas rauer. Vor allem fürs Berufsleben sollte man sich darin üben, sich auch in schwierigen Situationen professionell zu verhalten. Diese gehören zum Arbeitsalltag, insbesondere in der IT.
  • Motivation – Im Gaming gibt es Motivatoren. Wenn es schlecht läuft, treiben sie zur Höchstleistung und Positivität an – und schaffen es gelegentlich, gemeinsam mit dem Team das Ruder nochmal herumzureißen. Wenn nicht, hat man sein Bestes gegeben und kann guter Dinge einen neuen Versuch wagen. Mit Ruhe und Positivität schwierigen Situationen zu begegnen, ist auch in der Karriere wünschenswert.
  • Toleranz – In Zeiten von Alpha- und Betaversionen, Pre-Releases und ständigen Updates ist es an der Tagesordnung, dass „unfertige“ Spiele auf dem Markt erscheinen. Auch wenn das frustrieren mag, vor allem, wenn es sich um lang ersehnte Spiele handelt, trägt diese Dynamik dazu bei, mit einem gewissen Maß an Gelassenheit zu reagieren, wenn etwas nicht auf Anhieb funktioniert. Auch im Berufsalltag ist ein gelassener Umgang in vielen Fällen vorteilhaft. 
  • Programmieren – Neben den klassischen Arten, Programmieren und bestimmte Programmiersprachen zu lernen, gibt es auch immer mehr Entwickler, die eine spielerische Herangehensweise bevorzugen. So zum Beispiel arbeitet Swift mit einem Gamification-Konzept, das den Lernenden kleinere Spielszenarios programmieren lässt und ihn so spielerisch an die Thematik heranführt. 

Dass Gaming und IT oftmals Hand in Hand gehen, ein Interesse an Ersterem eine Karriere in der Letzteren vorantreiben und fördern kann, ist auf dieser Grundlage also alles andere als überraschend

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