„2021 bleibt für unser Geschäft das Jahr der Sondereffekte. Dazu zählen die anhaltenden Materialengpässe und, damit verbunden, eine teilweise sprunghafte Preisentwicklung in vielen Warenbereichen“, sagte Dr. Eckard Kern, Vorsitzender der Geschäftsführung, auf der diesjährigen EUROBAUSTOFF Gesellschafterversammlung am 5. November in Bad Nauheim. Mit diesem Blick auf die aktuellen Quartalszahlen zog er zugleich eine erste Zwischenbilanz für 2021. Per Ende 30. September erzielte die EUROBAUSTOFF in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres ein um 13,5 Prozent höheres Einkaufsvolumen für die 452 Gesellschafter als im Vorjahreszeitraum. 

„Grundlage unseres Geschäftsmodells als Einkaufskooperation bleibt die Ware, deshalb müssen wir hier sehr genau hinschauen und analysieren, was das Wachstum in den einzelnen Warenbereichen derzeit ausmacht: Menge oder Preis“, sagte Hartmut Möller, Geschäftsführer sowohl für den

Geschäftsbereich Gesellschafterbetreuung, Einkauf als auch für die Ländergesellschaften in Österreich und der Schweiz. „Unser zweistelliges Umsatzplus bleibt daher in erster Line durch Preiserhöhungen bestimmt, während sich der Mengenabsatz größtenteils weiter stabil entwickelt“, führt Geschäftsführer Jörg Hoffmann, verantwortlich für den Bereich Finanzen, aus.

Mit Blick auf die Ländergesellschaften Österreich und Schweiz kann Hartmut Möller von einem ähnlichen Geschäftsverlauf wie in Deutschland berichten.

Alle Warenbereiche im Plus

„In der Tat haben wir uns in diesem Jahr in einem vorher nicht gekannten Ausmaß mit der Beschaffung von Materialien beschäftigen müssen. Eine außergewöhnliche Situation, die darüber hinaus durch deutliche Preisveränderungen gekennzeichnet ist“, berichtet Hartmut Möller. Dabei sind die Lieferengpässe und Lieferzeiten in den einzelnen Warenbereichen unterschiedlich ausgeprägt. Als exemplarisches Beispiel sei hier der Warenbereich Holz und Bauelemente angeführt. Nach einem rasanten Preisanstieg durch die hohe Nachfrage aus dem Ausland in der ersten Jahreshälfte zeichnete sich im dritten Quartal ein Wechsel von einem sehr hohen Preisniveau hin zu einer sehr schnellen Preisreduzierung in fast allen konstruktiven Holzprodukten ab. Grund hierfür seien die hohen

Lagerbestände beim Fachhandel und beim Handwerk. Ebenso sei die Produktionsleistung seitens der Industrie wieder gestiegen. „Von dieser aktuellen Marktsituation abgesehen, ist die Entwicklung im Holzbau weiter positiv zu betrachten“, sagte Möller. Auch in allen weiteren Warenbereichen bleibe die Liefer- und Preissituation insgesamt angespannt.

Im Technischen Einkauf (plus 24,5 %) bewegen sich die Energie- und Kraftstoffpreise weiter auf einem hohen Niveau. Energie- und Kraftstoffeffizienz seien daher als wichtigster Gegenspieler für Preissteigerungen zu betrachten.

Im Warenbereich Trockenbau/Dämmstoffe (plus 22,3 %) bleibe die Auftragslage gut. Aber auch hier seien weiter Preiserhöhungen zu verbuchen. Beispiel Gipskartonplatten: Hier sorgen unter anderem die galoppierenden Kosten bei den Rohstoffen Gips, Karton und Silikone für ein anhaltend hohes Preisniveau.

Im Warenbereich Dach & Fassade/Baumetalle habe sich die Dynamik auf einem hohen Level im Jahresverlauf leicht abgeflacht und erziele ein Umsatzplus von 13 %. Ein Plus, das in diesem Segment vorwiegend aus Preissteigerungen resultiere. Im Steildach bewege sich der Absatz aufgrund der Lieferengpässe nur noch leicht über Vorjahr, während das Flachdach ein moderates einstelliges Plus erwirtschafte.

In den Segmenten Tiefbau und Galabau habe sich die Lage im Jahresverlauf stabilisiert (plus 14 %). Allerdings seien im Tiefbau in einzelnen Regionen aktuell Auftragsrückgänge zu vermerken. Als Ursache hierfür werden in erster Linie Engpässe bei Kommunen sowie eine mögliche Bevorratung bei Verarbeitern angesehen. Im Galabau bewege sich die Auftragslage dagegen weiterhin auf einem guten Niveau.

Das Fliesensegment verzeichne ein Einkaufsvolumen von plus 7,4 %. Dabei ist die Warenverfügbarkeit bei Fliesen nach wie vor hoch und die Verarbeiter verfügen über ein anhaltend hohes Auftragsvolumen. In Teilen verlängern sich allerdings die Lieferzeiten aufgrund der fehlenden Frachtraumkapazitäten. 

Im Hochbau bleibe die Umsatzentwicklung mit einem Plus von 4,7 % stabil. Allerdings registriere das Segment Wandbaustoffe insgesamt einen leichten Absatzrückgang in 2021. Davon betroffen seien ebenfalls die Produktbereiche Putze und WDVS. 

„Der Einzelhandel hat im dritten Quartal ein Plus von 5 % erreicht. Hier können wir von einer angespannten Liefersituation besonders in den Sortimentsbereichen Eisenwaren und Garten berichten, da der Nachschub aus Asien aufgrund unterschiedlichster Faktoren ausbleibt. Weiterhin führen die anhaltend hohen Frachtkosten zu Preisveränderungen in diesem Marktsegment“, führte Möller abschließend aus.

Ausblick

Für den Jahresendspurt bleibt die Geschäftsführung insgesamt positiv eingestellt: „Deutschland ist noch nicht gebaut. Das lässt sich an den Zahlen ablesen und birgt für uns unterm Strich mehr Chancen als Risiken. Viel wichtiger als die reine Betrachtung von Zahlen ist die Tatsache, dass sich unsere mittelständische Struktur in der EUROBAUSTOFF in diesen herausfordernden Zeiten bewährt und als stabil erwiesen hat. Mit unserem Dienstleistungscampus sind wir hervorragend aufgestellt, um unsere Gesellschafter vor diesem Hintergrund auch in Zukunft mit unseren Serviceleistungen und Angeboten aktiv zu unterstützen und zu fördern“, sagt Dr. Kern. Für 2022 zeigen sich die Geschäftsführer daher grundsätzlich optimistisch gestimmt. „Dennoch werden wir uns auch in 2022 weiterhin mit Preiserhöhungen und Lieferengpässen beschäftigen müssen. In welchem Ausmaß, lässt sich zurzeit noch schwer abschätzen. Deshalb planen wir für das nächste Jahr zunächst auf der Grundlage des noch laufenden Geschäftsjahres“, sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung abschließend.

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