Der neue deutsche Bundestag ist so queer wie noch nie – mindestens 23 offen queere Abgeordnete sitzen in der kommenden Legislaturperiode im Parlament. Julian Wenzel und Kathi Roeb, Hosts beim LGBTIQ*-Podcast "Willkommen im Club", sprechen u. a. mit Tessa Ganserer, einer der ersten beiden trans* Personen im Bundestag, und Volker Beck, dem Vorkämpfer der Ehe für Alle, darüber, was es für sie bedeutet Politik zu machen, was queere Politikerinnen und Politiker für die LGBTIQ*-Community leisten, aber auch, was sie dafür alles aushalten müssen. Die neue Folge von "Willkommen im Club", zu hören ab heute bei BR Podcast, in der ARD Audiothek und auf allen gängigen Podcast-Plattformen.

Tessa Ganserer:

"Es ist bodenlos, was ich seit meinem Coming-out in den sozialen Medien erlebe. Vor meinem Coming-out war ich ja auch schon in der Politik, aber so gnadenlose Herabsetzungen, Häme, Spott und dergleichen – so etwas habe ich vor meinem Coming-out nicht erlebt."

Auch eine Kandidatur für den deutschen Bundestag sei für die Grünen-Politikerin aus Nürnberg als trans* Frau nicht frei von Hürden gewesen. So stand auf dem Wahlzettel noch der sog. "dead name" von Ganserer, also ihr alter männlicher Name:

"In Alltagssituationen, also wenn ich mir einen Leihwagen mieten möchte oder einen Corona-PCR-Test benötige und hier meine Personalien offenlegen muss, komme ich gegenüber fremden Personen in die Situation, dass ich meinen trans* Hintergrund erklären und mich rechtfertigen muss. Das sind demütigende Situationen, von denen kriegt die Mehrheitsgesellschaft eigentlich überhaupt nichts mit. Irgendwann will man als trans* Person nicht mehr mit seinem ‚dead name‘ konfrontiert werden. Das ist nicht mein Name und ich würde mir lieber meine Hand abhacken, als noch einmal mit einem falschen Namen zu unterschreiben."

Tessa Ganserer warnt davor, dass aufgrund solcher Probleme sich manche LGBTIQ* Personen gar nicht erst in die Politik trauen würden:

"Mir haben andere trans* Personen geschildert, die in einer ähnlichen Situation für ein politisches Wahlamt kandidiert haben, nach ihrem Coming-out, aber vor der amtlichen Personenstandsänderung: Sie sahen sich emotional nicht in der Lage, es durchzustehen, mit ihrem ‚dead name‘ zu kandidieren, und haben deswegen ihre Kandidatur zurückgezogen."

Ganserer setzt sich seit Jahren für eine Abschaffung des sog. Transsexuellengesetzes ein, das ein aufwändiges und teures, von vielen als entwürdigend empfundenes Prozedere für die Personenstandsänderung vorsieht.

Auch Volker Beck erzählt im Podcast von seiner Zeit als aktiver Politiker:

"Ich musste mir viele dumme Bemerkungen im Bundestag anhören – da war meine Homosexualität auch Ballast für mich."

Weitere Infos unter: www.deinpuls.de

PULS

Mittwoch, 27. Oktober 2021

LGBTIQ*-Podcast "Willkommen im Club"

Moderation: Julian Wenzel und Kathi Roeb

Neue Folgen immer mittwochs bei BR Podcast und überall, wo es Podcasts gibt

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