Parks, Baumalleen und grüne Plätze machen viele Städte lebenswert. Dabei geht es nicht darum, wie viele Grünflächen eine Stadt zu bieten hat, sondern auch darum, wie lange Einwohner zum nächsten Park brauchen. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat erstmals ermittelt, in welcher deutschen Metropole Grünflächen am besten erreichbar sind.

Steht die Lieblingsparkbank nur eine Straßenecke weiter, steigert das die Lebensqualität für viele Stadtbewohner. Bisher wurde in Studien jedoch meistens betrachtet, wie viele Grünflächen es in einer Stadt gibt – und nicht, wie schnell diese erreichbar sind. Wissenschaftler der IW Consult, einer Tochterfirma des IW, haben nun erstmals einen Index entwickelt, der zeigt, wo die Menschen am schnellsten im Grünen sind (Work-Life-Green-Balance). Verglichen werden die acht großen deutschen Metropolregionen. Betrachtet wird jeweils, wie lange Bewohner mit dem Fahrrad von ihrem Wohnort (Life-Green) und von ihrem Arbeitsort (Work-Green) zur nächsten Grünfläche unterwegs sind.

Grün, grüner, Ruhrgebiet

Im Life-Green-Ranking hat Hamburg die Nase vorn. Mit dem Fahrrad erreichen hier 80 Prozent in weniger als drei Minuten die nächste Grünanlage, ein Fünftel der Bewohner benötigt sogar nur eine halbe Minute. Dahinter folgen die Metropole Ruhr und die Region Rhein-Main um Frankfurt auf den Plätzen zwei und drei. Besonders schlecht schneidet die Region Rhein-Neckar ab, hier dauert der Weg für 80 Prozent der Bevölkerung mehr als 3,5 Minuten.

Beim Work-Green-Index schneidet die Hamburger Metropolregion mit Platz sieben allerdings deutlich schlechter ab: Vom Arbeitsplatz aus brauchen 80 Prozent der Menschen rund vier Minuten ins Grüne. Erstplatziert ist hier die Metropole Frankfurt/Rhein-Main mit nur etwas mehr als drei Minuten, gefolgt vom Ruhrgebiet und der Region Rhein-Neckar. Den letzten Platz im Work-Green-Vergleich belegt die Metropolregion Berlin-Brandenburg. Gerade die Großstadt Berlin ist dicht bebaut, sodass die durchschnittliche Fahrtzeit hier oft mehr als 6 Minuten beträgt.

Da Berlin monozentrisch aufgebaut ist, sind Grünflächen eher an den Stadträndern gut zu erreichen. Gleichmäßiger verteilt sind die Grünanlagen beispielsweise in der Metropole Ruhr: Hier gibt es mehrere Zentren, die nicht so stark bebaut sind. So bleibt Platz für Grünflächen – ein Grund, weshalb das Ruhrgebiet in beiden Vergleichen den zweiten Platz belegt und damit im Durchschnitt am besten abschneidet.

Standortfaktor für qualifizierte Fachkräfte

Da heutzutage der Großteil der Weltbevölkerung in Städten wohnt, sind Grünflächen von strategischer Bedeutung für die heutige Städteplanung, sagt Hanno Kempermann, Leiter der Studie und Geschäftsführer von IW Consult. „Wie schnell Grünflächen erreichbar sind, ist ein sehr wichtiger Standortfaktor im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte.“ Ballungszentren sollten sich daher schon aus wirtschaftlichen Gründen um ein grünes Image bemühen.

Die Studie basiert auf Geo-Datensätzen zu Landbedeckung und -nutzung sowie auf Datensätzen zu Unternehmensstandorten und Beschäftigtenzahlen. Die durchschnittlichen Wegzeiten (Hinweg) wurden mithilfe von OpenStreetMap berechnet. Auftraggeber der Studie ist der Regionalverband Ruhr (RVR). 

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