Mit einer weiteren großen Opernproduktion wird am 20. März 2022 an der Prager Staatsoper das Projekt „Musica non grata“ fortgesetzt: Franz Schrekers „Der ferne Klang“ wird in der Inszenierung des jungen russischen Theater- und Opernregisseurs Timofey Kulyabin auf die Bühne gebracht, der gleich zwei Mal mit dem renommierten Regiepreis „Goldene Maske“ ausgezeichnet wurde und mit dieser Inszenierung am Nationaltheater debütieren wird. Die musikalische Leitung liegt beim Prager Musikdirektor Karl-Heinz Steffens. Den jungen Künstler Fritz verkörpert Aleš Briscein; in der Rolle seiner begabten Studentin und Geliebten Grete ist die international gefeierte russische Sopranistin Světlana Aksenova zu erleben. Chor und Orchester der Staatsoper erfüllen die opulente Partitur mit Leben. Weitere Aufführungen folgen am 26. und 29. März sowie am 3. und 10. April.

Inhalt der Oper ist der Konflikt zwischen realer und idealer Welt: Die Obsession des jungen Fritz, sein Lebensideal zu finden, führt zur Unfähigkeit, die wahre Schönheit des Lebens zu erkennen, und zum Scheitern seiner Liebe zu Grete. Von der Psychoananalyse Sigmund Freuds beeinflusst, schrieb Franz Schreker seine Libretti selbst und zeichnete schonungslose seelische Porträts seiner Opern-Protagonisten, die teilweise autobiographische Bezüge aufweisen. Diese psychologische Ebene macht für den Regisseur die Faszination von “Der ferne Klang” und den Leitfaden für seine Inszenierung aus. Kulyabin stellt besonders Grete als weibliche Künstlerpersönlichkeit in den Mittelpunkt, die Fritz an Talent und Kreativität sogar noch übertrifft und doch am Ende scheitert. Der Regisseur, der für seine ebenso konsequenten wie originellen Konzepte bekannt ist, verlegt die Geschichte in eine moderne europäische Metropole und macht sie zu einer universellen Betrachtung über die Natur und die Erfordernisse besonderer Talente.

Franz Schreker begann die Komposition „Der Ferne Klang“ bereits in den Jahren 1902–1903, unterbrach die Arbeit jedoch zunächst wieder. Erst 1909 knüpfte er an sein Frühwerk an und vollendete die Oper in unglaublichen vier Wochen. Weitere drei Jahre sollte es dann dauern, bis „Der ferne Klang“ den Weg auf die Opernbühne fand.  Am 18. August 1912 wurde „Der ferne Klang“ in Frankfurt am Main uraufgeführt in einem Haus, das für Schreker eine besondere Bedeutung hatte: Viele Uraufführungen seiner Werke fanden dort statt, weil der Dirigent Ludwig Rottenberg sich besonders für seine Werke einsetzte.

Der beispiellose Erfolg stellte den Sohn eines jüdischen Fotografen aus Böhmen und einer steirischen adeligen Katholikin an die Spitze der musikalischen Avantgarde. Um die Erstaufführung in der damals jungen Tschechoslowakischen Republik hat sich der Opernchef des Neuen deutschen Theaters, Alexander Zemlinsky, verdient gemacht. In seiner Einstudierung fand die Premiere am 20. Mai 1920 statt. Als Schreker jedoch in den 1930er-Jahren vom nationalsozialistischen Regime zu den „unerwünschten Komponisten“ gezählt wurde, verschwand seine Musik für viele Jahrzehnte von den Konzertbühnen und aus den Opernhäusern.

2020 startete der auf vier Jahre angelegte Zyklus „Musica non grata“ in Prag, der an die reiche Prager Musiktradition vor 1938 anknüpft. Mit Unterstützung der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Prag finden zahlreiche Opernproduktionen, Sinfonie- und Kammermusikkonzerte mit Werken von Komponisten tschechisch-jüdisch-deutscher Herkunft statt, die eine besondere Beziehung zu Prag und Tschechien hatten. Im August 2021 führte die Terezín Summer School Studierende aus Tschechien und Deutschland in Konzerten und Workshops zum Themenkomplex der „Entarteten Musik“ im ehemaligen Konzentrationslager Theresienstadt zusammen. Anfang Oktober feierte man in einem Mikrofestival den 150. Geburtstag von Alexander Zemlinsky mit der Uraufführung des Opernfragmentes „Malva“. Zemlinsky war von 1911 bis 1927 Musikdirektor an der Prager Oper /  Neues deutsches Theater und machte das Haus zu einem der weltweit führenden Opernhäuser für die damalige zeitgenössische Musik.  „Musica non grata” hatte die Ehre, am 27. Januar 2022 die musikalische Umrahmung für die Gedenkstunde am „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ im Deutschen Bundestag gestalten zu dürfen. Die Veranstaltung wurde live im Fernsehen übertragen.

Aus aktuellem Anlass gibt das Produktionsteam von "Der ferne Klang“ um den Regisseur Timofey Kulyabin eine Stellungnahme zur russischen Militäroperation gegen die Ukraine ab:

Liebe Freunde, liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir sind schockiert und erschüttert von den Nachrichten über die Militäroperation in der Ukraine, die Russland initiiert hat! Da ich in diesen Tagen in Prag bin, sind mir die katastrophalen und langfristigen Folgen, die solche Aktionen unseres Landes in der Vergangenheit verursacht haben, besonders bewusst. Ich unterstütze diese Entscheidung unserer Regierung nicht und bin gegen Krieg in jeder Form. Gewalt und Aggression können in der heutigen Welt politische Konflikte nur verschärfen. Ich spreche allen Opfern der Kriegshandlungen mein tiefes Mitgefühl aus und fordere die russischen Verantwortlichen auf, die Situation wieder in den Bereich der diplomatischen Verhandlungen zu bringen.

„Der ferne Klang“-Team: Timofey Kulyabin, Ilya Kukharenko, Oleg Golovko, Vlada Pomirkovanaya, Taras Mikhalevsky, Daria Rositskaia

Weitere Aufführungen von „Musica non grata“ Anfang 2022 galten am 17. und 19. Februar der Oper „Verlobung im Traum“ von Hans Krása in osttschechischen Ostrava und am 23. April erlebt Miecysław Weinbergs 21. Symphonie „Kaddish“ ihre tschechische Premiere. Für den 12. Juni ist die Premiere von Erwin Schulhoffs „Plameny“ („Flammen“) in der Inszenierung von Calixto Bieito geplant.

Weitere Informationen zum Projekt „Musica non grata“ finden Sie auf: www.musicanongrata.com und www.narodni-divadlo.cz/en

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