Der Krieg in der Ukraine trifft die deutsche Wirtschaft hart. „Es gibt fast kein Unternehmen, das nicht davon berührt ist“, sagte Gundula Ullah, Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), am Dienstag in Eschborn bei der Präsentation der BME-Umfrage „Der Einkauf im ‚JETZT‘ – Krisenmanager, Versorgungsgestalter, Zukunftsmacher“.

„Den aktuellen Ergebnissen zufolge erwarten 98 Prozent der befragten Firmen negative wirtschaftliche Auswirkungen auf ihre Geschäfte. Mehr als ein Viertel von ihnen sieht die eigene Entwicklung sogar als kritisch an. In den Unternehmen steht insbesondere der Einkauf vor großen Herausforderungen“, fügte BME-Hauptgeschäftsführerin Dr. Helena Melnikov hinzu. So seien dort fast 50 Prozent der Rohstoff- und Energieversorgung sowie über 20 Prozent der Logistik und Produktion von den Auswirkungen des Ukraine-Krieges negativ betroffen. Über zwei Drittel der Befragten spürten einen wachsenden Druck auf ihre Lieferketten; einige Firmen davon berichteten bereits von massiven Beeinträchtigungen.

81 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass sie die westlichen Sanktionen gegen Russland direkt spüren. „Das Geschehen in der Ukraine führt zu einem Exodus deutscher Unternehmen in Russland. Nur sieben Prozent der teilnehmenden Unternehmen sehen Russland als Beschaffungsmarkt. Als Absatzmarkt ist es für 21 Prozent noch von Bedeutung“, erläuterte Frau Ullah.

„Die Unsicherheit bezüglich der künftigen Energieversorgung und der hohe, sich weiter verschärfende Inflationsdruck trüben die Aussichten der deutschen Wirtschaft stark ein. Zudem hängt das drohende Erdgasembargo wie ein Damoklesschwert über ihr“, betonte Frau Ullah. Die daraus entstehenden Folgen seien unabsehbar. Über 75 Prozent der vom BME befragten Unternehmen erwarten in diesem Fall Produktionsstillstände bei sich oder ihren Zulieferern. Hier sei das fein austarierte System der arbeitsteiligen deutschen Wirtschaft in ernsthafter Gefahr.

Der Einkauf trage eine große Last, insbesondere in Bezug auf die Energieversorgung. Hier seien Alternativen und kurzfristige Lösungsmöglichkeiten sehr begrenzt. Diese Situation verstärke allerdings ein Umdenken in Bezug auf alternative Energien bei den Unternehmen und könne einen Schub für den klimaneutralen Umbau weg von fossilen Energieträgern bedeuten.

Der militärische Konflikt verschärft auch den Mangel an Rohstoffen und Produktionsmaterialien. 70 Prozent der Unternehmen haben aktuell Schwierigkeiten, die bisher in der Region beschafften Waren und Rohstoffe durch Lieferungen von anderen Märkten zu ersetzen. Bei den benötigten Waren fehle es zurzeit vor allem an Stahl- und Stahlprodukten, Energie, Logistikleistungen sowie Lebensmitteln und Agrarrohstoffen.

Die BME-Bundesvorstandsvorsitzende nannte weitere aufschlussreiche Umfrage-Ergebnisse. So befeuerten Preiserhöhungen auf breiter Front und wachsender Wettbewerb um immer knappere Ressourcen die bereits durch die Corona-Pandemie angespannte wirtschaftliche Lage.

Laut aktueller BME-Umfrage rücken regionale Beschaffungsmärkte nach Jahrzehnten der Globalisierung als ernsthafte Alternativen in den Fokus. Bei der Suche nach Ersatzlieferanten richten viele der befragten Unternehmen ihr Augenmerk nun verstärkt auf den EU-Binnenmarkt. An zweiter Stelle steht Deutschland. Auf den nächsten Plätzen folgen Mittel-, Ost- und Südosteuropa sowie die Türkei.

„Allein der hohe Grad an Unsicherheit über die weitere Entwicklung macht klar, dass sich die deutschen Unternehmen auch für extreme Ereignisse wie ein Energieembargo vorbereiten müssen. Dem Einkauf als Hüter der externen Wertschöpfungskette kommt damit eine zentrale und wichtige Aufgabe im Rahmen des Business Continuity Managements zu. “, sagte Frau Ullah abschließend.

Steckbrief zur BME-Umfrage Der Einkauf im „JETZT“ – Krisenmanager| Versorgungsgestalter | Zukunftsmacher:

Umfrage-Zeitraum: 9. bis 15. April 2022

Teilnehmende: 96 Einkäufer:innen unter anderem aus den Bereichen Maschinenbau, Energie, Automotive, Chemie und Pharma.

Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:

BME Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V.
Frankfurter Straße 27
65760 Eschborn
Telefon: +49 (6196) 5828-0
Telefax: +49 (6196) 5828-199
http://www.bme.de

Ansprechpartner:
Frank Rösch
Leiter Öffentlichkeitsarbeit/PR
Telefon: +49 (6196) 5828-155
Fax: +49 (69) 30838-189
E-Mail: frank.roesch@bme.de
Joachim Lorenz
Presse
Telefon: +49 (69) 30838-130
Fax: +49 (69) 30838-189
E-Mail: joachim.lorenz@bme.de
Für die oben stehende Pressemitteilung ist allein der jeweils angegebene Herausgeber (siehe Firmenkontakt oben) verantwortlich. Dieser ist in der Regel auch Urheber des Pressetextes, sowie der angehängten Bild-, Ton-, Video-, Medien- und Informationsmaterialien. Die United News Network GmbH übernimmt keine Haftung für die Korrektheit oder Vollständigkeit der dargestellten Meldung. Auch bei Übertragungsfehlern oder anderen Störungen haftet sie nur im Fall von Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit. Die Nutzung von hier archivierten Informationen zur Eigeninformation und redaktionellen Weiterverarbeitung ist in der Regel kostenfrei. Bitte klären Sie vor einer Weiterverwendung urheberrechtliche Fragen mit dem angegebenen Herausgeber. Eine systematische Speicherung dieser Daten sowie die Verwendung auch von Teilen dieses Datenbankwerks sind nur mit schriftlicher Genehmigung durch die United News Network GmbH gestattet.

counterpixel