Lange Zeit war Rost bei Autos dank der Verzinkung von Karosserien, Unterbodenschutz, Hohlraumversiegelung, Radhaus-Schalen aus Kunststoff und Abdichten von Nähten mit Kleb- oder Dichtstoffen fast kein Thema mehr. Seit die Hersteller am Rostschutz sparen und etwa zur Teilverzinkung übergangenen sind, ist Rost wieder ein Problem, wie Zahlen zeigen, die die Prüforganisation GTÜ exklusiv für auto motor und sport erhoben hat. Danach hatten von 6,66 Millionen Fahrzeugen, die seit 1.1.2020 bei GTÜ zur Hauptuntersuchung vorgeführt wurden, 441.000 Autos Rostprobleme. Das betraf vor allem Fahrzeuge, die älter als zehn Jahre alt waren. Bei diesen 3,46 Millionen älteren Autos hatten 435.000 Probleme mit Rost (fast 13 %), bei 357.000 lagen erhebliche Mängel vor. Die zehn am häufigsten betroffenen Fahrzeuge waren laut GTÜ Ford Transit, Lada 4×4, Seat Alhambra, Ford Galaxy und die Suzuki-Modelle Balena und Jimmy, von Daihatsu Curore, Charade und Mira, der Opel Vectra, der Subaru Legacy und der Ford Ka.

Doch die Rostprobleme dürften sich durch die wachsende Zahl von Elektroautos verstärken. Denn gerade der Leichtbau mit dem verstärkten Einsatz von Aluminium und Magnesium erhöht die Rostgefahr. „Diese stellen eine Herausforderung bezüglich der Korrosion dar, da sie nicht nur vor Eigenkorrosion geschützt werden müssen, sondern aufgrund ihres negativen Potenzials auch galvanische Korrosion verursachen können, sobald sie mit einem Material mit anderem Potenzial verbaut werden“, erklärt Marco Oehler, Technischer Leiter der GTÜ, in auto motor und sport. Dabei bleiben die Rostschäden lange Zeit unentdeckt. „Wenn ungünstige Materialpaarungen an versteckten Stellen, die schlechter vor Korrosion geschützt werden können, aufeinandertreffen, im täglichen Einsatz Feuchtigkeit eindringt und somit als Elektrolyt fungiert, entstehen Korrosionsstellen im Inneren, die erst später von außen sichtbar werden“, so Oehler.

Problematisch ist zum Beispiel, dass die Hersteller die Hohlräume zum Lärmschutz zum Teil mit Bauschaum ausfüllen. auto motor und sport ließ einen Tesla Model 3 mit nur 300 km Laufleistung beim Rostexperten Ralf Rößler untersuchen. Den Tesla plagten schon erste Roststellen. Rößler stellte fest, dass der Rahmen nur oberflächlich lackiert ist. Zudem ist die A-Säule komplett mit Bauschaum ausgefüllt. „Der wird sich mit Wasser vollsaugen. In sechs Monaten ist der braun, in sechs Jahren ein totaler Rostfall“, erwartet Rößler. Erster Rost war auch an den Koppelstangen zu sehen. „Der ganze vordere Träger rostet als Erstes, weil das Wasser nirgendwohin abfließen kann“, so Rößler.

Autofahrer sollten das Rostproblem nicht auf die leichte Schulter nehmen. „Rost hat Auswirkungen auf die Crash-Sicherheit eines Autos. Insbesondere dann, wenn tragende Strukturen angegriffen sind“, erklärt Maximilian Bauer, ADAC-Experte für Fahrzeugtechnik. „Das betrifft vor allem Schweller, die häufig am ehesten rosten und bei der Steifigkeit von Fahrgastzellen eine sehr große Rolle spielen.“

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