„Die Therapie in der Druckkammer hat mich weit nach vorne gebracht. Endlich kann ich an mein altes Leben vor der Corona-Erkrankung anknüpfen“, sagt Marie Pollmann. An die Zeit nach ihrer Covid 19-Infektion im Dezember 2020 erinnert sie sich nur ungern: „Mein Körper war außer sich und hat verrückt gespielt. Ich war völlig kraftlos und konnte keine Treppen steigen. Übelkeit mit Erbrechen, Schwindel, auch Kopf- und Gliederschmerzen waren meine ständigen Begleiter. Es wurde auch Monate nach der Infektion nicht besser. Kein Arzt konnte mir helfen. Ich fühlte mich mit meinem Problem oft nicht ernst genommen und sehr allein gelassen“, sagt die 32-Jährige, die als Fußballspielerin im Jahr 2008 U19-Europameisterin und mit dem U20-Nationalteam WM-Dritter wurde. „Mein Akku blieb leer. Ich konnte mir nichts mehr merken und mich kaum konzentrieren“, beschreibt Marie Pollmann ihre damalige Situation. Erst die Therapie mit hyperbarem Sauerstoff in der Druckkammer im Bergmannsheil Buer war der Wendepunkt.

Auch Orietta Rohmann ist „auf einem guten Weg in ein selbstbestimmtes Leben“ seit sie in der Druckkammer behandelt wird. Die 52-Jährige erkrankte im Januar 2021. „Es ging mir in der akuten Phase sehr schlecht. Ich hatte Luftnot, konnte kaum sprechen.“ Auch sie zählt zu den Long Covid-Patientinnen, die massiv unter kognitiven Störungen und großer Kraftlosigkeit leiden.

„Neurologische Störungen wie chronische Erschöpfung und Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Gedächtnisprobleme sind typische Symptome von Long Covid“, sagt Dr. Michael Kraus, medizinischer Leiter des Hyperbaren Sauerstoffzentrums am Bergmannsheil Buer. „In der Druckkammer werden die Long Covid-Patienten täglich in der Druckkammer über eine Atemmaske mit hochkonzentriertem Sauerstoff versorgt, dadurch wird der Zellstoffwechsel insbesondere im Gehirn und die Durchblutung des Gewebes angeregt. Diese Tauchfahren, wie wir sie nennen, dauern gut zweieinhalb Stunden. In der Regel sind 20, manchmal auch 30 Termine notwendig, um die schweren Beschwerden zu verbessern. Die Therapiechancen sind bei jedem Patienten neu zu bewerten“, so Dr. Kraus.

Für seine beiden Long Covid-Patientinnen, Marie Pollmann und Oriette Rohmann, haben sich die Hoffnungen bewahrheitet. Marie Pollmann freut sich schon auf den ersten Tag im Büro und das Wiedersehen mit den Kollegen.

Hintergrund
Die Hyperbare Sauerstoffbehandlung (HBO) ist angewandte Physik: In der Druckkammer atmen die Patienten mit einer Atemmaske medizinischen Sauerstoff ein, der über die Lunge ins Blut gelangt. Der Überdruck in der Kammer bewirkt, dass der Sauerstoff im Blut in Lösung übergeht. Die Druckkammerbehandlung ist weltweit seit vielen Jahren in die klinische Therapie eingeführt und ein bewährtes Behandlungsverfahren. Es zeigt insbesondere bei chronischen Wunden, dem diabetischen Fußsyndrom, aber auch bei Weichteil-Infektionen mit Problembakterien nachweisliche Effekte. Notfallpatienten mit einer Kohlenmonoxid-Vergiftung, einer Luft- und Gasembolie oder einer Gasbrandinfektion werden hier ebenso behandelt wie Taucher nach einem Tauchunfall. Das Zentrum für Hyperbare Sauerstoffbehandlung wurde 2018 am Bergmannsheil Buer eröffnet.

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