Mit einer neuen Reihe würdigt das EMAF das Schaffen ausgewählter Künstler:innen, deren filmische Arbeiten in der Medienkunst der Gegenwart wichtige Impulse setzen. „Artist in Focus“ soll auch Begegnungen mit Autor:innen und ihren Werken ermöglichen, die in der Bildenden Kunst international Beachtung finden, in der Festivalwelt bisher hingegen weniger präsent sind. Die Reihe wird eröffnet mit Beatriz Santiago Muñoz und Emily Wardill.

Erstmals in Deutschland zeigt die puerto-ricanische Künstlerin Beatriz Santiago Muñoz eine umfangreiche Auswahl ihrer filmischen Arbeiten, darunter auch ihr Langfilm-Debüt Oriana (2022). Ihre Arbeiten verbinden dokumentarische, fiktionale und performative Elemente, um die natürlichen und politischen Landschaften der Karibik, die Geschichte und Gegenwart antikolonialer Bewegungen und die ästhetische wie gesellschaftliche Sprengkraft feministischen Erzählens zu beleuchten.

Otros usos (Other Uses, 2014) ist auf der Insel Vieques entstanden, einem einstigen Stützpunkt der US-Streikräfte in Puerto Rico. Der Film zeigt und verbirgt, dokumentiert und fragmentiert diese Landschaft gleichermaßen – dank einer Seh-Apparatur, die die Künstlerin eigens für den Film entwickelt hat. La cueva negra (The Black Cave, 2012) kreist um die materielle und spirituelle Geschichte des „Paso del Indio“, wo archäologisch bedeutsame Spuren früher indigener Siedlungen gefunden wurden, die dann ein Schnellstraßenprojekt buchstäblich unter sich begraben hat. Zwei junge Männer bringen den Ort zum Sprechen. Oriana (2022) schließlich, inspiriert von Monique Wittigs experimentellem Roman Les Guerillères (1969), ist eine audiovisuelle Improvisation über Sinnlichkeit und Solidarität, über Körper im Fluss und Körper im Widerstand und die Möglichkeiten einer anderen Sprache. In seiner offenen Struktur lässt der Film die Prozesse des kollektiven Studierens und Experimentierens erkennen, die für Santiago Muñoz‘ Arbeitsweise zentral sind.

Emily Wardill, deren Film Night for Day 2021 mit dem EMAF-Medienkunstpreis ausgezeichnet wurde, kehrt mit vier Programmen zurück, die einen Überblick über ihre filmischen Arbeiten der letzten 15 Jahre gewähren. Ausgangspunkt für Wardills Filme sind oftmals historische Ereignisse oder Personen, um die sie sinnliche, psychologisch aufgeladene Erzählungen entwickelt. Dabei sind die Unbeständigkeit von Sprache und Bewusstsein, die Gespenster der Technologie und die Materialität von Erinnerung wiederkehrende Themen. Aus dem Nebeneinander von wissenschaftlicher Studie und absurdem Wortwitz, politischer Analyse und spielerischer Andeutung erzeugt Wardill Filme, die eine ebenso suggestive wie eigensinnige Sprache sprechen.

Emily Wardill

Inspiriert von mittelalterlichen Kirchenfenstern und ihrer Funktion als Kommunikationsmedien in einer weitgehend analphabetischen Gesellschaft inszeniert Sick Serena and Dregs and Wreck and Wreck (2007) in einem improvisiert wirkenden Set eine Geschichte um Begehren, Besitzen und Sein, die immer wieder spektakulär zersplittert. Wardills erster Langfilm Game Keepers without Game (2009) versetzt ein Stück Pedro Calderón de la Barcas in das London der Gegenwart. Vor strahlend weißem Hintergrund entfaltet sich die Geschichte eines Mädchens, das aus seinem Elternhaus verstoßen wurde, als eine Abfolge entfremdeter Begegnungen, isolierter Objekte und transgressiver Gesten. In I Gave My Love a Cherry that Had no Stone (2016) dient das Foyer des Museu Calouste Gulbenkian in Lissabon als Bühne für eine Choreografie, in der Körper, Raum und Kamera unmittelbar aufeinander bezogen sind. Im fließenden Wechsel zwischen einander Verfolgen, sich voreinander Verstecken und ineinander Verwandeln wird der menschliche Körper heimgesucht von seinen Doubles – und das Museum vom Gespenst seiner Zukunft.

Bios

Beatriz Santiago Muñoz (geb. 1972) lebt und arbeitet in San Juan, Puerto Rico. Zu ihren jüngsten Einzelausstellungen gehören Oriana, PIVO, São Paulo; 34. Biennale von São Paulo; MOMENTA Biennale de l’image, Montréal; Gosila, Der Tank, Basel. Ihre Werke befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen, u. a. im Museum of Modern Art, der Sammlung Kadist und im Guggenheim Museum. Sie war Stipendiatin von Creative Capital, erhielt ein USA Fellowship und wurde mit dem Herb Alpert Award in the Arts sowie dem Kunstpreis Artes Mundi ausgezeichnet, den sich 2021 alle sieben Finalist:innen teilten.

Emily Wardill (geb. 1977) lebt und arbeitet in Lissabon und Malmö. Wardill hatte Einzelausstellungen in der Secession, Wien, der Bergen Kunsthall, im Salzburger Kunstverein, der National Gallery of Denmark, Kopenhagen, im Badischen Kunstverein, Karlsruhe, in der Serpentine Gallery, London, bei De Appel, Amsterdam und im MIT List Visual Arts Center, Cambridge. Sie war außerdem beteiligt an den Biennalen von Sydney und Venedig sowie Gruppenausstellungen u.a. in der Tate Britain, London, der Tate Modern, London, im MUMOK, Wien, MOCA, Miami, in der Kunsthalle Basel, dem Württembergischen Kunstverein Stuttgart und dem ICA, London. Sie absolviert derzeit einen praxisbasierten PhD an der Kunstakademie Malmö.

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