Karl-Heinrich Renker aus Stockhausen ist Nebenerwerbslandwirt. Gemeinsam mit seinen Eltern Beate und Armin sowie seinem Bruder Axel bewirtschaftet er einen Bioland-Betrieb, der 2017 den Umstellungsprozess von konventioneller auf biologische Bewirtschaftung begonnen hat. 60 Köpfe hat die Fleckviehherde, 20 davon sind Mutterkühe, der Rest Nachzucht. Neben dem Grünland für das Futter, und der Herdbuch-Zucht, ist der Ackerbau ein weiteres Standbein des Betriebs. Relativ neu ist die biologische Arbeitsweise. Ein Weg mit Höhen und Tiefen, auf den Renker beim Vor-Ort-Termin mit Mario Hanisch, Projektkoordinator Ökomodell-Region Vogelsberg, zurückblickt.

Seit Generationen bewirtschaftet die Familie den Hof. Jahrzehnte, die sich in eingespielten Arbeitsabläufen widerspiegeln. Die Umstellung auf Biolandwirtschaft rüttelt daran – und stellt einiges in Frage. „Anfangs gab es viel Angst vor der Entscheidung. Immer wieder wurde das Thema diskutiert und in Gedanken durchgespielt“, erzählt Renker. Irgendwann hätten sie dann der Schritt zur Umstellungsberatung beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) gewagt. Nach dem ersten Kontakt mit Thomas Schindler im November 2016, intensiver Beratung und unzähligen schlaflosen Nächten seien die Umstellung und Zertifizierung dann im Juli 2017 abgeschlossen gewesen. Die Umstellungsphase, die für die Ackerflächen drei, und für den Viehbestand zwei Jahre dauert, begann.

In zweifacher Hinsicht bedeutet das Umbaumaßnahmen für Familie Renker: Zum einen habe man Stallungen umgebaut, in neue Maschinen investiert, ein Stück weit „war das aber auch ein innerlicher Schritt“, sagt Renker. Zukunftssicher aufstellen wolle man den Betrieb, und den Generationenwechsel damit anstoßen. „Natürlich war es auch eine finanzielle Entscheidung“, führt der Landwirt aus. Denn es sei auch eine Form der Wertschätzung, die Tag für Tag geleistete Arbeit angemessen entlohnt zu bekommen. Trotzdem macht er mit Blick auf Klima und Umwelt klar: „Es ist ein großer Schritt. Aber man sieht, dass da draußen etwas passiert. Das kann so nicht weitergehen. Eine ‚Umstellung nur mit dem Taschenrechner‘ war es sicher nicht“, sagt der Nebenerwerbslandwirt. „Es ging auch darum, die Verantwortung in die Hände der nächsten Generation legen. Anders wäre es auch nicht gegangen. Natürlich ist es schwergefallen, die Art und Weise, wie man jahrzehntelang gearbeitet hat, umzustellen. Aber anders hätte es nicht funktioniert“, sagt Vater Armin Renker, der vor etwa dreißig Jahren den Betrieb übernommen hat. Es sei gut, dass es Anlauf- und Beratungsstellen gebe, denn gerade die Umstellungsphase sei von vielen neuen Herausforderungen geprägt. „Die Arbeitszeit ist noch da, auch wenn es hier und da flexibler ist. Unterm Strich verbringen wir für die Dokumentation viele Stunden im Büro. Und die Zeit auf dem Schlepper ist mehr geworden“, sagt Renker. Einerseits seien Arbeitsspitzen flacher geworden, gleichzeitig sei aber auch der Bio-Ackerbau aufwendiger. Die Fruchtfolge müsse erst ihre Wirkung entfalten. In dieser Phase gehe der Ertrag zurück, und die Beikrautbekämpfung sei zwar wirkungsvoll, allerdings durch den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel aufwendiger als im konventionellen Anbau. „Und die Äcker sehen natürlich anders aus, als früher. Und nach etwa fünf Jahren ziehen die Erträge auch wieder an, obwohl auch wir Lehrgeld bezahlt haben“, ergänzt Renker. Auf der Haben-Seite: weniger Kostenpunkte, weil keine Dünge- und Spritzmittel mehr auf der Einkaufsliste stehen. Und ein breiter aufgestellter Betrieb: statt wie bisher vier Ackerkulturen, sind es nun sieben. Das minimiert das Anbaurisiko des Betriebes und verbessert langfristig die Bodenfruchtbarkeit auf den insgesamt 60 Hektar Grün- und Ackerland. Trotzdem sei ein genauer Blick auch auf die Zahlen wichtig – und dabei können die Beratungsgespräche helfen.

Dass ein gewisser Trend zu beobachten ist, unterstreicht Mario Hanisch: „Die Anfragen bei Beratungsangeboten sind weiterhin hoch. Auch die Nachfrage der Verbraucher nach Bio-Produkten ist in den vergangenen Jahren konstant gestiegen. Und regionale Vermarktungs- und Lieferketten rücken immer mehr in den Fokus.“ Auch Rückschläge, die es ohne Zweifel geben kann, können mit Beratung gemeistert werden. „Die Beratungsstellen, wie LLH, Landwirtschaftsämter oder Anbauverbände kennen die Probleme – und nötige Tipps sowie entsprechende Förderprogramme wie die neue Umstellungsförderung des Landes Hessen“, sagt Hanisch. Wichtig seien persönliche Kontakte – um Wissen zu teilen und eventuell auch neue Wege der Vermarktung zu finden. „Für die Betriebe kann es sich auszahlen, schon vor der Umstellung mögliche Abnehmer zu suchen. Zum Beispiel über das Projekt der Ökomodell-Region ‚Hessisches Bio-Weiderind‘, mit dem Bio-Betrieben aus Hessen eine langfristige und lukrative Vermarktungschance geboten wird“, ergänzt der Projektkoordinator der Ökomodell-Region.

Karl-Heinrich Renker ist sich sicher: „Wer ein guter konventioneller Landwirt ist, wird auch ein guter Bio-Bauer.“ Man müsse natürlich Geld in die Hand nehmen, aber schon vor der Umstellung könne man die richtigen Weichen stellen. „Wir haben zum Beispiel einen Teil vom Stall schon vorher nach den Bio-Richtlinien umgebaut“, sagt Renker. Die Pflanzenschutzspritze ist schon seit Jahren verkauft – Karl-Heinrich ist angekommen im Bio-Landbau. Würde er sich wieder so entscheiden? „Sofort. Ich würde es immer wieder so machen“, sagt er überzeugt.

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