Die Deutsche Stiftung Meeresschutz, BandaSEA (Bonn) und die indonesische Meeresschutzorganisation Luminocean erproben in der indonesischen Bandasee ein neuartiges und einfaches Verfahren, um geschädigte Korallenriffe zu restaurieren. Durchgeführt wird das Projekt von Rifaldi Kadir, einem indonesischen Studenten der Hatta-Sjahrir Fisheries School Banda Islands.

Erfolgreiche Korallenriffrestauration wird zur Überlebensfrage für zahlreiche Riffe

Der Wiederherstellung von Korallenriffen (Korallenrestauration) hat angesichts des von Klimawandel und Meeresverschmutzung befeuerten globalen Korallensterbens immer größere Bedeutung. Im Sommer 2019/20 wurde das Great Barrier Reef vor Australien von der dritten Hitzewelle innerhalb von fünf Jahren getroffen. Es folgte eine massive Korallenbleiche. Erstmals starben dabei Korallen in allen drei Teilbereichen des Riffsystems. Diesmal auch im bislang weitgehend intakt gebliebenen kühleren südlichen Teil des Barriereriffs. Niemals zuvor starben so viele Korallen im Great Barrier Reef.

Korallenriffrestauration – einfach gemacht, einfach nachzumachen

In Indonesien kommt die Methode der direkten Ansiedlung von Korallenlarven mit einfachen Mitteln zum Einsatz. Alle Materialien, die dazu benötigt werden, sind vor Ort leicht zu beschaffen. Manches davon überrascht, denn Rifaldi Kadir verwendet unter anderem Haushaltstrichter, gebrauchte PET-Flaschen, Zip-Lock-Druckverschlussbeutel, Fischernetze und Fischereiblei.

Die Korallenlaiche (engl. spawning) ereignet sich in ganz bestimmten Monaten, immer nach Vollmonden. Aus Trichtern und PET-Flaschen bauen der indonesische Student und seine Helfer einfache Fallen, die über Korallen festgebunden werden. Darin sammeln sich beim spawning dann Eier und Spermien. Dabei wird keine Spenderkoralle beschädigt (nicht invasiv). Nach einer kurzen Vermehrungsphase an Land werden die dann etwa 4 Tage alten Korallenlarven über ausgebleichten Riffabschnitten ausgebracht.

Das Wachstum der Korallen in den restaurierten Riffabschnitten wird nach Abschluss des Projekts von Rifaldi Kadir regelmäßig alle 6 Monate von Tauchern von Luminocean kontrolliert und dokumentiert.

Korallensterben in der Bandasee

Korallenriffe in der Bandasee, dem tiefsten Meer Indonesiens, gehören mit mehr als 397 Hartkorallenarten und geschätzten 695 Arten von Rifffischen auf einer relativ kleinen Rifffläche zu den Gebieten mit der höchsten Artendichte im Indopazifik. Dank ihrer Abgeschiedenheit waren bis 2020 viele Riffe noch in relativ gutem Zustand.

Doch die Hitzewelle 2019/2020 richtete auch hier erhebliche Verwüstungen an. Insbesondere traf es hier bislang bei früheren Hitzewellen unbeschädigt gebliebene Riffstrukturen vor der Insel Hatta.

Bei Hatta gibt es kaum lokale riffschädigende Einflüsse wie Fischerei und Meeresverschmutzung. Damit sind diese ausgebleichten Riffe der ideale Standort für das neue Korallenrestaurationsprojekt.

Langzeiteffekte für eigenständige Korallenrestauration in Indonesien

Das neue Restaurationsprojekt ist nicht invasiv und eng geknüpft an Gesichtspunkte der Nachhaltigkeit. Ziel ist die Entwicklung eines Best-Practice-Leitfadens für leicht und kostengünstig umzusetzende Korallenrestaurationen mit größtmöglichem Biodiversitätswiederherstellung in ausgebleichten Riffen.

Anhand dieses Leitfadens sollen dann lokale Naturschutz- oder Tauchinitiativen von Studenten auch auf abgelegenen indonesischen Inseln arbeiten und selbstständig geschädigte Korallenriffe wiederherstellen.

„Rifaldi Kadir und seine Mitstreiter sind Vorbilder. Engagierte, junge Menschen aus Indonesien, die die Dinge selber in die Hände nehmen, die nicht länger zusehen wollen, wie die natürliche marine Artenvielfalt ihres Landes zerstört wird und sie wiederaufbauen wollen. Es fehlt ihnen lediglich Know-how und Unterstützung. Letzteres kommt von uns und unseren Partnern, alles andere schaffen sie dann selber“, meint der Biologe Ulrich Karlowski von der Deutschen Stiftung Meeresschutz.

Methoden der Korallenrestauration: Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht

Eine wissenschaftliche Analyse zu Ausmaß, Umfang und Methoden von 50 Korallenrestaurationsprojekten zeigte, dass lediglich 6 % wissenschaftlich begleitet wurden.

Im Vordergrund stand meist die Schaffung einer touristischen Attraktion. Hierbei wurde immer wieder mehr Schaden angerichtet, als dass es den geschädigten Riffen wirklich nutzte. So wurden Korallenstücke zum „Verpflanzen“ durch Abbrechen von Korallen aus intakten Riffen verwendet. Eine Analyse, warum das Empfängerriff leidet, fand oft auch nicht statt. Somit entließ man die abgebrochenen Korallen in Umweltsituationen, mit denen sie nicht zurechtkommen konnten.

Außerdem reduziert das direkte Verpflanzen abgebrochener Korallenstücke die genetische Vielfalt im Empfängerriff, da nur bestimmte Arten für diese Methode verwendet werden können.

Ansiedlung von Korallenlarven

2014 fanden erstmals Versuche statt, die Wiederansiedlung von Korallenlarven für die Riffwiederherstellung zu nutzen. Erste positive Ergebnisse erzielte man damit auf den Philippinen.

Im Vergleich zu „konventionellen“ Transplantationsprojekten wird eine größere genetische Vielfalt im Empfängerriff erreicht. Denn die Methode lässt sich bei allen Wachstumsformen von Spenderkorallen anwenden. Zudem sind viel weniger Arbeitsstunden und damit Taucheinsätze für Pflege und Kontrolle notwendig.

Hinzu kommt, dass keine künstlichen Substrate wie Zement oder Eisen in die Meeresumwelt ausgebracht werden. Die Zementindustrie ist einer der größten Verursacher des Klimawandels und der damit verbundenen Korallenbleiche.

Weiterhin ist die direkte Ansiedlung von Korallenlarven kosteneffizient, wenn man auf wiederverwendbare Materialien achtet.

Herausforderungen bei der Ansiedlung von Korallenlarven

Die größten Herausforderungen dieser Technik sind das Wissen über die Laichzeiten sowie Kenntnisse zur Entwicklung und Aufzucht von Korallenlarven. Sind diese Voraussetzungen gegeben, hat das direkte Ansiedeln von Korallenlarven großes Potenzial für eine erfolgreiche und nachhaltige Restauration geschädigter Riffe.

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