Beim Kanutag in Leipzig am 20. November 2021 wurde Jens Perlwitz einstimmig zum neuen Präsidenten des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) gewählt. Der gebürtige Kasseler tritt damit die Nachfolge von Thomas Konietzko an, der nach elf Jahren nicht mehr für das höchste Amt im DKV kandidierte.  

In seiner Antrittsrede zeigte sich Perlwitz mit großer Vorfreude auf die anstehenden Aufgaben: „Ich danke Thomas Konietzko im Namen des gesamten Verbandes für sein Engagement“, so Perlwitz. „Thomas hatte nach seinen eigenen Worten bei uns im DKV die schönste Zeit seines Lebens. Jetzt freue ich mich, wenn diese schönste Zeit noch vor mir liegt. Ich kenne den DKV bestens und weiß, um die vielen Aufgaben und Herausforderungen, aber ich habe ein gutes Gefühl, dass wir die erfolgreiche Arbeit im Präsidium weiterführen können.“  

Wahlen für das weitere Präsidium

Nach der Wahl des Präsidenten wurden mit Karl Hauck (Flein) und Joachim Schwarzrock (Essen) nach einer Satzungsänderung erstmals zwei Vizepräsidenten für den Bereich Leistungssport gewählt. “Wir haben feststellen müssen, dass das Aufgabenspektrum und die Erwartungshaltung im Leistungssport enorm gewachsen ist”, so Perlwitz. “Es macht Sinn, dass wir uns breiter aufstellen und die Herausforderungen der Zukunft auf mehr Schultern verteilen müssen.” 

Die bis dahin kommissarische Vizepräsidentin Verbandsentwicklung Ulrike Schreck (Bremen) wurde zudem in ihrem Amt bestätigt und für vier Jahre gewählt. Außerdem wurde die 1. Vorsitzende der Kanujugend Luisa Glaab (Schwandorf) zur Vizepräsidentin Jugend gewählt. Die Ämter von Peter Ludwig (Vizepräsident Inneres und Finanzen) und Isa Winter-Brand (Freizeitsport) standen nicht zur Wahl. Damit hat das Präsidium des Deutschen Kanu-Verbandes erstmalig sieben stimmberechtigte Vertreterinnen und Vertreter.  

Konietzko zum Ehrenpräsidenten gewählt

Nach dem komplexen Teil der Wahlen folgte mit der Abstimmung zur Ehrenpräsidentschaft Konietzkos die erste Amtshandlung des neuen DKV-Präsidenten Jens Perlwitz. Thomas Konietzko wurde auf Antrag des Landes-Kanu-Verbandes Berlin, nicht überraschend, einstimmig zum Ehrenpräsidenten des Deutschen Kanu-Verbandes gewählt. „Diese große Ehre weiß ich zu schätzen und zu würdigen“, meinte Konietzko nach der Abstimmung. „Es waren elf bewegte aber sehr schöne Jahre in diesem Verband. Ich habe immer alles für unseren Verband und die Kanusportlerinnen und Kanusportler gegeben und will dies nun auf internationaler Ebene fortführen. Meine Ziele in der ICF decken sich mit den Zielen des DKV: Den Menschen weltweit zu verdeutlichen, dass Kanusport der schönste Sport ist.“ 

Auf Ressortebene wurden zudem zwei neue Vorsitzende berufen und durch den Verbandsausschuss, der bereits am Freitag tagte bestätigt. Im Kanu-Rennsport wird Hans-Walter Humme (Wuppertal) als Nachfolger von Karl Hauck die Ressortleitung übernehmen. Für die Berlinerin Silke Gerhard wird Markus Flechtner (Hilden) ab sofort das Kanu-Slalom Ressort leiten. 

Kachelmann über Klimawandel – Groß über Sport und Kommerz

Inhaltliche Schwerpunkte setzte man zu diesem Kanutag im Bereich „Klimawandel“ und „Vermarktung“. So referierte der Fernsehmoderator und Wetter-Experte Jörg Kachelmann nach der Eröffnung des Kanutages am Samstag über den Klimawandel und dessen Auswirkungen auf unser Sportverhalten.  

Der zweite inhaltliche Schwerpunkt wurde durch einen Vortrag des dreifachen Schwimm-Olympiasiegers Dr. Michael Groß eingeleitet. Groß vertiefte in seiner Gastrede die Aspekte „Sport und Kommerz“ im Zusammenwirken mit Verbandsarbeit. In der nachfolgenden Podiumsdiskussion diskutierten Uschi Schmitz (Vizepräsidentin Leistungssport des DOSB), Thomas Konietzko, Jens Perlwitz und Dr. Jens Kahl zusammen mit dem Albatros.   

“Wir müssen in unseren Sportarten Mut haben, auch verrückte Dinge zu tun”, erklärte Groß in der Diskussion. “So etwas interessiert die Medien und erweckt Aufmerksamkeit bei Sponsoren. Ich kann mir gut vorstellen, dass man mit Kanu-Simulatoren auf der Mönckebergstraße in Hamburg oder SUP vor der Frankfurter Skyline vermarkten könnte. Man muss es einfach mal ausprobieren und sich etwas trauen.”  

“Rechtzeitig neue Trends erkennen!”, meinte Uschi Schmitz. “Das ist eine wichtige Aufgabe für die Zukunft. In keinen der neuen Sportarten haben wir in Tokio eine Medaille gewonnen. Bei der Olympia-Analyse von Tokio haben wir realisiert, dass wir kreativ sein müssen, um erfolgreich sein zu können. 

Der nächste Kanutag soll im Frühjahr 2023 in München ausgerichtet durch den Bayerischen Kanu-Verband stattfinden. 

Jens Perlwitz – ein Mann aus der Mitte der Kanu-Familie 

Seit dem 20. November 2021 ist Jens Perlwitz Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes. Punkt 16 Uhr Leipziger Ortszeit trat der 73-jährige Rechtspfleger im Ruhestand die Nachfolge von Thomas Konietzko im höchsten Amt des Verbandes an und erklärte dabei schon, dass genau das Gegenteil von Ruhe nun auf ihn warte, aber ihn auch sehr freue. 

„Es ist mir eine riesengroße Ehre als Präsident den Deutschen Kanu-Verband führen zu dürfen“, so Perlwitz bei seiner Antrittsrede. „Wir werden uns den in den letzten Jahren gestiegenen Anforderungen an unseren Verband stellen müssen, sei es im Freizeit- oder im Wettkampfsport. Aber natürlich will ich nicht all die gut funktionierenden Dinge im DKV ändern. Von Thomas erben wir schließlich einen hervorragend organisierten Verband. Ich stehe dafür, dass wir die wunderbare Kultur des Miteinanders im Kanusport auch weiterhin pflegen und zu gemeinsamen Entscheidungen um die Zukunft des DKV und des Sports kommen. So will ich, auch wenn mich viele aus dem Leistungssport kennen, ein Präsident aus der Mitte sein. Ob Wettkampf oder Freizeit, egal welche Bootsart – was uns alle verbindet, ist die Liebe zum Paddeln.“ 

Bezeichnenderweise kommt Perlwitz aus Kassel – praktisch die Mitte der Nation. Für Perlwitz war es auch schon in der Vergangenheit immer selbstverständlich, aus persönlicher Freude zum Kanusport auch Verantwortung für andere und das Große und Ganze zu übernehmen. Sein Credo war stets, den Aufbruch zu wagen und Erreichtes zu sichern und weiterzuentwickeln. 

„Ich habe schon vor einiger Zeit gesagt, dass wir stets darauf achten müssen, nicht auf der Stelle zu treten, Zukunftsprozesse dürfen wir nicht an uns vorbeifahren lassen“, so Perlwitz. „Mein Blick zielt dabei immer auf die Gewinnung von Mitgliedern und Mitarbeitern im ehrenamtlichen Engagement und das in Zusammenarbeit mit unseren Landesverbänden und Vereinen. Wobei ich nicht aus den Augen verliere, dass wir hierzu auch eine Stärkung der Hauptamtlichkeit brauchen.“ 

Dabei kann sich Perlwitz auf eine Blickweise und einen langjährigen Erfahrungsschatz verlassen. Seine ehrenamtliche Laufbahn startete Perlwitz Mitte der 70-er Jahre, zunächst als Sportwart in der Kanuvereinigung Kassel. 1980 erwarb er die A-Lizenz als Trainer und konnte somit auch Nationalteams betreuen. Als Coach leitete er seitdem hunderte Jugendliche beim Kanusport an, von denen viele erfolgreich an nationalen und internationalen Wettkämpfen teilgenommen haben. Kassel ist eine Kanu-Talentschmiede geworden, aus der auch Olympiateilnehmerin Sarah Brüssler kommt. 

1991 betreute Perlwitz als Teamchef erstmals die deutschen Kanuten bei der WM in Bovec auf der Soca, damals noch Jugoslawien. Es folgten hochrangige Aufgaben in der nationalen und internationalen Verbandsarbeit, darunter 1997 die Berufung in die Wildwasserrennsport-Kommission der Internationalen Kanu-Föderation (ICF) sowie von 2006 bis 2016 der Vorsitz dieser Wildwasser-Kommission. Zwischen 2006 und 2014 war Perlwitz Präsident des Hessischen Kanu-Verbandes, von dem er nach seinem Ausscheiden zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde. Seit 2001 bis heute ist er Vize-Präsident im Deutschen Kanu-Verband für Leistungssport.  

Perlwitz ist der zehnte Präsident in der 100-jährigen Geschichte des Deutschen Kanu-Verbandes. Beim Kanutag in Leipzig 2021 wurde er zunächst für vier Jahre gewählt.  

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