Des einen Freund, des anderen Leid. Dieser Spruch bringt die Konflikte rund um den Motorradverkehr im Feldberggebiet auf den Punkt. Unter Motorradfahrer*innen ist der Große Feldberg ein beliebtes Ausflugsziel. Kurvenreiche Straßen, bewegte Topographie und schöne Landschaften laden aber nicht nur zu entspannten Genussfahrten ein, sondern locken auch unerwünschte Gäste an: Überambitionierte Fahrer*innen, die mit hochgetunten Maschinen deutlich über den zugelassenen Geschwindigkeiten unterwegs sind und gerne mal akustisch zeigen, wozu diese Maschinen in der Lage sind. Und hier beginnt der Ärger. Anwohner*innen und Naturliebhaber*innen, die den Taunus in der Regel für die Ruhe und den Erholungswert schätzen, fühlen sich durch den Lärm gestört. Besonders die Lärmspitzen durch Hochziehen der Motoren stellen eine Belastung dar. Hinzu kommen erhöhte Unfallzahlen mit auffällig häufiger Beteiligung von Motorradfahrer*innen.
Im Jahr 2019 wurde bereits eine Versuchssperrung der Feldbergzufahrten im Frühjahr und Herbst für jeweils 9 Tage durchgeführt. Mit diesem Verkehrsversuch wurde getestet, ob und in welchem Rahmen die Belastungen und Auswirkungen der Motorradverkehre im Feldberggebiet durch einzelne Streckensperrungen reduziert werden können. Der Versuch wurde durch den TÜV Hessen mit Geräuschmessungen begleitet. Eine Auswertung wurde durch die ivm GmbH (Integriertes Verkehrs- und Mobilitätsmanagement Rhein-Main) durchgeführt. Ende des vergangenen Jahres haben Erster Kreisbeigeordneter Thorsten Schorr und Heike Mühlhans, Geschäftsführerin der ivm GmbH, gemeinsam mit den beteiligten Kommunen und weiteren Akteuren die Auswertung zum Verkehrsversuch „Motorradsperrung am Feldberg“ mitsamt Maßnahmenvorschlägen den Interessenvertretungen der Anwohner*innen und der Motorradfahrer*innen vorgestellt.
Um dem Problem zu begegnen und dem Ruhebedürfnis der Anwohner*innen und Erholungssuchenden im Feldberggebiet Rechnung zu tragen, werden in diesem Jahr auf Empfehlung der ivm GmbH sogenannte „Lärmpausen“ am jeweils zweiten Wochenende der Monate April bis Oktober eingeführt. Konkret werden an den Wochenenden 09.-10. April, 07.-08. Mai, 11.-12. Juni, 09.-10. Juli, 13.-14. August, 10.-11. September und 08.-09. Oktober die Landstraßen
- L 3004 zwischen Ortsschild Oberursel (Taunus) bis Schmitten im Taunus „Sandplacken“,
- L 3004 ab Ortsschild Schmitten im Taunus „Arnoldshain“ bis „Hegewiese“,
- L 3004 zwischen Schmitten im Taunus „Hegewiese“ und „Sandplacken“ (mit dem Zusatz Anlieger frei bis „Hegewiese“) und die
- L 3024 ab „Sandplacken“ bis „Sprungbrett“
gesperrt.
Der Sandplacken und der Abschnitt der L 3004 zwischen Schmitten im Taunus „Hegewiese“ und „Sandplacken“ ist für Anlieger*innen mit Motorrad über die L 3276 – Siegfriedstraße – anfahrbar. Das Feldbergplateau bleibt auch während der Sperrungen für alle Verkehrsteilnehmer*innen erreichbar.
Die Maßnahme wird als Verkehrsversuch durchgeführt und durch eine systematische Erhebung von Verkehrsdaten in Form von sogenannten Querschnittszählungen begleitet. Dabei werden an neun Standorten im Feldberggebiet die vorbeifahrenden Fahrzeuge erfasst und klassifiziert. Im Anschluss werden die Daten ausgewertet und für standardisierte Lärmschutzberechnungen verwendet. Die Berechnungen sind notwendig um über dauerhafte Streckensperrungen entscheiden zu können. Darüber hinaus wird das Unfallgeschehen beobachtet.
In den letzten Jahren wurde bereits eine Reihe von unterschiedlichen Maßnahmen erfolgreich umgesetzt. Höchste Priorität hatte dabei immer die Verkehrssicherheit. Unter anderem wurden die Leitplanken in gefährlichen Kurven mit einem Unfallschutz ausgestattet, Straßenbeläge erneuert, Rüttelstreifen angebracht, Geschwindigkeiten begrenzt und intensive Verkehrskontrollen durchgeführt. Weitere Ideen wurden und werden geprüft.
Erster Kreisbeigeordneter und Verkehrsdezernent Thorsten Schorr sieht in den Lärmpausen einen guten Kompromiss: „Mit dem anstehenden Verkehrsversuch sind wir bemüht, allen Interessengruppen gerecht zu werden. Die Motorradfahrer und Motorradfahrerinnen können weiterhin zu jeder Zeit alle relevanten Ziele erreichen, lediglich auf alternativen Strecken. Damit wird den Anwohnerinnen und Anwohnern, die zum Teil stark unter den Lärmemissionen leiden, an einem Wochenende pro Monat eine Ruhepause ermöglicht. Die unterschiedlichen Interessenlagen beider Gruppen werden auch in Zukunft schwer vereinbar sein, mit ein wenig Verständnis und gegenseitiger Rücksichtnahme lassen sich die Konflikte zumindest entschärfen.“
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